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Negative Auswirkung aufs Ortsbild?

Bürger in Gernsbach-Hilpertsau starten Petition gegen Bauprojekt

Ein geplantes Bauprojekt in Gernsbach-Hilpertsau stößt auf große Kritik. Bürger haben sich zusammengeschlossen, um gegen den Bau von sechs zweieinhalb- bis dreigeschossige Mehrfamilienhäusern auf dem Bahnhofsgelände vorzugehen.

Eine Wiese mit Gebäuden im Hintergrund
Umstrittenes Projekt: Die Wiese hinter dem Bahnhof von Gernsbach-Hilpertsau soll in Zukunft bebaut werden. Die Mitglieder der Bürgerinitiative befürchten, dass dadurch das Verkehrsaufkommen steigt und die ohnehin schon knappen Kinderbetreuungsplätze noch rarer werden. Foto: Adrian Mahler

Gegen die geplante Innenverdichtung in Gernsbach-Hilpertsau haben sich einige Anwohner zu einer Initiative zusammengeschlossen. Mit einer Online-Petition und Flyern wollen sie verhindern, dass am Bahnhofsgelände des Gernsbacher Ortsteils sechs zweieinhalb- bis dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit einer Höhe von 10,5 bis 13,5 Metern errichtet werden.

Die Bürgerinitiative befürchtet durch die Flachdachbauten negative Auswirkungen auf das Erscheinungsbild des Dorfs. Zudem schränke das Projekt die Wohnqualität der angrenzenden, aber auch umliegenden Anwohner massiv ein, heißt es auf der Petitions-Plattform Change.org.

Unter dem Titel „Bahngelände Hilpertsau vs. Bezahlbares Wohnen“ sind dort mittlerweile 241 (Stand am Freitag) Unterschriften zusammengekommen. Zudem hätten die Beteiligten rund 2.500 Flugblätter in Hilpertsau und auch in anderen Ortsteilen von Gernsbach verteilt, sagt Jan Hüllen, Mitglied der Bürgerinitiative.

Er ist selbst Betroffener, da ihm nach eigenen Angaben etwa die Hälfte der Fläche am Bahngelände gehört, das bebaut werden soll.

Vor einiger Zeit schien die Stadt noch kein großes Interesse an dem Gelände zu haben.
Jan Hüllen, Grundstücksbesitzer auf Bahngelände

„Vor einiger Zeit schien die Stadt noch kein großes Interesse an dem Gelände zu haben“, sagt Hüllen. Deshalb erwirbt das Grundstück bei der Bahn und richtet es her. Auch die Lagerhalle dort habe er mit großem Aufwand auf Vordermann gebracht. „Plötzlich war das Gelände für die Verwaltung interessant“, sagt er.

Nun bereitet ihm unter anderem eine Nachzahlungsklausel mit der Bahn Sorgen. Diese besagt, dass auf Hüllen Nachzahlungen zukommen können, wenn die derzeitige Gewerbefläche zu einem Wohngebiet aufgewertet wird. „Falls ich mein Grundstück verkaufen will, muss ich ordentlich Geld drauflegen“, sagt er. „Das Ganze ist eine Investorenlösung ohne Rücksicht auf Verluste.“

Rund 130 neue Einwohner erwartet

Er führt auch an, dass durch die über 40 Wohneinheiten ungefähr 100 bis 130 neue Einwohner auf Hilpertsau zukommen. Dabei seien die Grundschule, der Kindergarten und der Spielplatz im Ort bereits fast ausgelastet. Zudem steige mit den zusätzlichen Einwohnern das Verkehrsaufkommen und die Lärmbelästigung nehme zu. „Alles zuzupflastern ist keine Lösung“, sagt Hüllen.

Das macht auch die Bürgerinitiative auf ihrer eigens eingerichteten Internetseite klar. Dort heißt es, Einwände der Bürger seien alle vom Tisch gewischt worden, um „investorenfreundlich“ zu bleiben. Zuletzt sorgte das Projekt auch im Ortschaftsrat Obertsrot und im Gemeinderat für Unmut.

Ortschaftsrat will keine so starke Innenverdichtung

Der Ortschaftsrat Obertsrot begrüßt grundsätzlich eine Innenverdichtung des etwa ein Hektar großen Areals, allerdings nicht in dieser massiven Form. Er fordert die Überarbeitung sowie eine Visualisierung der Planung. Die Gemeinderätin Christine Winkelhorst (CDU) regte in der vergangenen Gemeinderatssitzung, zu der 50 Anwohner kamen, eine Vor-Ort-Begehung des Geländes an.

Vonseiten der Stadt Gernsbach heißt es auf BNN-Nachfrage, dass ein Ortstermin stattfinden werde, sobald die Bau-Planung überarbeitet worden sei. Die hohe Auslastung der Schulen und Kindertagesstätten, das Verkehrsaufkommen und die Lärmbelastung würden dabei berücksichtigt. Außerdem befasse sich der Gemeinderat damit, mögliche soziale Brennpunkte zu vermeiden und den eigentlichen Wohnraumbedarf in Gernsbach zu bestimmen.

Verschiedene Sichtweisen über das vertretbare Erscheinungsbild ständen zur Diskussion. Es sei aber völlig normal, dass bei einem solchen Projekt auch private Flächen überplant werden. Stadtbaumeister Jürgen Zimmerlin sagt auf BNN-Nachfrage: „Wir befinden uns bei dem Bahnhofsgelände Hilpertsau noch mitten im Diskussionsprozess, sodass zum jetzigen Zeitpunkt weder Festlegungen seitens der Stadt gewünscht noch möglich sind.“ Die Bürgerinitiative will am Wochenende ihre Ziele und Vorstellungen konkret ausformulieren.

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