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Reisen nach Corona

Tourismus im Schwarzwald: Experte fordert „Ende der Kleinstaaterei“

Wann können Hotellerie und Gastronomie wieder loslegen? Und wie entwickelt sich der Tourismus in Mittelbaden und im Schwarzwald. Es sind viele Fragen, die die Branche derzeit beschäftigen.

Blick von Hochkopf - Schwarzwald - Auf Hornisgrinde
Es gibt auch Ruhe: Der Hochkopf mit Blick auf die Hornisgrinde ist im nördlichen Schwarzwald ein lohnendes Ziel für Wanderer und Mountainbiker. Foto: Jörg Seiler

Es ist eine drängende Frage, die die Region beschäftigt, Gastronomen wie Hoteliers, überhaupt alle, die in der Region nur ansatzweise mit Tourismus zu tun haben: Wann endet der staatlich verordnete Stillstand und wie geht der Weg zurück in den Normalbetrieb?

Oder wie es Henning Matthiesen, der Direktor des renommierten Brenners Park-Hotel & Spa (Baden-Baden) ausdrückte: „Es kommt darauf an, wie man die Krise wieder verlässt.“

Denn dass es weitergehen muss, dass idealerweise spätestens ab 2022 auch wieder Gäste aus aller Welt in die Kurstadt und in den Schwarzwald kommen, daran besteht kein Zweifel.

Das wurde in der Videokonferenz „Tourismus in Mittelbaden: Speisen und Reisen in der Zukunft“ deutlich, zu der der CDU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Baden-Baden/Bühl, Tobias Wald, eingeladen hatte.

Mischbetriebe im Schwarzwald sind bei Finanzhilfen außen vor

Der baden-württembergische Minister für Justiz, Europa und Tourismus, Guido Wolf (CDU), war gesuchter Ansprechpartner eines virtuellen Dialogs. Die weiteren Teilnehmer: Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen, Hansjörg Mair als Chef der Schwarzwald Tourismus GmbH, Rosa Karcher als Präsidentin des Landfrauenverbands.

Und dazu noch rund 50 weitere, interessierte wie fachkundige Gesprächsteilnehmer, die mit dem Tourismus in Mittelbaden zu tun haben.

Und diese Sparte, so stellte Wolf fest, „ist eine Leitökonomie in unserem Land.“ Das gehe in „unserer produktionsorientierten Gesellschaft“ etwas unter, bedauerte der Minister und lenkte den Blick auf die vielen Faktoren auf der Habenseite wie Kultur, Kulinarik, Natur, Landschaft und sehenswerte Städte.

Wie komplex das Thema Tourismus ist, dass es nicht ausreicht, sich nur auf Einzelaspekte zu fokussieren, verdeutlichte Landfrauen-Chefin Karcher. Ferien auf dem Bauernhof liege im Trend, auch im Schwarzwald. Die ländlichen Gastgeber würden gern wieder loslegen, sie müssen es auch. Denn in der Regel sind die Ferienhöfe Mischbetriebe, Landwirtschaft und Beherbergung.

Da liege der Knackpunkt, denn durch diese Strukturen blieben viele Ferienbauernhöfe bei den stattlichen Hilfen außen vor. Und noch eine Sparte im Schwarzwald kämpft: die Skiliftbetreiber.

Ausgerechnet dann, als es mal Schnee satt gab, mussten sie ihre Hänge dicht machen. Hemmschuh bei der finanziellen Unterstützung dieser Branche sind die europäischen Richtlinien zum Beihilferecht, doch es scheint einen Silberstreif am Horizont zu geben.

Mobilfunklöcher hemmen Tourismus-Apps

Es sind zwei Details in einer vielseitigen wie attraktiven Ferienregion, die versucht, den Anschluss an die modernen Zeiten zu finden – durch einen Tourismus, der natürlich Geld in die Kassen bringt, der aber genauso nachhaltig und zukunftsweisend ist. Dabei kann die Digitalisierung helfen.

Baiersbronns Tourismus-Direktor Patrick Schreib verdeutlichte, die Digitalisierung mit Apps (beispielsweise für ÖNPV oder Besucherlenkung) schreite immer weiter voran. Doch es gibt Probleme: Mobilfunklöcher. Eines findet sich ausgerechnet am beliebten Mummelsee.

Hansjörg Mair sah die Zukunft des Schwarzwaldtourismus vor allem darin, die „Kleinstaaterei“ aufzugeben. Er finde es störend, dass im Schwarzwald immer noch in Mitte/Nord und Süd unterteilt werde. Freilich gehe es nicht ums Kopieren, es gebe allein schon „natürliche Unterschiede“.

Nicht jeder Betrieb wird überleben.
Hansjörg Mair, Chef der Schwarzwald Tourismus GmbH

Aber gute Ideen und Konzepte seien durchaus kompatibel. Dass der Schwarzwald zieht, wurde in diesem Dialog deutlich, nach Städten wie Hamburg, Berlin, München, Frankfurt oder Köln steht der „Black Forest“ auf der Beliebtheitsskala ganz oben.

Und da setzt Baden-Baden an: Zusätzlich zur Natur – inklusive Naturpark und Nationalpark – wirbt die Kurstadt mit Bädern, Festspielhaus und Rennbahn im benachbarten Iffezheim. OB Mergen verdeutlichte, wie wichtig es sei, das internationale Marketing so vorzubereiten, dass 2022 auch die ersten Touristen aus Übersee an die Oos kommen.

Eines wurde in diesem Dialog definitiv deutlich: Der Tourismus im Schwarzwald wandelt sich. Und: „Nicht jeder Betrieb wird überleben“, so Hansjörg Mair mit Blick auf die Gastgeber. Das sei allerdings nicht nur wegen Corona, die Pandemie habe den Prozess nur beschleunigt.

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