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Kriminalstatistik

Bühler Duo betrügt in 4.200 Fällen

Ist Bühl neuerdings eine Hochburg der Kriminalität? Diesen Schluss legt die Kriminalstatistik nahe. Der Leiter des Bühler Polizeireviers ist trotzdem entspannt.

Eine Frau schließt in einer Fußgängerzone ein Fahrrad mit einem Fahrradschloss an einen Metallbügel an.
Sicher ist sicher: Fahrraddiebstähle wurden in Bühl zwar seltener, E-Bikes sind bei Dieben aber begehrt. Foto: Silas Stein

160 Prozent: Um diesen Wert sind die Fallzahlen der Kriminalstatistik für das Polizeirevier Bühl gestiegen. Bei der Vorstellung der Zahlen aus dem vergangenen Jahr gaben Revierleiter Rolf Fritz und sein Stellvertreter Matthias Bruder aber umgehend Entwarnung: Für einen unruhigen Schlaf liefere die Kriminalstatistik keinerlei Anlass.

Fritz war von den Zahlen selbst überrascht worden, denn das Revier war mit dem für die Steigerung verantwortlichen Betrugskomplex überhaupt nicht befasst gewesen. Die Ermittlungen hatte die Kriminalpolizei geführt.

Zwei Männer hatten von Bühl aus bundesweit betrügerische Nachnahmesendungen verschickt. Sie stellten nicht erbrachte Leistungen in Rechnung. Meist ging es um Beträge zwischen 150 und 200 Euro.

Wer nicht zahlte, dem flatterte, um Druck zu machen, ein Inkassoschreiben ins Haus. 4.200 Fälle sind aktenkundig, wahrscheinlich kämen noch welche dazu, prognostizierte Revierleiter Rolf Fritz. Der Schaden beläuft sich auf 680.000 Euro, wären alle Rechnungen bezahlt worden, wären es drei Millionen Euro gewesen.

Polizei registriert wenig Täter, aber viele Taten

Dieser Sonderfall schraubte die Deliktzahlen von 2.523 im Jahr 2020 auf 6.554 im vergangenen Jahr. Ohne ihn wären es 2.365, ein Rückgang um fast sieben Prozent.

Steigende Zahlen registrierte die Polizei auch bei Straftaten gegen die persönliche Freiheit, worunter etwa Nachstellung, Nötigung und Bedrohung fallen (von 99 auf 138).

Wir hatten eine Serie von Taschendiebstählen in Kaufhäusern.
Rolf Fritz, Bühler Revierleiter

Der Großteil dieser Delikte ging auf das Konto zweier in Streit liegender Männer – auch hier gilt also: wenig Täter, viele Fälle. Eine weitere Zunahme gab es auch auf anderem Gebiet: „Wir hatten eine Serie von Taschendiebstählen in Kaufhäusern“, sagte Rolf Fritz.

Ansonsten weist die Statistik viele Rückgänge auf. Deutlich fiel er bei der Straßenkriminalität aus (von 428 auf 352 Fälle). Das überraschte den Revierleiter nicht: „Wenn wegen Corona niemand auf der Straße ist, gehen die Zahlen eben zurück.“

Um vier Fälle auf jetzt 13 sind die Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte gesunken. „Das sind immer noch 13 Fälle zu viel“, kommentierte Fritz.

Im Revier arbeiteten vor allem Beamte im höheren Alter, die mit den Menschen umzugehen wüssten und vieles im Gespräch regeln könnten. In diesen Fällen sei das nicht mehr gelungen: „Für Bühl ist das eine hohe Zahl“, so Fritz, und sie liege auch über dem Fünf-Jahres-Schnitt.

Diebe in Bühl haben es auf teure E-Bikes abgesehen

Bei den Zahlen aus den einzelnen Orten des Revierbereichs fällt vor allem der weitere Rückgang des Fahrraddiebstahls in Bühl auf. Waren es 2019 noch 237 Fälle, sanken die Zahlen 2020 auf 118 und im vergangenen Jahr auf 68.

Revierleiter Rolf Fritz sprach von einer guten Entwicklung. Seine Kollegen und Kolleginnen seien hier sehr engagiert gewesen, um das Problem in den Griff zu bekommen.

„Wir waren viel unterwegs und haben Präsenz gezeigt“, so Fritz. Gerade hochwertige Räder seien mittlerweile ins Visier der Diebe geraten. Dass Bahn und Stadt die Abstellanlage westlich der Bahn mit zusätzlichen Sicherheitsvorrichtungen ausgestattet hätten, sei hilfreich.

Die Einwohner müssen sich keine Gedanken über eine Verrohung der Gesellschaft in ihrem Bühlertal machen.
Rolf Fritz, Bühler Revierleiter

Denn gerade die Nähe zum Bahnhof sei für die Diebe attraktiv. So berichtete Fritz von einem E-Bike, das am Morgen in Bühl gestohlen worden und bereits am Nachmittag in Straßburg entdeckt worden sei.

Durch Corona-Demos gab es mehr Beleidigungen

In Bühlertal haben sich die Fälle der – meist einfachen – Körperverletzungen von elf auf 25 mehr als verdoppelt. „Hier ist der Grund bekannt, die Einwohner müssen sich keine Gedanken über eine Verrohung der Gesellschaft in ihrem Bühlertal machen“, so Revierleiter Rolf Fritz.

In Ottersweier haben Roheitsdelikte um sieben auf 36 zugenommen. Das ist laut Fritz auf den Streit zwischen zwei Mietparteien in einem Wohnhaus zurückzuführen.

Unser Einsatz hat sich gelohnt.
Rolf Fritz, Bühler Revierleiter

Die große Steigerung der Beleidigungen (von sieben auf 24) habe ihren Grund auch in den Corona-Demos in den ersten Monaten des Jahres. „Wir sind sehr zufrieden, dass es bei Beleidigungen geblieben und nicht zu Körperverletzungen gekommen ist“, sagte Fritz. „Unser Einsatz hat sich gelohnt.“

Corona beeinflusst Zahlen der Kriminalstatistik

Corona spiegelt sich an vielen Stellen der Statistik. Der Polizeiposten auf dem Baden-Airpark registrierte 97 Fälle von unerlaubtem Aufenthalt gegenüber 140 im vorangegangenen Jahr. Insgesamt sind die Fallzahlen in Rheinmünster um mehr als ein Fünftel auf 389 zurückgegangen.

In Lichtenau fällt die Zunahme von Rohheitsdelikten (von sechs auf 23) und von Körperverletzungen (von drei auf 19) ins Auge. Der Grund dafür ist unklar: „Wir können es uns nicht erklären“, sagte Fritz.

Im Baden-Badener Rebland ist der Rückgang der Sachbeschädigungen an Autos auffällig. Drei Fälle mussten bearbeitet werden. 2020 waren es noch 20 gewesen.

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