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Verkehrsverbund offen für neue Strecken

Ring-S-Bahn in Mittelbaden? Reaktionen auf Vorschlag fallen unterschiedlich aus

Hat eine Ring-S-Bahn in Mittelbaden eine Chance auf Realisierung? „Eine spannende Idee“, heißt es aus der Pressestelle des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV).

Menschen steigen in einer Straßenbahn des Karlsruher Verkehrsverbundes ein.
Mit der S-Bahn zum Flughafen? Der Vorschlag einer Ring-S-Bahn für Mittelbaden würde den Baden-Airpark und die Pferderennbahn in Iffezheim anbinden Foto: Bernd Kamleitner

Es wäre ein großer Aufschlag für die Region: Ein Ring-S-Bahn in Mittelbaden, die nicht nur Gemeinden verbindet, sondern auch einen Bahnanschluss zum Regionalflughafen in Rheinmünster-Söllingen und zur Pferderennbahn in Iffezheim bringt. Doch ist eine solche Idee, die der Baden-Badener SPD-Gemeinderat Werner Henn ins Gespräch gebracht hat, überhaupt realisierbar?

„Ideen sind immer willkommen“, heißt es aus dem Rastatter Landratsamt. Eine konkrete Stellungnahme im Detail will Pressesprecher Benjamin Wedewart noch nicht abgeben. Der Öffentlichkeitsarbeiter der Behörde von Landrat Toni Huber (CDU) räumt jedoch ein, dass es im Vorschlag von Henn durchaus „Abschnitte gibt, die diskussionswürdig erscheinen“.

Der SPD-Kommunalpolitiker aus der Bäderstadt sieht in einer Ring-S-Bahn in Mittelbaden eine deutliche Verbesserung für eine nachhaltige Entwicklung Mittelbadens.

S-Ring-Bahn in Mittelbaden: Anbindung von Flughafen und Pferderennbahn geplant

Das Projekt soll den Bahnhof in Oos mit dem Baden-Badener Stadtteil Sandweier sowie den Gemeinden Iffezheim, Hügelsheim und Sinzheim verbinden und dabei auch einen Anschluss an das Baden-Airpark-Gelände mit Gewerbegebiet und dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (FKB) in Rheinmünster-Söllingen gewährleisten. Die BNN haben die Überlegungen zu einer Ring-S-Bahn in Mittelbaden bereits ausführlich vorgestellt.

Das Foto zeigt den Pendlerparkplatz am Bahnhof in Baden-Baden-Oos
Bahn statt Auto: Auf dem Parkplatz Oos-West am Bahnhof in Oos stehen Autos von Pendlern, die den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Foto: Bernd Kamleitner

Als Varianten kann sich Henn Anbindungen in Richtung Kehl (mit Anschluss an Straßburg), Haguenau im Elsass und in die Baden-Badener Innenstadt vorstellen. Das Ziel ist klar umrissen: Mehr Menschen sollen vom Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umsteigen.

Henn hat deshalb angeregt, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben und anschließend einen Ideenwettbewerb zur Schienenanbindung zu starten.

KVV verweist auf Fördertöpfe für ÖPNV-Investitionen

Ob es dazu kommen wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Eine Machbarkeitsstudie wäre auf jeden Fall der erste Schritt, kommentiert Sarah Fricke, Sprecherin des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV), den Vorschlag aus der Bäderstadt. Noch verfüge der KVV aber über keine konkrete Unterlagen zum Thema Ring-S-Bahn, auch ein entsprechender Antrag liege nicht vor.

An den Finanzen müsse ein solches Projekt nicht unbedingt scheitern. Generell gebe es Fördermittel für Investitionen in den ÖPNV. Sollte das Projekt konkreter werden, „muss man schauen, ob es passt“.

Grundsätzlich sei der Verkehrsverbund immer offen für Überlegungen, das Netz zu erweitern. Über Anbindungen etwa des FKB in Rheinmünster-Söllingen, der Messe Karlsruhe in Rheinstetten oder der Innenstadt Baden-Baden sei in der Vergangenheit immer wieder diskutiert worden. Im Kern gehe es vor allem um die Frage der erwarteten Auslastung der Bahnen. Die müsse deutlich höher liegen als bei einer Anbindung mit Bussen.

Rathauschefin Mergen sieht für Vorstoß keine Erfolgsaussichten

Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) ist in Sachen Ring-S-Bahn skeptischer. Sie teilt zwar mit, dass sie sich über jeden Gedanken freue, der zu einer Attraktivitätssteigerung des ÖPNV führe. Dem Modell des SPD-Politikers räumt sie allerdings aus mehreren Gründen „keine Erfolgsaussichten“ ein.

Investitionen in neue Gleisanlagen seien auch ohne Elektrifizierung „enorm teuer“. Hinzu komme, dass die von Henn favorisierten innovativen Zugantriebe ihrer Meinung nach noch nicht ausgereift seien.

Zudem hat eine Ringlinie nach Auffassung Mergens einen entscheidenden Nachteil: „Wenn ich zu einem Zielort will, komme ich dort nicht direkt hin, sondern ich muss im Kreis fahren“. Die Oberbürgermeisterin glaubt deshalb, dass etwa eine direkte Busanbindung von Baden-Baden zum Regionalflughafen besser angenommen wird, als die Anfahrt mit der Ring-S-Bahn.

Idee einer Ring-S-Bahn und die Frage der Wirtschaftlichkeit

Die Rathauschefin verweist zudem auf eine bereits untersuchte S-Bahn-Anbindung von Baden-Baden an den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (FKB). Die standardisierte Bewertung, ein vorgegebenes Verfahren des Bundes, habe ergeben, dass eine solche Strecke auch bei über eine Million Passagieren am FKB nicht wirtschaftlich betrieben werden könne.

Möglicherweise kommt der Vorschlag von Henn auf einer Regionalkonferenz zum Thema ÖPNV auf den Tisch. Die Veranstaltung der regionalen Zusammenschlüsse Technologieregion Karlsruhe und Metropolregion Rhein-Neckar mit Experten sollte schon im vergangenen Jahr stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

Ein neuer Termin ist für den 8. und 9. Juli in Baden-Baden angesetzt. Die Konferenz soll wegen der Corona-Pandemie als Hybridsitzung im Kongresshaus stattfinden. Inhaltlich werde es um die Schwerpunkt „moderne Mobilität“ und „Veränderungen in der Mobilität“ gehen, kündigte Mergen an.

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