Skip to main content

Ökumenisches Projekt

Kirchen wollen Einsame in Baden-Baden an Heiligabend an einen Tisch holen

An Heiligabend ist die Einsamkeit bei vielen besonders groß. Damit niemand alleine unterm Tannenbaum sitzen muss, haben sich die Baden-Badener Kirchengemeinden etwas einfallen lassen.

Familie sitzt an Heiligabend gemeinsam am Tisch und genießt das Weihnachtsessen.
Stille Nacht, einsame Nacht: Die Kirchengemeinden organisieren an Heiligabend eine Festtafel für Einsame im Bonhoeffer-Saal. Foto: imago stock&people imago/Ralph Peters

Stille Nacht, einsame Nacht... Weihnachten ist ein Familienfest. Aber was, wenn der Partner verstorben ist, die Trennung noch frisch ist, die Eltern nicht mehr leben, Kinder und Enkelkinder weit weg sind oder es keine Kinder gibt, die zu Besuch kommen können?

Damit an Heiligabend niemand allein unterm Tannenbaum sitzen muss, hat sich die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) Baden-Baden etwas einfallen lassen.

Die Gemeinden wollen einsame Menschen dazu einladen, am 24. Dezember gemeinsam zu essen und zu feiern. Ziel sei gewesen, ein ökumenisches karitatives Projekt auf die Beine zu stellen, erklärt Karin Oesterle von der katholischen Kirchengemeinde St. Bonifatius Lichtental und Mitglied im fünfköpfigen Organisationsteam der Veranstaltung: „Das Angebot richtet sich an alle, die an Heiligabend alleine sind und gerne Gesellschaft hätten.“

Essen, Singen und Weihnachtsquiz in Baden-Baden

Von 16.30 bis 20.30 Uhr lädt die ACK am Heiligabend in den Bonhoeffersaal in Baden-Baden ein. Geplant ist ein gemeinsames Essen mit Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. Pasta mit verschiedenen Soßen, Salate und Suppen sollen auf dem Speiseplan stehen, verrät Oesterle.

Zwischen den Gängen sollen gemeinsam Lieder gesungen werden. Auch ein Weihnachtsquiz steht auf dem Programm. Zur Begrüßung werde es Plätzchen und einen alkoholfreien Punsch geben, am Ende erwartet die Teilnehmer eine Tüte mit Weihnachtsbrödle.

Wegen Corona ist die Teilnehmeranzahl auf 40 bis 45 begrenzt. Die Besucher müssen sich vorher anmelden. Es gilt die 2G-Regel. Kommen darf also nur, wer geimpft oder genesen ist.

Einsamkeit durch Corona gestiegen

„Wir sind gespannt auf die Resonanz“, sagt Oesterle. Der Bedarf sei da, vermutet sie. Durch Corona sei die Einsamkeit gestiegen: „Ich weiß von konkreten Fällen, in denen sich die Kinder zurückgezogen haben und ihre Eltern oder Großeltern nicht mehr besuchen.“

Angebote der Gemeinden seien coronabedingt weggefallen, zum Beispiel gemeinsames Essen, Basteln oder Feste. Auch die Gottesdienste seien spärlicher besucht gewesen als vor der Pandemie: „Gerade viele ältere Menschen sind vorsichtiger geworden und nicht mehr in die Kirche gegangen.“

Um den Kontakt zu den Gemeindemitgliedern zu halten, habe man an Türen geklingelt und habe das Gespräch gesucht, sagt Oesterle: „Oft ging dann eine Lawine los, gerade bei einsamen Menschen, die niemanden zum Reden hatten.“

Aktiv bei den Gemeinden gemeldet hätte sich aber niemand. „Einsame Menschen ziehen sich eher zurück“, sagt Oesterle: „Zuzugeben, dass man einsam ist, fällt vielen schwer.“

„Einsamkeit ist ein Tabuthema“, bestätigt Susanne Voegeler von der evangelischen Luthergemeinde, eine der Initiatorinnen. Wie groß die Nachfrage am Heiligabend werde, könne man daher nur schwer einschätzen.

Projekt an Heiligabend in Rastatt findet großen Zuspruch

Erfahrungswerte gibt es aus Rastatt: Dort gibt es bereits seit zwölf Jahren ein ähnliches Projekt namens „Offene Tür an Heilig Abend“. Angefangen habe man mit 50 bis 60 Teilnehmern, berichtet Initiator Peter Ulrich vom Hospizdienst, der die Veranstaltung organisiert. Von Jahr zu Jahr seien es mehr geworden.

Mittlerweile fände sich jedes Jahr zwischen 130 und 140 Gästen im Rastatter Gemeindesaal St. Alexander ein. Voriges Jahr fiel die Veranstaltung wegen Corona aus, dieses Jahr soll sie wieder stattfinden – pandemiebedingt vermutlich erstmals mit Anmeldung, sagt Ulrich.

Wie man sich für die Aktion in Baden-Baden anmelden kann, wollen die Gemeinden noch in den Gemeindebriefen und auf der Homepage der ACK bekannt geben

Das Fest ist für die Besucher kostenlos, die Kosten trägt die ACK. Für helfende Hände am Heiligabend oder Spenden, zum Beispiel in Form von Weihnachtsbrödle, sind die Organisatoren dankbar.

nach oben Zurück zum Seitenanfang