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230 Tiere beringt

Wie ein Vogelfreund und der Zoo Karlsruhe den Wiedehopf wieder in der Ortenau ansiedeln

Manfred Weber aus Stadelhofen trägt dazu bei, dass der gefährdete Wiedehopf sich wieder in der Ortenau ansiedelt. Vor weniger als 20 Jahren war der Vogel in der Region quasi ausgestorben.

Zwei Männer stehen vor einem Nistkasten.
Der Wiedehopf wurde dank des Einsatzes von Manfred Weber (links) vom NABU im nördlichen Ortenaukreis wieder heimisch, die Artenschutzstiftung des Karlsruher Zoos und dessen Direktor Matthias Reinschmidt unterstützen das Projekt. Foto: Roland Spether

Wenn der Wiedehopf seine orangene Federhaube aufrichtet, sein schwarz-weißes Flügelkleid ausbreitet und sich mit seinem langen Schnabel auf Nahrungssuche begibt, ist er wahrer Prachtvogel.

Ein „Spaßvogel“ ist er aufgrund seines kunterbunten, unverwechselbaren Aussehens allerdings nicht, denn er stehe auf der „roten Liste“ und war vor nicht einmal 20 Jahren im Ortenaukreis und damit auch im Bereich zwischen Offenburg und Achern faktisch ausgestorben.

Dass der Wiedehopf dann wieder heimisch wurde, ist wesentlich ein Verdienst von Manfred Weber (Stadelhofen) von der Offenburger Gruppe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), der mit viel Liebe, Einsatz und Fachkenntnis ein Vogelwunder vollbrachte und eine Vogelart im Ortenaukreis und weiter bis in den Raum Bühl vor dem Aussterben bewahrte.

„Im letzten Jahr habe ich 230 Jungvögel beringt“, sagte Manfred Weber bei einem Vor-Ort-Termin mit einer Gruppe von Vogel- und Naturfreunden mit Matthias Reinschmidt an der Spitze, Direktor des Karlsruher Zoos und der Vorstand der Artenschutzstiftung des Zoos.

Bei dem Treffen ging es vor allem auch darum, wie der Lebensraum für den Wiedehopf geschützt und erhalten bleiben kann und wie die Artenschutzstiftung dieses so wichtige Projekt weiter unterstützen kann. „Der Wiedehopf ist eine hochbedrohte Vogelart, die in Deutschland fast ausgestorben war“, sagte Direktor Reinschmidt, der Manfred Weber weiterhin seine Unterstützung zusagte und dazu 1.500 Euro „dabei“ hatte.

Das Geld stammte aus dem Verkauf des „Wiedehopf-Weines“, den das Weingut Schloss Neuweier, der Scheck-in Center und die Artenschutzstiftung des Zoos Karlsruhe als „Wiedehopf Cuvée Blanc“ kreierten. Der Wein wurde 2022 auf den Markt gebracht, nachdem der Wiedehopf zum „Vogel des Jahres“ gekürt wurde.

Doch diese „Auszeichnung“ war auch ein Alarmsignal, denn der Wiedehopf wurde auf der „roten Liste“ des NABU als „gefährdet“ eingestuft und muss daher besonders geschützt werden.

Wiedehopf war im Ortenaukreis vor 2006 quasi ausgestorben

Im Ortenaukreis war der Wiedehopf nach Auskunft von Weber vor 2006 im Grunde ausgestorben, obwohl hier in den 1950er- und 60er-Jahren noch eine große Population angesiedelt war. Doch der Bestand ging durch die Intensivierung der Landwirtschaft und dem Rückgang natürlicher Lebensräume mit Streuobstwiesen und alten Bäumen nicht nur stark zurück, er schrumpfte bis auf zwei Brutpaare zusammen.

Vogelfreund Weber machte sich schlau, begann mit dem Bau von Nistkästen und brachte diese im Raum zwischen Offenburg und Achern aus. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Bereits im Sommer 2008 waren vier Nistkästen bei Ulm und Stadelhofen mit Jungvögeln bevölkert.

Dieser natürliche Bruterfolg war der Beginn einer einmaligen Erfolgsgeschichte, denn 2023 hat er im nördlichen Ortenaukreis 82 Wiedehopf-Paare ausgemacht und sage und schreibe 230 Jungvögel beringt.

An den Ringen der Vogelwarte Radolfzell lässt sich genau nachvollziehen, wo die Vögel geschlüpft sind. Ende Juli, Anfang August machen sie sich dann auf die lange Reise in die Winterquartiere in Afrika und aus Studien mit kleinen Sendern auf dem Rücken der Wiedehopfe ist bekannt, dass sie überwiegend nachts fliegen, auf sich alleine gestellt sind und bis auf 4.500 Metern Höhe steigen.

Wenn sie dann die lange Reise gut meistern, heil über das Mittelmeer fliegen und von Vogelfängern nicht getötet werden, segeln sie im darauffolgenden Frühjahr wieder zurück in ihre Reviere in der Ortenau. Dies konnte Manfred Weber anhand der Ringe auch verifizieren, wobei es durchaus auch sein kann, dass andere Populationen den Weg in den recht guten und immer noch intakten Lebensraum der Ortenau finden. 

Artenschutz funktioniert auf Dauer nur mit Lebensraumschutz.
Matthias Reinschmidt
Direktor des Karlsruher Zoos

Um den Wiedehopf dauerhaft zu schützen, muss nach Aussage von Weber und Reinschmidt nach dem Bau und der Ausbringung von Nistkästen ein weiterer wichtiger Schritt folgen. „Artenschutz funktioniert auf Dauer nur mit Lebensraumschutz“, meinte der Zoo-Direktor, der auch als Direktor des Loro Parque auf Teneriffa, Präsident der Vogelfreunde Achern und Macher der Deutschen Papageienmesse sehr viel Erfahrung mit Themen wie Biodiversität und Artenschutzprojekten hat.

„Der Lebensraum für den Wiedehopf muss vielfältig sein“, sagte Reinschmidt, der auch feststellt, dass immer mehr Flächen verloren gehen und Lebensraumschutz letztlich nur in Kooperation von Naturschutz und Landwirtschaft funktioniere. Die Artenschutzstiftung des Karlsruher Zoos unterstütze das Bemühen des NABU, Gelände zu kaufen, natürlichen Lebensraum zu sichern und eine möglichst breite biologische Vielfalt zu ermöglichen.

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