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Reime von Marius Loy

Wolfgang Schäuble setzt beim Acherner Stadtfest das Fontänenfeld in Gang

Das Stadtfest ist zurück: Nach der Corona-Pause wird im Achern wieder gefestelt, was das Zeug hält. Und im Jahr 2023 sogar mit zwei Besonderheiten.

Vier Männer drücken einen Buzzer
Mit dem roten Knopf setzen Martin Gassner-Herz (von links), Wolfgang Schäuble, Bernd Mettenleiter und Klaus Muttach das Fontänenfeld des neuen Rathaus- und Marktplatzes in Gang. Foto: Jörg Seiler

Wenn das Fontänenfeld auf dem neu gestalteten Rathaus- und Marktplatz in Achern einen erwiesenen Fan hat, dann heißt er Ramses. Der schwarze Mittelschnauzer wohnt in Achern. Er kennt sich also aus.

Trinken wollte der sympathische Hund nicht, „das Wasser ist gechlort“, vermutet die Besitzerin. Herrchen schweigt dazu. Aber mal kurz die Pfoten kühlen, das war dann schon in Ordnung. Und außerdem tobten ja gerade ziemlich viele Kinder auf der Fläche herum.

Die frühen Gäste vor der Rathausbühne genießen derweil das von Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) und Bürgermeister Dietmar Stiefel im „Doppelwumms“ angezapfte Freibier. Schräg gegenüber rüstet sich der Musikverein Sasbachried an seinem Stand für den großen Auftrieb.

In einem kleinen Extra-Zelt verkaufen die Rieder die Jubiläumsbierseidel mit dem Aufdruck „50 Jahre Gesamtstadt Achern“. Ein Rentnerpaar ersteht zwei Gläser. „Und, laufen die Geschäfte?“ Musiker Sven Michaelis lacht und deutet auf die vielen Kartons: „Gläser haben wir genug.“

3 Frauen und 1 Mann zeigen Biergläser
Der Musikverein Sasbachried verkauft über das Festwochenende die Jubiläumsbierseidel. Bestens gelaunt präsentieren sich die Aktiven Natalie Fahrner, Elisa Metz, Saskia Bürkel und Sven Michaelis (von links). Foto: Jörg Seiler

Das 16. Acherner Stadtfest. Es dürfte das Stadtfest der Acherner Stadtfeste sein. Denn wann kommt schon mal eine Politgröße wie der Ortenauer CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Schäuble vorbei, flankiert von allem, was in der regionalen Politik, Wirtschaft, Bildung, Kultur und Gesellschaft Rang und Namen hat.

Neuer Platz und Jubiläum 50 Jahre Gesamtstadt prägen 16. Stadtfest in Achern

Aber die Eröffnung des neugestalteten, zentralen Aufenthaltsraums in der Innenstadt, in grauer Vorzeit in Achern gern auch mal als „Platz des Himmlischen Friedens“ bezeichnet (heute politisch nicht mehr korrekt) und 50 Jahre Große Kreisstadt Achern sind natürlich ein Anlass von Bedeutungsschwere. Das manifestiert sich auch mit dem Eintrag Schäubles im Goldenen Buch der Stadt.

Und wer weiß, ohne die Große Kreisstadt, gäbe es vielleicht den Rathaus- und Marktplatz im neuen Gewand gar nicht. Denn dazu braucht es ein prosperierendes Mittelzentrum, das Achern nun mal dank Eingemeindungen ist.

Als „richtungweisende Entscheidung“ bezeichnete Oberbürgermeister Muttach die Zusammenführung von Achern mit den heutigen neun Stadtteilen. Einfach war es nicht. In den Dörfern herrschte Skepsis, keiner wollte unter die Acherner Räder kommen. Da waren Finten gefragt.

Die Querelen sind längst vergessen, Achern ist wirtschaftsstark, Behörden- und Schulzentrum, bekommt eine neue Superklinik, ist Einkaufsstadt mit Freizeitwert. Eine badische Boomtown. Und die Dörfer dürfen mitreden.

Der neue Rathaus- und Marktplatz, so (Bau-)Bürgermeister Dietmar Stiefel in seiner kenntnisreichen Würdigung, soll nicht nur mehr Aufenthaltsqualität bringen. Er soll zudem der zentrale Kulminationspunkt der Stadtentwicklung im Herzen Acherns sein.

