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Viel Kritik an Projekt

Info-Abend zu Windpark: In Oberkirch bleiben viele Fragen ungeklärt

Bei einem Info-Abend rund um den Windpark „Hummelsebene“ wurde viel Kritik an dem Projekt laut. Stadt und Stadtwerke hatten ihre Teilnahme vorab abgesagt.

Bilder zeigen voll besetzte Rebberghalle und die Hauptakteure des Abends, von links Klaus H.Richardt, Moderator Hubert Kraus, Gunda Herzog (Sprecherin Schwarzwald-Heimat-Aktivgruppe Oberkirch), Michael Bauer
Gut 200 Besucher kamen in die Rebberghalle. In der ersten Reihe sitzen die Redner des Abends (von links): Klaus Hellmuth Richardt, Moderator Hubert Kraus, Gunda Herzog und Michael Bauer. Foto: Peter Meier

Eine enorme Resonanz fand die Informationsveranstaltung, zu der die Schwarzwald-Heimat-Aktivgruppe Oberkirch zusammen mit der Landschafts- und Naturschutzinitiative Schwarzwald am Freitagabend in die neue Rebberghalle eingeladen hatte.

Gut 200 Besucher dürften es gewesen sein, die sich zur Energieversorgung in der Region unter der Fragestellung „Sind Windräder eine Lösung oder führen sie zu Verlust von Natur- und Lebensqualität?“ eine Meinung bilden wollten.

Stadt und Stadtwerke bleiben der Veranstaltung fern

Fazit des Abends: Windkraftanlagen im Schwarzwald bringen wenig Nutzen, richten aber irreparable Schäden an. Deshalb sollte auch der von Oberkirch und Durbach gemeinsam mit den Stadtwerken Oberkirch geplante Standort des interkommunalen Windparks „Hummelsebene“ mit drei Windrädern noch einmal überdacht werden, so der Wunsch der Veranstalter.

„Mit dieser Veranstaltung wollen wir die vielen noch offenen Fragen im Hinblick auf die Nutzung der Windkraft im Schwarzwald öffentlich zur Sprache bringen“, betonte Gunda Herzog als Sprecherin der Interessengemeinschaft Oberkirch der Schwarzwald-Heimat-Aktivgruppe bei der Begrüßung. Sie bedauerte, dass sowohl die Stadt Oberkirch als auch die Stadtwerke eine Teilnahme abgesagt hatten.

Veranstalter kritisieren Kosten-Nutzen Verhältnis des geplanten Windparks

Als Moderator des Abends zeigte Hubert Kraus ein Video von der Windradbaustelle im Förnbacher Forst bei Pfaffenhofen, wo Ende April der Spatenstich für eine ebenfalls drei Windräder umfassende Anlage erfolgte und nun der Bau läuft.

Insgesamt zwölf Windräder seien im Bereich Hornisgrinde und B 500 vorgesehen – gebaut ist bisher eins, das zweite könnte im nächsten Jahr folgen. Die Veranstalter des Infoabends warnen dennoch: Sollte es so weit kommen, werde sich der Schwarzwald entsprechend verändern. Nicht nur optisch, sie fürchten auch irreparable Schäden für die Natur.

In seinem ersten Referat ging Diplomingenieur Klaus Hellmuth Richardt allgemein auf die Nutzung der Windkraft und die Energiewende ein. Zentrales Problem bei Windkraft wie Solarnutzung sei, so Richardt, dass jeweils zu viel oder zu wenig Strom zur Verfügung stehe. Die Versorgungslücken müssten durch Importe gedeckt werden.

Lediglich zwischen 20 und 42 Prozent der installierten Leistung würden je nach Standort genutzt.In Schwachwindgebieten wie dem Schwarzwald, so Richardts Schlussfolgerung, seien solche Anlagen kaum rentabel.

Stattdessen zeichnete Richardt gravierende Folgen für den Menschen, die Natur und die Landschaft auf. Richardt wies auch auf Netzwerkeingriffe hin, die durch die Zuschaltung von Windkraftanlagen notwendig werden, die fehlenden Speicherkapazitäten für die grüne Überschussmenge, das Problem, dass ab 2030 bei steigendem Gesamtstrombedarf durch E-Autos und Wärmepumpen weiterhin thermische Kraftwerke nötig seien und die Situation an der Strombörse, wo nach wie vor das teuerste Kraftwerk den Strompreis bestimme.

Redner bemängelt fehlendes Gesamtkonzept

Dies führe ebenso wie die Vielzahl an Umlagen, Abgaben und der Mehrwertsteuer dazu, dass der Strom bei uns fast doppelt so teuer sei wie in Frankreich. Insgesamt führe die Energiewende zu einem wirtschaftlichen Blackout, wenn es nicht endlich gelinge, alle notwendigen Maßnahmen in einem Gesamtkonzept zu koordinieren.

Anschließend ging Reinhardt konkret auf die Hummelsebene ein, wo drei Vestas-Windräder des Typs V172 mit einer Leistung von 7,2 Megawatt beantragt sind. Die Masten werden je 261 Meter hoch, der Durchmesser der Rotoren beträgt je 172 Meter. Für das Fundament der Masten werden laut Reinhardt je 5.000 Tonen Stahl und Beton verbaut, das ginge nicht ohne Schwerlastverkehr.

Auf die Auswirkung für die Natur, die Bau und Betrieb von Windkraftanlagen im Wald verursachen, ging Michael Bauer (Baden-Baden) ein. Mit Bildern vom Bau des Windparks im Reinhardswald zeigte er den Umfang der Eingriffe in die Natur, ging auf Folgen für Wasserhaushalt und Erwärmung und die CO2-Bilanz ein. Er betonte, dass zwar hohe Pachten bezahlt würden, das Risiko samt Kosten des Rückbaus aber beim Grundstückseigentümer liege. „Wir zerstören unsere Lebensgrundlage“, so Bauers Fazit.

Wie in der abschließenden Diskussion deutlich wurde, blieb eine Vielzahl von Fragen offen. Weder sei klar, welche Folgen die Anlage für die Zuwegung und den Baumzustand hat, noch welche Auswirkungen es auf die Wohnbebauung gebe oder wie der Rückbau gesichert werden solle. Welche Konsequenzen die Anlage für den Tourismus habe, bleibe ebenfalls offen, hieß es.

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