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Einsatzzahlen weiterhin sehr hoch

Feuerwehr Bühl ist fast jeden Tag gefordert

Die Freiwillige Feuerwehr Bühl steht immer wieder vor neuen Herausforderungen. Mancher Einsatz geht auch an die Nieren.

Feuerwehrleute stehen vor einem bunten Firmengebäude
Ein Chemieunfall war der schwierigste Einsatz der Bühler Feuerwehr im vergangenen Jahr. Er wurde auch dank der guten Kooperation mit dem betroffenen Unternehmen bewältigt. Foto: Bernhard Margull

Hoffentlich, sagt Günter Dußmann. Der Kommandant der Bühler Freiwilligen Feuerwehr hätte ganz und gar nichts dagegen, wenn sich das gerade begonnene Jahr in einem speziellen Detail dem vergangenen Jahr gleichen würde. Es sind erste wenige Tage vergangen, und doch könnte mit dem Brand in der Neujahrsnacht auf dem Mooser Erlenhof der schwierigste Einsatz des Jahres schon geleistet sein.

2023 hatten die Feuerwehrleute ihren problematischen Einsatz am 2. Januar. Beim Bühler Logistik-Spezialisten LDB war aus einem Spezialbehälter Salzsäure ausgetreten.

Ein solcher Chemieunfall hat etwas mit dem Großbrand in Moos gemeinsam: „Wir lernen da immer noch etwas dazu, gerade wenn es sich um solche Einsätze wie bei LDB handelt, die selten sind.“

Bühler Großeinsätze haben Gemeinsamkeiten

Der Einsatz werde im Nachgang intensiv analysiert: Wo zeigten sich Schwächen, wo Stärken, und wo fehlte es an welcher Art von Ausrüstung? „Erst gestern Abend haben wir fast zwei Stunden lang den Einsatz in Moos aufgearbeitet“, berichtet Dußmann im Gespräch.

Die beiden Großeinsätze hatten aus der Sicht des in diesem Jahr aus dem Amt scheidenden Kommandanten noch eine weitere Gemeinsamkeit. Sowohl auf dem Erlenhof als auch bei LDB habe es während des Einsatzes einen intensiven, auf Vertrauen basierenden Kontakt zu den Betroffenen gegeben: „Das ist ganz wichtig, um erfolgreich arbeiten zu können.“

Der LDB-Einsatz vom 2. Januar war einer von 323 Einsätzen im gesamten Jahr 2023. Die Feuersicherheitswachen, 80 an der Zahl, sind in dieser Statistik nicht enthalten.

Damit ist die Feuerwehr weiterhin auf sehr hohem Niveau gefordert. 2022 hatte es die Rekordzahl von 337 Einsätzen gegeben, 2021 waren es 324. Zuvor waren es letztmals 2013 so viele gewesen – damals waren besonders viele Einsätze wegen des Hochwassers Ende Mai, Anfang Juni aufgelaufen.

185 Mal und damit praktisch jeden zweiten Tag musste die Feuerwehr zu einer technischen Hilfeleistung ausrücken, Brände gingen 72 in die Statistik ein. 66 Fehlalarme und damit einer mehr als im Vorjahr kamen dazu.

Hinter den nackten Zahlen

Die nackten Zahlen vermögen die Aufgaben nicht vollständig zu erfassen. „Mancher Einsatz geht an die Nieren“, sagt Dußmann und berichtet von fünf Menschen, die die Feuerwehr auf den Bahngleisen bergen mussten.

Das Bestreben sei es, möglichst wenige Feuerwehrleute mit einem solchen Anblick zu konfrontieren. Andererseits müssten auch die nachrückenden Kräfte an eine solche Aufgabe herangeführt werden. Zur psychischen Unterstützung steht ein feuerwehrinternes Einsatznachsorgeteam zur Verfügung, das in Sinzheim angesiedelt ist und in dem auch Bühler Feuerwehrleute mitarbeiten.

Insgesamt zehn Personen konnten im vergangenen Jahr nur noch tot geborgen werden.

Gerettet hat die Feuerwehr 35 Menschen. Das freut Dußmann ebenso wie manche positive Nachricht, die die Feuerwehr erreicht hat. Im Sommer hatten Unbekannte Eier auf ein Einsatzfahrzeug geworfen, das sei aber fast schon vergessen, so Dußmann.

Die Bevölkerung zeigt uns gegenüber Wertschätzung.
Günter Dußmann
Feuerwehrkommandant

Dafür hätten Rückmeldungen aus der Bevölkerung gesorgt, deren Tenor gelautet habe: Gut, dass es euch gibt. Auch Geld für die Kameradschaftskasse sei gespendet worden. Das zeigt für Dußmann, dass die Randalierer in der Minderheit seien: „Die Bevölkerung zeigt uns gegenüber Wertschätzung.“

Um die Sicherheit weiter auf hohem Niveau zu garantieren, plant die Feuerwehr unter anderem den Ausbau der zentralen Werkstätten. Dazu zählt laut Dußmann auch eine Art Feuerwehr-Tüv: „Wir können künftig verschiedene Geräte selbst prüfen, auch die von umliegenden Feuerwehren.“ Prüfgeräte seien vorhanden, Lehrgänge absolviert.

Gemeinsam mit den Kollegen aus Bühlertal und Ottersweier werde zudem ein Konzept entwickelt, um Einsatzkleidung gemeinsam und damit günstiger einkaufen zu können. Außerdem soll so auch garantiert werden, dass neue Feuerwehrleute zügig eingekleidet werden können, was aktuell nicht immer möglich sei.

Bühler Baustellen bereiten Schwierigkeiten

Der Blick Dußmanns richtet sich auch auf die kommende Baustelle in der südlichen Hauptstraße. Die verschiedenen Baustellen hätten die Arbeit der Feuerwehr zuletzt durchaus beeinflusst. Bei einem der nicht seltenen Staus in der Rheinstraße seien viele Feuerwehrleute nicht im gewünschten Tempo zum Gerätehaus gekommen, das Ausrücken sei auch nicht immer einfach gewesen. Nach einem Anruf im Ordnungsamt und einer folgenden veränderten Ampelschaltung an der Kreuzung Industriestraße/Rheinstraße sei es etwas besser geworden.

Mit seinen Kollegen mache er sich Gedanken, wie die Feuerwehr im Einsatzfalle im Süden der Stadt unterwegs sein können. Das Problem: „Wir wissen noch nicht, wie die Verkehrsführung sein wird. Vorher können wir aber nichts festlegen.“

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