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Unterschriftenliste an Bürgermeister

Stößt weiterhin auf wenig Gegenliebe: Gernsbacher Bürger wenden sich gegen Fußgängerzone

In Gernsbach wenden sich einige Bürger weiterhin gegen die Fußgängerzone. Nun hat eine Initiative von mehreren Gewerbetreibenden 335 Unterschriften an den Bürgermeister übergeben.

Stößt nach wie vor auf wenig Gegenliebe in Gernsbach: Die Fußgängerzone in der Altstadt.
Die Fußgängerzone in der Gernsbacher Altstadt bleibt Stadtgespräch. Foto: Stephan Juch

Die Fußgängerzone in der Altstadt bleibt Stadtgespräch: Jetzt sind auf Initiative von mehreren ortsansässigen Gewerbetreibenden insgesamt 335 Unterschriften an Bürgermeister Julian Christ (SPD) übergeben worden. Damit machen die Unterzeichner gegen die aktuelle Verkehrsregelung mobil und fordern eine Rückkehr zur alten „Normalität“.

Einer, der sofort mitgemacht und unterschrieben hat, ist Günter Wilkesmann. Den 61-Jährigen kann man getrost als „bunten Hund“ bezeichnen, der mit seinem Food-Truck viel unterwegs ist. Unter anderem ist „Güni’s Griller“ seit drei Jahren fester Bestandteil des Gernsbacher Markts in der Salmengasse.

Ich habe noch keine einzige Stimme gehört, die die Fußgängerzone gut findet.
Günter Wilkesmann, Food-Truck-Betreiber

Für die Möglichkeit, regelmäßig auf dem Markt seiner Heimatstadt vertreten sein zu dürfen, sei er sehr dankbar. Dort kommt er mit vielen Bürgern ins Gespräch. „Ich habe da noch keine einzige Stimme gehört, die die Fußgängerzone gut findet – in den sozialen Medien dasselbe“, sagt Wilkesmann.

Der frühere Vertriebler gehört zu denen, die sich vehement gegen die neue Verkehrsführung in der Altstadt aussprechen. Dafür hat er gute Gründe: Neben den Geschäftsleuten, die seiner Meinung nach stark unter der aktuellen Situation leiden, denkt er an die Anwohner, die jetzt mehr Mühe im Alltag (unter anderem bei der Müllentsorgung) haben. Außerdem an die Rettungskräfte, die im Notfall wegen der Poller wertvolle Zeit verlieren, und natürlich an die mobilitätseingeschränkten Mitmenschen.

Günter Wilkesmann ist seither seltener in der Gernsbacher Altstadt

Wilkesmann ist nach einer Hüft-Operation derzeit selbst auf Krücken angewiesen. „Ich habe es probiert, vom Färbertor zum Orazio zu kommen – ich war fix und fertig“, erzählt der Gernsbacher und ergänzt: „Mich kann ja keiner hinbringen und abholen.“ Folge: Notgedrungen werde er bis zu seiner Genesung seltener zum Stammtisch gehen.

Seit der Fußgängerzone sei Wilkesmann generell seltener Gast in der Altstadt, weil das beliebte „sehen und gesehen werden“ durch die Sperrung für den Straßenverkehr nicht mehr möglich sei. Zudem verweist der 61-Jährige auf das steile und bei Nässe mitunter sehr rutschige Kopfsteinpflaster. „Weil man nicht mehr mit dem Auto kommen kann, sagt man sich: Dann bleibe ich lieber daheim.“ So denken viele, behauptet Wilkesmann.

Dabei liege ihm viel an der Altstadt. Er stand schon bei einem Aktionstag mit seinem Food-Truck vor dem Kornhaus oder hat mit einer Goldfischaktion im Marktbrunnen für eine Attraktion gesorgt. „Güni“ würde sich gerne wieder in der Altstadt engagieren – „aber nicht unter den Voraussetzungen“. Er fordert eine Rückkehr zur alten Verkehrsregelung und zum Altstadtsommer. „Warum man das geändert hat, weiß ich nicht.“

Initiative übergibt 335 Unterschriften an Gernsbacher Bürgermeister Christ

Das können ihm vielleicht die Kommunalpolitiker beantworten, die die Entscheidung im vergangenen Jahr getroffen haben. Für Wilkesmann wäre es ein „Zeichen von Größe, sich diesen Fehler einzugestehen“ und ihn zu korrigieren. Darauf hofft er zumindest. Genauso wie die 334 weiteren Bürger auf der Unterschriftenliste.

Aber der 61-Jährige möchte nicht nur meckern: „Wer kritisiert und seine eigene Meinung kundtut, sollte auch Verantwortung übernehmen“, erklärt Wilkesmann sein Vorhaben, bei der nächsten Kommunalwahl als parteiloser Kandidat für den Gemeinderat ins Rennen gehen zu wollen.

Im Rathaus betont man unterdessen, die Anliegen der Unterzeichner der Petition ernst zu nehmen. Gleichwohl weist Pressesprecherin Nicoletta Arand darauf hin, dass „sich der Großteil der Einzelhändler und Gastronomen aus der Altstadt nicht an der Unterschriftenaktion beteiligt hat“. Zudem ließen sich die 335 Unterschriften, „die auf den ersten Blick viel erscheinen, leider nicht wirklich auf Gernsbach zuordnen, da die Anschrift (beziehungsweise der Wohnort) und die Namen der Unterzeichnenden nicht zu erkennen sind“.

Beim Bürgermeister eingereicht wurden die Listen von Vertretern des Eiscafés Fran Rosa, Avanti Pizza Döner, Reeperbahn 176, Optik Knapp, Naturkost Gleisle, Murphy’s Diner & Bar sowie Unisesso Hair Styling Enzo. „Wir erneuern unser Gesprächsangebot und werden zwecks konkreter Terminkoordination zu persönlichen Gesprächen auf die Gewerbetreibenden zu gehen“, kündigt Nicoletta Arand an.

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