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Weniger Unfallfluchten

Unfallstatistik 2020 in Bühl: Erhebliche Unterschiede im Vergleich zum Vorjahr

Die Statistik der Verkehrsunfälle zeigt für den Bereich des Bühler Polizeireviers im Vergleich zum Vorjahr eine konstante Zahl. Im Detail gibt es aber teils erhebliche Unterschiede – auch wegen Corona.

Lädiertes Auto
Ärgerliche Entdeckung: Immer wieder finden Fahrzeughalter ihr geparktes Auto beschädigt vor, vom Verursacher keine Spur. Insgesamt 224 Unfallfluchten gab es im Bereich des Bühler Polizeireviers im vergangenen Jahr. Foto: Roland Weihrauch /dpa

Drei Dinge fallen bei der Verkehrsunfallstatistik des Polizeireviers Bühl besonders ins Auge: der deutliche Rückgang von Unfallfluchten, die steigende Zahl von Unfällen mit E-Bikes und die Zunahme von Unfällen mit motorisierten Zweirädern.

Die Gesamtzahl der Unfälle ist im Revierbereich, der vom Baden-Badener Rebland bis Ottersweier und von Bühlertal bis Lichtenau und Rheinmünster reicht, nahezu gleichgeblieben. 1.384 Unfälle sind im vergangenen Jahr protokolliert worden, 2019 waren es sieben weniger.

Als eine „gute Entwicklung“ bezeichnet Revierleiter Rolf Fritz den Rückgang der Unfallfluchten von 292 auf 224, auch die Aufklärungsquote habe sich etwas verbessert. Bei den meisten Unfällen dieser Art habe es sich um Parkplatzrempler gehandelt.

„Nach einem Unfall auf dem Parkplatz eines Supermarkts trauen sich die Leute oft nicht, einfach wegzufahren, weil immer viele Menschen es gesehen haben könnten“, sagt Fritz. Größere Parkplätze, etwa an Schwimmbädern, seien im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht so belegt gewesen wie in den Jahren zuvor, entsprechend habe es auch weniger Unfälle gegeben.

Gesamtzahl der Unfälle in der Corona-Pandemie konstant

Die Parkplatzrempler sind in den Augen von Fritz auch der Grund dafür, dass trotz der Corona-Pandemie und des dadurch etwas geringeren Straßenverkehrs die Gesamtzahl der Unfälle konstant geblieben ist. Bei 165 Unfällen waren verletzte Personen zu beklagen (2019: 155), deren Zahl ist um vier auf 197 zurückgegangen.

Bei einem Unfall war eine tödlich verletzte Fahrradfahrerin zu beklagen. Sie hatte laut Fritz die Fahrbahn gequert, ohne die Vorfahrt zu beachten. Der Autofahrer, der sie mit seinem Fahrzeug erfasste, habe den Unfall nicht verhindern können.

Die Zahl der Radfahrunfälle hat sich laut der Statistik insgesamt nur um vier auf 67 erhöht. Bei 20 Unfällen waren Pedelecs beteiligt. „Auffallend ist, dass mehr als die Hälfte aller Fahrradunfälle durch die Fahrradfahrer selbst verursacht wurde“, sagt Fritz. Das gehe quer durch alle Altersschichten.

Bei diesen Unfällen stellen wir alle möglichen Ursachen fest.
Rolf Fritz, Revierleiter in Bühl

„Viele der Unfälle mit E-Bikes geschehen beim Anfahren, weil die Kraft des Motors unterschätzt wird.“ Andere seien zu schnell unterwegs oder einfach der Herausforderung der Technik nicht gewachsen: „Bei diesen Unfällen stellen wir alle möglichen Ursachen fest.“

Chefarzt im Klinikum Mittelbaden behandelt auch viele junge E-Bike-Nutzer

Walter Seyfried, der Chefarzt der Unfallchirurgie im Klinikum Mittelbaden, bestätigt diese Beobachtungen. Bei seiner Arbeit habe er es eher mit den ungeübten Fahrern zu tun, die aufgrund des Antriebs eine längere Strecke absolvieren und dabei über ihre Kräfte gehen. Anderen wiederum werde schwindelig, weil eine Krankheit vorliege. Bei den Unfällen habe es nur selten eine Fremdeinwirkung gegeben.

Auch für den Chirurgen sind es nicht ausschließlich die älteren E-Bike-Nutzer, die verunglücken. Allerdings sei es schon ein deutlicher Unterschied, „ob Sie einen jungen Patienten oder einen älteren zur Behandlung bekommen. Die älteren Knochen brechen schneller und sind komplizierter zu operieren.“ Durch die landschaftlichen Gegebenheiten landeten aber auch Mountainbiker im Klinikum, die bei einer rasanten Abfahrt schon mal 60 Stundenkilometer erreichten – „und das ohne Hilfsmotor“ , so Seyfried.

Polizei empfiehlt E-Bike-Fahrern dringend einen Helm

Im Vergleich mit anderen Revieren liege Bühl bei den E-Bike-Unfällen aber am unteren Ende der Skala, ein befürchteter starker Anstieg dieser Unfälle sei trotz der stark steigenden Verkaufszahlen ausgeblieben. Gleichwohl appelliert der Revierleiter an die Radfahrer, einen Helm zu tragen, „auch auf kurzen Strecken, denn der Autofahrer, der sie eventuell anfährt, weiß nicht, dass sie nur kurz zum Bäcker wollten“.

Ich selbst fahre auch nur mit Helm.
Walter Seyfried, Chefarzt der Unfallchirurgie

Gerade ältere E-Biker verzichteten oft auf diesen Schutz. Dabei könne schon ein Umfallen aus dem Stand ohne Helm zu schwersten Kopfverletzungen führen. Zudem erinnert Fritz an die Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche. Walter Seyfried unterstützt diesen Appell: „Ich selbst fahre auch nur mit Helm.“

Während die Zahl der Lkw-Unfälle von 35 auf 28 gesunken ist, wurden insgesamt 27 Unfälle mit motorisierten Zweirädern gezählt, das sind sieben mehr als im Vorjahr. Einen lokalen Schwerpunkt gebe es nicht, die Unfälle verteilten sich über den gesamten Revierbereich. Mit Blick auf die Schwarzwaldhochstraße sei der Abschnitt von Plättig bis Unterstmatt im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg derjenige mit den wenigsten Unfällen.

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