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Hallenbad schließt vorzeitig

Bühler Schwimmer geschockt: Weiter kein Wassertraining

Wegen der Corona-Pandemie ist das Bühler Hallenbad seit Monaten dicht. Und geht es nach der Stadt, soll es auch erst im Herbst wieder aufmachen. Die Sportstätten GmbH nennt drastische wirtschaftliche Zwänge als Grund. Die Schwimmer des TV Bühl sind sauer und äußern ihren Unmut deutlich.

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Vorzeitig Schluss: Die Stadt will das Hallenbad aus wirtschaftlichen Gründen vorzeitig schließen. Die Bühler Schwimmer sind geschockt. Foto: Foto: Bernhard Margull

Die Bühler Schwimmsport-Szene ist geschockt: Nachdem wegen der Corona-Pandemie über Monate hinweg nur Trockenübungen möglich waren, ist die Perspektive für ein reguläres Vereinstraining im Wasser in weite Ferne gerückt.

Die Stadt Bühl will aus wirtschaftlichen Gründen das Hallenbad schließen und erst zur kommenden Wintersaison, sprich im Herbst, wieder öffnen. Eine Katastrophe, sagt der TV Bühl. Dafür soll bereits frühzeitig im Mai das Freibad zur Verfügung stehen.

„Die Entscheidung wäre ja grundsätzlich richtig, wenn es bis Mai keinen Schul- und Vereinssport gäbe, ebenso keinen öffentlichen Badebetrieb“, sagt Christian Hensel, stellvertretender Chef und sportlicher Leiter der Schwimmabteilung des TV Bühl. Aber da es sich abzeichne, dass die Corona-Verordnung vielleicht bald gelockert werden könnte, sei das nicht akzeptabel.

Doch nicht nur für die TV-Aktiven ist es ein herber Schlag. „Das Schwimmbad fehlt mir sehr. Hatte meine Probleme mit den Gelenken im Griff, es ist sehr schade. Ich glaube bin nicht die Einzige!“, schreibt eine treue Besucherin auf der Facebook-Seite des Schwarzwaldbads.

Bühler Sportstätten GmbH sieht keine Alternative

Die Bühler Sportstätten GmbH sieht keine andere Möglichkeit. Geschäftsführer Jörg Zimmer versteht Sportler wie Badegäste. Doch die wirtschaftlichen Zwänge seien so groß, dass es zu einer vorzeitigen Schließung keine Alternative gebe. „Wir haben keine Perspektiven bezüglich eines öffentlichen Badebetriebs und damit Einnahmen“, so Zimmer. „Uns laufen die Kosten davon“. Er bedauere diesen Schritt, denn die „Sportstadt“ wolle auch den Schwimmern prinzipiell entgegen kommen.

Doch das Fenster der Hallensaison werde zunehmend kleiner. Dazu befinde sich der überwiegende Teil der Schwimmbad-Belegschaft in Kurzarbeit. Deshalb nun der Zug an der Reißleine. Ein Ruhemodus spart nach Zimmers Ansicht kaum Geld. Nun arbeitet die Sportstätten GmbH mit Hochdruck daran, das Freibad möglichst früh öffnen zu können. „Nach dem harten Winter wird das anspruchsvoll genug“, so Zimmer.

„Es ist furchtbar, dass dieser Weg versperrt ist“, sagt Martina Faust mit Blick auf die drohende Schließung. Sie gibt Schwimm-Unterricht und trainiert die zweite Wettkampfmannschaft des TVB, kennt die Nöte des fehlenden Übungsbetriebs im Wasser also aus zwei Perspektiven. Da sind die Kinder, die Schwimmen lernen wollen, und die immer länger werdenden Wartelisten für die Kurse.

Und da sind die Wettkampfschwimmer. Viele stehen vor dem Sprung in die nächste Alters- oder Leistungsklasse, und denen fehlen nun die zwingend notwendigen Einheiten im Bad. Mit den Schwimmern sei es wie mit den Fischen, die brauchen einfach das Wasser. Schwimm-Unterricht sei im Freien nur bedingt möglich; Theorie-Einheiten ebenfalls, gerade die Jüngeren frieren oft sehr schnell.

