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Erneuter Fall am Donnerstag

Nach Sulz jetzt Niederschopfheim: Automatensprenger treiben weiter ihr Unwesen in der Ortenau

Schon sechs Mal haben Unbekannte versucht, Geldautomaten in der Region zu sprengen. Während die Fahndung nach den Tätern von Lahr-Sulz noch läuft, haben freche Diebe am Donnerstag ein paar Kilometer weiter wieder zugeschlagen.

Vergebliche Fahndung: Im Schutz der Dunkelheit sprengten am Donnerstag Unbekannte einen Geldautomaten an einem Supermarkt in Niederschopfheim. Es ist der sechste Fall in diesem Jahr in der Region.
Vergebliche Fahndung: Im Schutz der Dunkelheit sprengten am Donnerstag Unbekannte einen Geldautomaten an einem Supermarkt in Niederschopfheim. Es ist der sechste Fall in diesem Jahr in der Region. Foto: Christina Häußler

Nur wenige Tage nach der Sprengung eines Geldautomaten im Lahrer Stadtteil Sulz hat es erneut geknallt. Ziel diesmal: der Geldausgabeautomat in einem Lebensmittelmarkt in Niederschopfheim. Die Polizei hat eine Großfahndung gestartet, die bislang ohne Ergebnis verlief. Die Höhe des Schadens und der Beute ist unbekannt.

Es ist bereits der sechste Fall im laufenden Jahr. Fünfmal haben Diebe versucht, einen Automaten in die Luft zu jagen. In einem weiteren Fall, im Rastatter Landratsamt, war man hingegen ohne Sprengstoffe, aber mit roher Gewalt vorgegangen.

Am frühen Donnerstagmorgen wurden Anwohner in Niederschopfheim von einem Knall aufgeschreckt. Ziel war der Automat in der „Alten Landstraße“ in dem Hohberger Teilort. Die unbekannten Täter sind mit einem hoch motorisierten dunklen Auto geflüchtet – eine Fahrzeugart, wie sie immer wieder im Zusammenhang mit Automatensprengungen in jüngerer Vergangenheit aufgefallen ist.

Großfahndung der Polizei erfolglos

Die Polizei startete umgehend eine Großfahndung, bei der unter anderem auch ein Hubschrauber im Einsatz war. Gleichzeitig wurden spezialisierte Entschärfer des Landeskriminalamtes an den Tatort gerufen, um die Gefahr weiterer Explosionen auszuschließen. Erst danach kümmerten sich Spezialisten der Kriminaltechnik um die Spurensicherung.

Die Fahndung mit starken Polizeikräften hatte bis zum Mittag keine weiteren Hinweise auf die Täter ergeben, gesucht wurde unter anderem nach einem dunklen und hoch motorisierten VW Golf. Die Polizei spricht von mindestens zwei Tätern, schließt aber auch die Beteiligung eines dritten nicht aus.

Die Höhe der Beute ist noch offen, ebenso der angerichtete Schaden am Gebäude. Die Polizei hofft jetzt auf Hinweise von Zeugen, ein im Internet kursierendes Video von dem Vorfall sei den Beamten bereits bekannt, heißt es weiter.

Mit dem neuerlichen Vorfall wächst sich die Sprengung von Geldautomaten im Bereich des Polizeipräsidiums langsam zur Serie aus. Allerdings ist nach Polizeiangaben noch unklar, ob immer die gleichen Täter dahinterstecken. „Ähnlichkeiten in der Vorgehensweise sind da“, sagte am Donnerstag Polizeisprecher Wolfgang Kramer, doch mit Gewissheit könne man dazu noch nichts sagen.

Wir haben das Täterfahrzeug bisher nicht gefunden.
Wolfgang Kramer
Polizeisprecher

Dies gelte auch für die Frage, ob auch in diesem Fall die Spur in die Niederlande führt. Das Fluchtfahrzeug sei zunächst Richtung Frankreich gesteuert worden, doch man habe keine belastbaren Hinweise auf einen Grenzübertritt. „Wir haben auch das Täterfahrzeug bisher nicht gefunden“, so Kramer. Daher sei noch relativ offen, ob die beiden Fälle vom Landeskriminalamt übernommen werden. Dort würden alle Automatensprengungen mit mutmaßlich internationaler Täterschaft landen. 

Die Spur führte zuletzt immer wieder nach Holland. Seit Jahren kämpfen Polizei und Banken in der Region gegen die Sprengung von Geldautomaten, zuletzt auch mit einem runden Tisch im vergangenen Jahr, bei dem eine Reihe von Gegenmaßnahmen beschlossen wurde. Ziemlich erfolglos bisher, denn die Taten versprechen viel Beute.

Die Fälle häufen sich in diesem Jahr

Zuletzt haben sich die Automatensprengungen im Bereich des Polizeipräsidiums deutlich gehäuft. Und nicht selten führt die Spur der offenbar bestens organisierten Gangster in die Niederlande.

Die Polizei geht davon aus, dass Profis am Werk sind: „Von der Organisation und der Vorgehensweise her sind Bandenstrukturen da“, sagte bereits nach dem Vorfall am Montag in Lahr-Sulz Wolfgang Kramer, einer der Sprecher des Polizeipräsidiums Offenburg. Auch beim Landeskriminalamt in Stuttgart spricht man von einer „hochprofessionellen Täterschaft“.

 „Viele Vorfälle liefern Hinweise in Richtung Niederlande“, so Polizeisprecher Kramer. So würden beispielsweise nicht selten niederländische Kennzeichen von Zeugen abgelesen. Ob nur das Nummernschild gestohlen wurde oder das ganze Fahrzeug, ist dabei oft ungewiss.

Die Automatensprenger brechen immer wieder Scheunen oder abgelegene Garagen in der Nähe des Tatorts auf und deponieren dort einen zweiten Fluchtwagen. Nach der Tat wird gewechselt. Die Polizei hofft deshalb auch darauf, dass Zeugen beispielsweise auffällt, wenn so ein Fluchtwagen bereitgestellt wird.

Wer hinter den Taten steckt, ist bisher völlig unklar, ebenso, ob es sich nur um eine oder mehrere Tätergruppen handelt. Doch die Hoffnung der Banken, dass sich diese Form der Kriminalität von allein erledigen wird, weil Geldautomaten aus der Mode kommen, erfüllt sich erst einmal nicht.

So wurden 2020 drei Sprengungen im Bereich des Präsidiums gezählt, 2021 waren es zwei und im vergangenen Jahr wieder drei. Jetzt steht man bereits bei sechs. Und das Jahr ist noch nicht zu Ende.

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