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Entscheidung frühestens am 25. November

Kloster Neusatzeck bei Bühl: Projektentwickler wirft Makler Theater vor

Das Mutterhaus des Klosters Neusatzeck in Bühl ist ein kommunalpolitischer Dauerbrenner. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Projektentwickler und Makler sorgen für zusätzlichen Zündstoff.

Neusatzeck
Noch kein Bebauungsplan: Das Mutterhaus Neusatzeck soll zum Seniorenzentrum werden. Die meisten Gebäudeteile sollen dafür abgerissen werden. Foto: Ulrich Coenen

Die Kuh ist vom Eis – zumindest vorerst. Die Differenzen zwischen Makler und Projektentwickler bleiben beim Verkauf des Mutterhauses Neusatzeck aber unübersehbar. Vor drei Wochen hatte Ralf Olbrück, Geschäftsführer der Immobilienfirma Prosecur in Köln, von Bernd Matthias einen Finanzierungsnachweis und den Namen des endgültigen Investors für das Klostergebäude gefordert, das einem Seniorenheim weichen soll. Matthias sollte beides bis 14. Oktober vorlegen, um eine erneute Verlängerung des Kaufvertrags von 2018 zu erhalten.

Olbrück schickte nun aus seinem Urlaub eine SMS an die Redaktion. „Heute wurde eine Verlängerung der Laufzeit des Kaufvertrags der Vertragsparteien unterzeichnet. In Kürze wird es weitere Klärungen geben.“ Für ein Telefongespräch stand der Geschäftsführer im Urlaub nicht zur Verfügung.

Kontakt fast nur noch über die Rechtsanwälte

Es scheint aber eher ein Waffenstillstand als ein Frieden zu sein, denn Olbrück, der vor einem Jahrzehnt von den Dominikanerinnen mit der Vermarktung der riesigen Immobilie beauftragt wurde, und Matthias sprechen wohl immer häufiger über ihre Anwälte miteinander.

Der in drei Bauabschnitten zwischen 1928 und 1981 entstandene Gebäudekomplex und die zugehörige Ökonomie sind ein kommunalpolitischer Dauerbrenner. Sie wurden seit 2010 zum Kauf angeboten, zunächst für 2,5 Millionen Euro. Jahrelang tat sich nichts oder die Interessenten waren der katholischen Kirche nicht genehm. In der ersten Jahreshälfte 2018 stellte Bernd Matthias, damals noch mit einem inzwischen ausgeschiedenen Partner, sein Konzept für ein Seniorenzentrum vor.

Erste Pläne scheiterten an Fledermäusen

Die ersten Pläne und damit der Totalabriss des Mutterhauses scheiterten aber, weil im Sommer 2018 im Dachstuhl des ältesten Gebäudeteils artengeschützte Fledermäuse entdeckt wurden. Der zweite Entwurf, der den Ursprungsbau erhielt, gefiel dem Neusatzer Ortschaftsrat nicht. Erst der dritte Entwurf mit einem neuen Architekten fand im Juli 2020 im Gemeinderat Bühl im zweiten Anlauf in einer Kampfabstimmung eine knappe Mehrheit.

Einen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt es aber nach wie vor nicht. Auch der Kaufpreis, der nach BNN-Informationen eine Million Euro betragen soll, ist noch nicht bezahlt. Das ist aber absolut branchenüblich, so lange der Investor keine behördliche Genehmigung hat, die Immobilie in seinem Sinne weiterzuentwickeln.

Wir haben in dieser Sache bereits genug Kosten produziert
Bernd Matthias, Projektentwickler

„Der Kaufpreis ist laut Notarvertrag erst drei Wochen nach Vorlage der rechtskräftigen Baugenehmigung fällig“, stellt der Baden-Badener Projektentwickler Bernd Matthias gegenüber den BNN fest. „Wir warten darauf, dass der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan durch den Gemeinderat geht. Vorher werde ich keine Baugenehmigung beantragen. Wir haben in dieser Sache in den vergangenen Jahren bereits genug Kosten produziert.“

Den Namen des Endinvestors will Matthias nicht öffentlich nennen. Ursprünglich wollte der Baden-Badener Jurist das Seniorenzentrum selbst realisieren, hat aber davon aus gesundheitlichen Gründen inzwischen Abstand genommen. Matthias betont ausdrücklich, dass er laut notariellem Kaufvertrag nicht verpflichtet sei, den Endinvestor zu benennen. Im Kaufvertrag sei vielmehr das Konzept für das Seniorenzentrum beschrieben. „Laut Kaufvertrag haben wir, beziehungsweise unsere Rechtsnachfolger, uns an die im Grundbuch eingetragenen Nutzungsbeschränkungen zu halten“, berichtet Matthias. Von der Kirche werde ausgeschlossen, dass das Mutterhaus zu einer Spielhalle oder einem Bordell zweckentfremdet werde. Die Ausführungen Olbrücks seien deshalb eine „Irreführung der Öffentlichkeit“.

Was soll das ganze vom Makler entfachte Theater?
Bernd Matthias, Projektentwickler

„Welcher seriöse Kaufmann investiert über 500.000 Euro in Planungs- und Verfahrenskosten, um dann endlich nach Vorlage der Baugenehmigungen den Kaufpreis nicht zu bezahlen?“, fragt Matthias. „Unsere Fachingenieure und die tangierten Verwaltungsabteilungen haben die Voraussetzungen geschaffen, um die notwendigen Vorlagen für einen Satzungsbeschluss durch den Gemeinderat im November zu schaffen. Was soll das ganze vom Makler entfachte Theater um einen Forderungskatalog, der eindeutig im Notarvertrag geregelt ist?“

Der Bühler Gemeinderat wird sich nach Auskunft von Barbara Thévenot, Abteilungsleiterin Stadtentwicklung im Rathaus, frühestens am 25. November mit dem Bebauungsplan beschäftigen. Weil die Ausarbeitung der Satzung noch nicht abgeschlossen ist, kann sich der Termin aber auf den Dezember verschieben.

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