Schäuble, derzeit dienstältester Bundestagsabgeordneter, hält eine staatsphilosophische Festrede, wie sie besser wohl kaum hätte sein können. Mit seinen 80 Jahren ist er immer noch ein brillanter Kopf und vertritt so vehement wie kompromisslos die Werte der parlamentarischen Demokratie und des Rechtsstaats.

Ging es uns lange zu gut?
Wolfgang Schäuble
Ex-Bundestagspräsident

Es ist keine Jubel-Rede. Es ist die Warnung, wie gefährdet überall die demokratischen Grundwerte sind. „Ging es uns lange zu gut?“, fragt Schäuble.

Mühelos spannt er den Bogen von den drängenden Problemen unserer Zeit wie der Klimakrise über die politischen Zerwürfnisse bis hin zur gar nicht so schönen, neuen Welt der Sozialen Netzwerke. Sie trügen mit dazu bei, dass es immer weniger Debattenkultur, überhaupt immer weniger Dialog gebe.

Marius Loy in Aktion
Marius Loy packt die Bedeutung des neugestalteten Rathaus- und Marktplatzes in beschwingte, rhythmische Reime, heute Poetry Slam genannt. Foto: Jörg Seiler

Für Schäuble ist klar: Vor Ort, auf kommunaler Ebene, da gibt es noch Kommunikation, soziale Kontakte. „Und deshalb sind 50 Jahre Große Kreisstadt Achern auch ein Fest für die Demokratie.“

Nach dem Offiz für rund 200 geladenen Gäste im angenehm gekühlten Bürgersaal und musikalisch kunstvoll mit Beethovens „Trio“, eingesponnen von Helena Scherzinger (Querflöte), Jakob Scherzinger (Oboe) und Horst Schuster (Klarinette), geht es raus in die Hitze (des Tages, noch nicht der Nacht).

Politprominenz setzt mit rotem Knopf das Fontänenfeld in Gang

Poetry-Slam-Künstler Marius Loy würdigt den neuen Platz, frei nach dem Liedermacher Hannes Wader, mit schwungvollen Reimen. Schäuble, Muttach sowie der Landtagsabgeordnete Bernd Mettenleiter (Grüne) und der Bundestagsabgeordnete Martin Gassner-Herz (FDP) lassen per Knopfdruck das Fontänenfeld des Brunnens sprudeln.

Damit ist es dann aber auch getan. Halt, die Eisgutscheine mussten auch noch raus.

OB Muttach beim Fassanstich zum Stadtfest
„O’zapft is!“, hieß es, als Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach und Bürgermeister Dietmar Stiefle (hinten) mit Doppelwumms gekonnt die Hähne in die Fässer getrieben hatten. Foto: Jörg Seiler

Im Städtel herrscht zu dieser Zeit noch überschaubarer Betrieb. In der Hauptstraße ist das Team von „Achern ökumenisch unterwegs“ am Werk. Sofia und Pauline testen die Maschine für die Zuckerwatte. Noch nicht ganz zufriedenstellend.

Aber es schmeckt, konnte der Reporter nach einer Kostprobe konstatieren. An der Ecke Haupt- und Allerheiligenstraße rocken sich die „Fox Devils Wild“ warm, das DRK rückt zum Dienst an.

Zwei junge Frauen mit Zuckerwatte
Zuckerwatte produzieren Sofia (rechts) und Pauline am Stand von Achern ökumenisch unterwegs. Wer will, bekommt auch Crêpes. Foto: Jörg Seiler

Und in seinem schmucken Wagen wartete der Sasbacher Barista und Kaffeeröster Thorsten Heizmann auf Kunden. Das Thermometer zeigt gut 30 Grad. Die Kundenzahl gestaltete sich überschaubar. Es ist nicht die Hitze, „abends ist eigentlich nicht so das Kaffeegeschäft“, sagt der Experte.

Aber das Fest ist ja noch jung und als gute Werbemöglichkeit sieht Heizmann seine Premiere beim Stadtfest allemal. Da spielt es fast keine Rolle, dass es ein ganz besonderes ist.

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