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Leben im Kloster Lichtenthal

In jungen Jahren ereilte die Baden-Badener Nonnen der Ruf Gottes

Das Leben im Kloster ist fest getaktet. Die Nonnen in Baden-Baden-Lichtental gehen verschiedenen Arbeiten nach. Doch was motivierte sie in das Kloster einzutreten und bereuen sie diese Entscheidung?

Ein Kirchengebäude mit Nonnen davor
Aktuell leben 20 Nonnen in der Cistercienserinnen-Abtei in Lichtenthal. Foto: pr

Nein, sie bereut ihre Entscheidung nicht, erklärt Nonne Gabriela. Bereits mit 17 Jahren hat sie angefangen, mit dem Leben im Kloster zu liebäugeln. Und das, obwohl sie nach ihrer Firmung erst mal große Bögen um Gottesdienste machte und kein Interesse am Glauben fand. Das Kloster reizte sie aber.

„Ich war ein planloser Mensch, diese äußere Disziplin gefiel mir“, erinnert sich Schwester Gabriela. Mit 23 Jahren hatte Gott sie so lange „weich geknetet“, wie sie es nennt, dass sie sich ein halbes Jahr Urlaub von ihrer Postbeamtinnenstelle nahm und sich auf den Weg ins Kloster Lichtenthal machte.

Die erste Zeit sei hart gewesen, erinnert sie sich. Sie habe keinen Kontakt zu ihren Eltern haben dürfen und sich einsam gefühlt. Und dennoch blieb sie länger als die zunächst geplanten sechs Monate.

Fester Tagesablauf im Kloster Lichtenthal

Mittlerweile sind es knapp 30 Jahre, die sie im Kloster verbracht hat. Und obwohl es anfangs schwer war, ist sie froh, diesen Weg gegangen zu sein. Sie führt jetzt ein schlichtes Leben. Morgens beginnt ihr Tag bereits um 5 Uhr mit dem Morgengebet.

Der Tagesablauf ist fest durchgeplant. Nach weiteren Gebeten, der Eucharistiefeier und dem Frühstück wird gearbeitet, unterbrochen von Gebeten und Mittagessen. Äbtissin Maria Bernadette Hein verteilt die Arbeiten, jede Nonne hat ihre feste Aufgabe. Die muss nicht unbedingt mit dem früheren Beruf zu tun haben.

Die Äbtissin selbst ist mit 20 Jahren als ausgebildete Biologielaborantin ins Kloster eingetreten. „Eine Laborantin war hier nicht gefragt, darum machte ich im Kloster eine Ausbildung zur Goldschmiedin“, berichtet die Äbtissin. Diese Arbeit führte sie lange aus, nebenher arbeitete sie im Gästehaus.

Seit die anderen Nonnen sie im Jahr 2001 zur Äbtissin gewählt haben, bleibt dafür aber keine Zeit mehr. Schwester Gabriela dagegen fing mit Verzierung von Kerzen an, wusch die Wäsche und arbeitete im Gästehaus. Mittlerweile bäckt sie.

Manche Nonnen haben ein Handy

Ihre Rezepte dafür holt sie sich nicht etwa aus alten Rezeptbüchern, sondern googelt ganz selbstverständlich nach neuen Leckereien. Ansonsten leben die Nonnen aber ohne viel modernen Komfort. Es gibt zwar einen Fernseher, auf dem sie ab und zu Filme oder Gottesdienste anschauen. Meistens seien sie nach all der Arbeit und dem frühen Aufstehen zu müde dafür, erklärt Gabriela.

Smartphones findet man dagegen nur schwer im Kloster. Zwar haben manche Nonnen ein Handy, wenn sie es für ihre Arbeit brauchen. Privateigentum besitzen sie jedoch nicht, mit dem Eintritt ins Kloster haben sie ihre privaten Gegenstände aufgegeben.

Im Kloster ist neben Beten und Arbeiten kaum Platz für Freizeit

Auch für Hobbys bleibt bei dem geregelten Ablauf im Kloster wenig Zeit. Mal ein paar Runden schwimmen, spazieren gehen oder auf den hauseigenen Fitnessgeräten etwas Sport machen, das sei aber durchaus möglich, so die Äbtissin.

Ebenso wie abends noch ein Buch zu lesen. „Dass um 21 Uhr jemand herumgeht und schaut, dass alle ihr Licht aushaben, das gibt es heutzutage nicht mehr“, erzählt sie schmunzelnd. Aber die Nonnen würden selbst merken, dass sie früh ins Bett gehen müssen, um früh morgens beten zu können.

Das Beten, das sei für sie als Cistercienserinnen-Abtei ihre Hauptaufgabe. „Andere Klöster sind eher karitativ, wir beten für die Menschen“, so Schwester Gabriela. „Es tut den Menschen gut, zu wissen, dass wir für sie beten“, erklärt Hein.

Die Äbtissin kam bereits mit 20 ins Kloster. Davor hätte sie sich eine Familie mit Mann und Kindern gut vorstellen können, dann aber ereilte sie der Ruf ins Kloster, wie sie es ausdrückt. Nonnen, die sich so früh für ein Leben im Kloster entscheiden, scheinen mittlerweile eine Seltenheit zu sein. Die Schwestern, die am kürzesten dabei sind, haben sich mit über 40 Jahren für das Klosterleben entschieden. Jetzt gibt es aber schon länger keine neuen Anwärterinnen mehr, die der Gemeinschaft von aktuell 20 Nonnen beitreten möchten.

„Man muss die Berufung Gottes spüren“, erklärt die Äbtissin. Doch das sei nicht alles. Belastbarkeit und Gemeinschaftsfähigkeit seien wichtige Eigenschaften einer Nonne, betont sie. Schließlich sind die Frauen bis zum Ende ihres Lebens zusammen. Klar gebe es da Reibereien, sie seien auch nur Menschen.

Die Nonnen sind im Frieden mit sich selbst

Aber sehr zufriedene Menschen, wenn man Schwester Gabriela Glauben schenken mag. Ob sie glücklich sei, das könne sie nicht sagen, den Begriff empfindet sie als schwierig. Sie fühlt sich stattdessen im Frieden mit sich selbst.

Hein fügt hinzu, dass sie eine innere Erfüllung verspüre. Sie habe ihren Weg ins Kloster nur einmal bereut. „Als meine Schwestern Kinder bekamen, wurde mir bewusst, dass ich nie ein eigenes Kind in den Armen halten kann.“

Dieses Gefühl sei aber schnell vorübergegangen. Für Hein gehört es dazu, dass sie als Nonne bei Schwierigkeiten ganz bewusst erneut den Weg bejaht, den sie eingeschlagen hat.

Heute ist sie froh, dass sie ihren Nichten und Neffen mit Rat zur Seite stehen kann. So sei sie indirekt doch eine Art Mutter. „Und für uns erst recht als Äbtissin“, ergänzt Schwester Gabriela lächelnd.

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