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Protestaktion im Lockdown

Einzelhändler in Achern demonstrieren in der Innenstadt gegen erneute Schließungen

Die Mitarbeiter verschiedener Einzelhandelsgeschäfte der Acherner Innenstadt wollen sich mit einer Protestaktion gegen erneute Schließungen Gehör verschaffen. Im Landkreis Rastatt sind die Lichter in den Geschäften bereits erloschen, die Acherner fürchten nun, dass ihnen das gleiche Schicksal droht.

Simone Vetter, Mitinhaberin vom Modehaus Pfeiffer, demonstriert.
Kein Spielball der Politik: Simone Vetter (Mitte), Mitinhaberin vom Modehaus Pfeiffer in Achern, fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Foto: Julian Meier

Am Adlerplatz in Achern stehen Menschen beinahe vor jedem Schaufenster, egal ob vor dem Kaufhaus Peters oder gegenüber dem Bekleidungsgeschäft Dessous-Perle. Sie alle wollen nicht etwa einkaufen, sondern demonstrieren.

Im Landkreis Rastatt musste der Einzelhandel mittlerweile wieder schließen. Der Grund: Der Inzidenzwert liegt stabil über dem Schwellenwert 100. Die Händler in Achern machen sich nun Sorgen, dass ihnen das gleiche Schicksal droht.

Im Ortenaukreis liegt der Wert derzeit über 50. Theoretisch würde das bedeuten, dass der Einzelhandel nur sogenanntes Termin-Shopping (Click&Meet) anbieten darf. Derzeit haben die Läden jedoch noch geöffnet, fragt sich bloß, wie lange?

Der Einzelhandel ist kein Hotspot.
Simone Vetter, Mitinhaberin vom Modehaus Pfeiffer

„Der Einzelhandel ist kein Hotspot“, betont Simone Vetter, Mitinhaberin vom Modehaus Pfeiffer in Achern. Sie hat sich gemeinsam mit ihren Mitarbeitern am Dienstagmorgen noch vor der Ladenöffnung vor dem Schaufenster ihres Geschäfts positioniert. „Wir möchten nicht länger der Spielball der Politik sein“ steht auf dem Plakat, das sie hochhält.

Einzelhändler in Achern fühlen sich im Stich gelassen

Genau darum geht es Vetter – sie wünscht sich einen lösungsorientierten Ansatz für den Einzelhandel. Sie will darum kämpfen, dass ihr Geschäft geöffnet bleiben darf. Von der Politik fühlt sie sich im Stich gelassen, das ständige Hin und Her und die sich andauernd ändernden Verordnungen machten sie mürbe, sagt sie. Es ist ein Bangen von Wochen zu Woche, gar von Tag zu Tag.

Direkt neben dem Modehaus Pfeiffer stehen auch die Mitarbeiter des Kaufhaus Peters. „Wir wollen auf uns aufmerksam machen“, sagt Inhaber Bernd Peters. Seine Filiale in Bühl musste bereits schließen. Genau wie seine Mitstreiter fordert auch er, dass der Einzelhandel geöffnet bleiben darf. Die Umsetzung der Hygieneregeln in den Läden würde das allemal hergeben: „Bei uns kaufen Kunden sicher ein“, betont er.

Was ihm besonders sauer aufstößt, ist der Umstand, dass Supermärkte im Prinzip genau die gleichen Produkte anbieten wie er nur mit dem Unterschied, dass diese wegen drohender Schließungen nicht um ihre Existenz bangen müssen. Von Corona-Leugnern und Querdenkern distanziert sich die gesamte Protestaktion.

Weitere Mitstreiter zeigen sich solidarisch mit Demonstranten

Gegenüber hat sich auch das Personal des Bäckers versammelt. Sie sind von einer Schließung zwar nicht betroffen, zeigen sich mit Plakaten mit der Aufschrift „Gemeinsam backen wir das“ dennoch solidarisch. Auch in der Hauptstraße demonstrieren die Mitarbeiter des Geschäfts Schuh-Schäfer. Philipp Schäfer, Mitinhaber und Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Achern aktiv“, fordert ebenfalls, dass der Einzelhandel geöffnet bleiben darf.

Philipp Schäfer, Mitinhaber von Schuh-Schäfer in Achern, demonstriert vor seinem Geschäft.
Philipp Schäfer, Mitinhaber von Schuh-Schäfer in Achern, möchte, wie auch seine Mitstreiter, dass die Geschäfte der Stadt unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln geöffnet bleiben dürfen. Foto: Julian Meier

Während der Schließung habe er zwar den Abholservice Click&Collect angeboten, das sei jedoch kein adäquater Ersatz für den stationären Verkauf, erklärt er. Das Infektionsrisiko in seinem Geschäft sei durch den großflächigen Platz pro Kunde und das durchdachte Hygienekonzept relativ gering. „Der Handel ist sicher“, betont er.

Auch Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach solidarisiert sich mit der Forderung der Einzelhändler, geöffnet zu bleiben. „Die Landesregierung ist aufgefordert, alle Einzelhandelsgeschäfte mit einem schlüssigen Hygienekonzept offenzuhalten. Damit wird eine Verdichtung auf wenige Geschäfte vermieden und bei Umsetzung eines Hygienekonzeptes ist die Infektionsgefahr beherrschbar“, so Muttach.

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