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Statement gegen Faschismus

Morddrohungen gegen „Netzlehrer“ Bob Blume aus Bühl

Nach einer klaren Positionierung gegen Faschismus hat Bob Blume vom Windeck-Gymnasium in Bühl Morddrohungen erhalten. Davon möchte er sich nicht einschüchtern lassen.

Bob Blume ist als „Netzlehrer“ bekannt geworden. In seinen Beiträgen streitet er für Verbesserungen in der Bildungspolitik. Auch als Buchautor („10 Dinge, die dich an der Schule hassen“) hat er sich einen Namen gemacht.
Bob Blume ist als „Netzlehrer“ bekannt geworden. In seinen Beiträgen streitet er für Verbesserungen in der Bildungspolitik. Auch als Buchautor („10 Dinge, die dich an der Schule hassen“) hat er sich einen Namen gemacht. Foto: Thomas Clemens

Bob Blume ist mit Morddrohungen und -fantasien konfrontiert. Der Oberstudienrat vom Windeck-Gymnasium, der als „Netzlehrer“ für Bildungsthemen streitet und 2022 zum „Blogger des Jahres“ gekürt wurde, hatte auf Instagram einen kurzen Videoschnipsel gepostet, in dem er sich gegen den Faschismus positioniert.

Blume ist einiges gewohnt. Auf Instagram hat er 140.000 Follower, und da teilt selbstredend nicht jeder seine Meinung. „Ich stand schon mal auf einer Nazi-Liste“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Wenn er jetzt aber lesen müsse: „Kann den mal jemand von der Bühne knallen?“, dann habe dies eine neue, nun ja, „Qualität“. Blume: „Das ist noch mal was anderes. Schön ist das alles nicht.“

Was war passiert? Nachdem bekannt geworden war, dass Rechtsextreme in Potsdam gemeinsam mit Vertretern der AfD und der Werte-Union über „Remigration“ gesprochen und damit die massenhafte Abschiebung nicht nur von Geflüchteten thematisiert hatten, stellte Blume ein 26 Sekunden langes Video auf Instagram ein.

Beitrag stammt von einer Rede in Köln

Es zeigt ihn bei einer Rede auf einer Kölner Bildungsdemonstration. Diese hatte bereits im September 2023 stattgefunden. Dabei sagte er: Die Nationalsozialisten hätten mit aller Kraft verhindern wollen, dass die Leute gebildet seien. Das habe einen erkennbaren Grund gehabt. Gebildete Menschen ließen sich nicht verführen: „Faschismus will keine Bildung, und Bildung verhindert Faschismus.“

In einem begleitenden Kommentar differenzierte er: Gemeint sei eine Bildung der Menschlichkeit, „eine Bildung, die andere respektiert, in der Demokratie gelebt wird und Werte hochgehalten werden, in der ethische Maßstäbe durch Handeln gelernt werden. Eine solche Bildung brauchen wir.“ 6.660 Usern gefiel das 220.000 Mal aufgerufene Video, 583 Kommentare wurden hinterlassen.

In den Kommentaren fanden sich Schlüsselwörter wie „Altparteien“, „links-grün“ oder „woke“. Aber eben auch: „Kann den mal einer von der Bühne knallen? Er ist der lebende Beweis dass Bildung eher bei Demokraten und Altpartein ein Mangel ist. Im übrigen haben die Nazis keine Pisastudie verkackt und die Napolas waren die wohl besten Schulen die es je in Deutschland gab (abgesehen von einigen altehrwürdigen Unis). Ein anderer Nutzer schrieb: „Was für Anti AfD, ich wünschte Die NSDAP würde existieren und dir etwas zeigen“ (Rechtschreibung und Kommasetzungen der Zitate folgen dem Original).

Bob Blume wendet sich an HateAid

Mehrfach wird Blume in harschen Worten ein Angriff auf die AfD vorgeworfen. Dabei erwähnt er die Partei in diesem Video mit keiner Silbe. Die Gleichsetzung von AfD mit Rechtsradikalismus komme von den Kritikern selbst und sei selbstentlarvend, sagt Blume.

Mittlerweile werde auch mit Klarnamen gedroht. Gerade der User, der Napolas lobte und Blume gerne von der Bühne geknallt sähe, habe auf seinem Account erstaunlich viel von sich preisgegeben: „Das war kein Troll-Account“, sagt Blume. Er habe geantwortet: „Das geht jetzt seinen Weg“. Die Folge: Der Nutzer löschte seinen Account.

Auch in einer persönlichen Nachricht sei er bedroht worden. „Ich bin, ehrlich gesagt, nicht mehr erschrocken“, so Blume. Er habe früher schon mal mit dem LKA gesprochen, jetzt habe er sich an die Hassmeldestelle HateAid gewandt.

„Netzlehrer“ aus Bühl will dagegenhalten

HateAid ist eine gemeinnützige GmbH und setzt sich seit 2018 für Menschen ein, die von Hasskommentaren betroffen sind. Ins Leben gerufen wurde´sie unter anderem von den Nichtregierungsorganisationen Campact und Fearless Democracy. Zur Gründungsfinanzierung trug auch die Robert Bosch Stiftung bei.

„Letzten Endes geht es um Sicherheit“, sagt Blume. „Es wirft mich aber nicht aus der Bahn.“ Er wolle dagegenhalten, das sei wichtig. Dazu ruft er auch die Zivilgesellschaft auf. Das wird in einem weiteren Video deutlich, das Blume als Reaktion auf die Drohungen ins Netz gestellt hat. Es wurde 400..000 Mal aufgerufen, es gab 18.200 Likes und 857 Kommentare. Die waren zum Teil recht kritisch, überschritten aber keine rote Linie.

Die zieht Blume dort, wo es gegen die Menschenwürde geht: „Wenn die Menschenwürde mit Füßen getreten wird“. Er zitiert den ersten Satz des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Der Titel des Videos ist ein Zitat von George Tabori: „Jeder ist Jemand“. Das greift Blume auf und sagt: „Wer damit nicht übereinstimmt, hat in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung nichts verloren: So einfach ist das.“

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