Beim Schwimmteam sorgen sich die Verantwortlichen nun, dass Aktive abspringen. Doch es geht nicht allein ums Schwimmen, allein die älteren Athleten müssen pro Woche 25 bis 30 Kilometer im Wasser machen, um das Leistungsniveau zu halten, zudem seien die Schwimmer mit 10.000 Eintritten pro Jahr größter Kunde.

Frust bei den jungen Schwimmern

Und was sagen die Schwimmer zu der geplanten vorzeitigen Schließung des Hallenbads? „Ich möchte schwimmen und während des Trainings meine Technik und meine Ausdauer verbessern. Eiswasserbaden im Regen ist keine Alternative.

Da kann ich mich nicht auf die Technik konzentrieren“, sagt der zwölfjährige Nils Braun und Helena Kaiser (10) meint: „Das finde ich echt einen Mist. Wir haben keine Chance, unseren Sport zu machen.“ Das nun die Perspektive für das Wassertraining fehle, findet sie schlimm.

Noah Huber (15 Jahre): „Ich finde es schade, dass das Hallenbad trotz Hygienekonzept zu bleibt und wir weiterhin nicht im Wasser trainieren können. Trockentraining kann das Wassertraining nicht ersetzen.“ Der neunjährige Bennet Redeker findet „die Badschließung ungerecht und eine schlechte Entscheidung. Ich vermisse das Wassertraining so sehr und hatte mich darauf gefreut bald wieder mit meinem Team trainieren zu können.“

Für Familie Ernst, ein Sohn ist Wettkampfschwimmer, steht fest: „Unsere Hoffnung auf das Ende des Lockdowns und Wiederaufnahme des Schwimmtrainings wurde zerstört durch die Ankündigung der Stadt zur Schließung des Schwarzwaldbades - es fehlt die Perspektive. Wo bleibt die Verantwortung der Stadt in Bezug auf die Förderung des Sports? Die Unterstützung und Förderung der Vereine und der Aktiven ist jetzt dringend erforderlich. Die Schließung bedeutet genau das Gegenteil.“

„Zum Computer spielen und Fernsehen gezwungen.“

Silas Braun (14 Jahre): „Nach dem Lockdown kein Schulsport, weil die Turnhalle zum Impfzentrum wurde, kein Schwimmtraining, weil das Hallenbad auf Kostengründen geschlossen ist. Ich bin zum Computerspielen und Fernsehen gezwungen.“

Emely Kölmel (18 Jahre): „Für mich persönlich ist es nicht zu schlimm, dass das Hallenbad frühzeitig schließen wird. Ich rechne nicht damit, dass wir in naher Zukunft wieder trainieren dürften. Natürlich wäre es schön gewesen, in naher Zukunft eine Trainingsmöglichkeit zu haben. Doch in solchen Zeiten können wir die Dinge nicht ändern und müssen uns an die Regeln halten.

Daher kann ich es durchaus nachvollziehen dass es für dass Schwimmbad keinen Sinn macht, länger Wasser im Hallenbad zu lassen. Ich hoffe jedoch sehr, dass es eine Möglichkeit geben wird, das Freibad früher zu öffnen, damit wir wieder trainieren können. Insgesamt macht es mich sehr traurig, meinen Sport schon für so lange Zeit nicht ausüben zu können. Ich habe mir für sportliche Ziele gesetzt, die ich nicht erreichen kann.“

In Rastatt planten der Eigenbetrieb Bäder der Stadtwerke, das Hallenbad Alohra deutlich länger als sonst zu schließen. Es sollte, aus wirtschaftlichen Gründen, keinen Parallelbetrieb mit dem Freibad Natura geben. Das stieß dem technischen Ausschuss des Gemeinderats sauer auf, nun muss die Verwaltung nachbessern.

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