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Ursache ist noch unklar

Das PFC-Problem im Ortenaukreis weitet sich aus: Giftige Chemikalie in Trinkwasserbrunnen gefunden

PFC, das inzwischen PFAS heißt, taucht immer öfter auch im Ortenaukreis auf. Nun auch in Kehl in zwei Reservebrunnen der Trinkwasserversorgung. Jetzt sucht man nach Lösungen, die aber teuer werden könnten.

PFAS im Trinkwasser, Bick in einen Brunnen
Gefahr für das Trinkwasser: In zwei Reservebrunnen der Kehler Trinkwasserversorgung wurde die giftige Chemikalie PFAS gefunden, in der Region auch bekannt unter dem Begriff PFC. Es ist nicht der erste Fund in der Ortenau. Foto: Patricia Klatt

Die Stadt Kehl muss neue Reservebrunnen für ihr Trinkwasser suchen. Was sich im ersten Moment nicht sonderlich gravierend anhört, hat einen ausgesprochen ernsten Hintergrund: In beiden Brunnen wurde nach Angaben der Stadt vom Mittwochabend PFAS nachgewiesen.

Das ist eine Gruppe gesundheitsschädlicher Chemikalien, die in der Region bislang unter dem Kürzel PFC bekannt und berüchtigt waren. Die Funde vor allem im Landkreis Rastatt hatten in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. Jetzt wird deutlich: Auch in Kehl gibt es eine Belastung.

Die Qualität des Trinkwassers war und ist gewährleistet.
Bodo Kopp, Leiter der Technischen Dienste Kehl

Die Konzentration der giftigen Substanzen in den beiden Reservebrunnen für das Trinkwasser reißt noch keinen Grenzwert. Aber sie liegt nach Angaben der Stadt, die keine Belastungswerte mitteilt, über „dem zukünftigen Grenzwert für Trinkwasser“. Die Brunnen, die als Vorsorge für den Ausfall der Hauptbrunnen dienen, könnten nach Inkrafttreten der neuen Vorgaben ihre Funktion nicht mehr erfüllen, so die Stadt weiter.

„Die Qualität des Trinkwassers war und ist zu jedem Zeitpunkt gewährleistet“, versichert in einer Pressemitteilung aus dem Kehler Rathaus Bodo Kopp, Leiter der Technischen Dienste Kehl (TDK), die jetzt nach neuen Reservebrunnen suchen müssen. Ob noch andere Bereiche als die Stadt Kehl betroffen sind, ist vorerst offen. Das Landratsamt in Offenburg hat eine entsprechende Anfrage bis Redaktionsschluss nicht beantwortet.

Neue Grenzwerte gelten von 2026 an

Die neuen Grenzwerte sollen nach derzeitigem Stand nach der Novellierung der Trinkwasserverordnung, die noch in diesem Jahr erwartet wird, von 2026 und von 2028 an gelten. Die Technischen Dienste betonen laut der Stadt Kehl, dass die zukünftigen Vorgaben für das Wasser bereits heute durch die Förderung aus dem Hauptbrunnen eingehalten werden.

Die TDK überprüfen die Wasserqualität in den Brunnen und den umliegenden Pegeln vorsorglich im Monatsrhythmus. Die Ergebnisse werden in Kürze auch auf der Homepage der TDK abrufbar sein.

Neuer Tiefbrunnen als eine Option

Offen ist noch, wie es jetzt weitergehen soll. In Kehl denkt man über die Bohrung eines neuen Tiefbrunnens nach. Eine andere Variante wäre, bereits bestehende Brunnen zur Wassergewinnung zu nutzen, wie es weiter heißt. Jetzt sollen zusätzliche Messpunkte errichtet werden, um zwischen diesen Möglichkeiten abzuwägen.

Dann könne man vielleicht auch herausfinden, woher das PFC im Grundwasser im Kehler Raum kommt. Dies weiß die Stadt bisher nicht. Als weitere Maßnahme zur mittelfristigen Erhöhung der Versorgungssicherheit möchten die TDK das Speichervolumen für Trinkwasser erhöhen.

Der aktuelle Fall ist nicht der erste PFC-Fund im Ortenaukreis. Das Landratsamt hat im vergangenen Sommer nördlich des Schutterentlastungskanals auf den Gemarkungen Lahr und Allmannsweier auffällige Konzentrationen des Stoffes Polyfluoroctansulfonsäure (H4PFOS) festgestellt.

Im Offenburger Landratsamt war man dabei von einem isolierten Einzelfall ausgegangen, der auch keine Auswirkungen auf Trinkwasser oder die landwirtschaftliche Produktion habe, wie es seinerzeit hieß.

Funde auch im Raum Lahr

Zuvor waren hohe PFC-Belastungen in Grundwasser und Böden vor allem im Landkreis Rastatt festgestellt wurden. Dort werden sie in erster Linie auf das Ausbringen belasteter Klärschlämme zurückgeführt.

2019 waren erste Belastungen auch in Achern und Rheinau nachgewiesen worden. Diese lagen aber, gemessen an den Werten im Landkreis Rastatt, in einem eher überschaubaren Bereich. Der gemessene Maximalwert lag dennoch beim Dreifachen der Belastung, ab der Landwirte bestimmte Vorgaben bei der Bewässerung ihrer Grundstücke einhalten müssen.

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