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Zwei Jahre nach dem Start

Nationalparkzentrum im Schwarzwald: Was die Gäste von der Ausstellung am Ruhestein halten

Der Nationalpark Schwarzwald hat die Gäste seines Besucherzentrums nach ihrer Meinung gefragt: Die große Mehrheit ist zufrieden, aber es gibt auch Kritik.

Ulrike Klumpp steht in Ausstellung vor einem Foto.
Wälder sind das Lieblingsthema von Ulrike Klumpp, Fotografin aus Baiersbronn. In der Wechselausstellung im Nationalparkzentrum zeigt sie Bilder aus Regenwäldern – und den Einfluss der Menschen darauf. Foto: Stefanie Prinz

Zwei Jahre nach der Eröffnung geben die Gäste dem Besucherzentrum des Nationalparks Schwarzwald gute Noten. Das ist das Ergebnis einer ersten großen Gästebefragung über fast ein Jahr. Neu ist zudem eine Wechselausstellung, die nach der Corona-Zeit nun verspätet gestartet ist.

Fast 70 Prozent der Befragten bewerteten den Besuch in dem Bau am Ruhestein als sehr gut. Der Anteil derjenigen, denen der Besuch nicht gefiel, sei mit gut einem Prozent „verschwindend gering“, sagt Susanne Berzborn aus der sozialwissenschaftlichen Forschung des Nationalparks, die die Auswertung mit betreute.

Von Januar bis November 2022 hatte das Zentrum für Evaluation und Besucherforschung am Badischen Landesmuseum Karlsruhe insgesamt 2.452 Ausstellungsgäste befragt.

Rund 40 Prozent von ihnen besuchte das Zentrum während eines Urlaubs, 60 Prozent waren Tagesgäste. Dabei stammte mehr als die Hälfte der Besucher aus einem Umkreis von 100 Kilometern.

80 Prozent der Besucher fahren mit dem eigenen Auto zum Ruhestein

Mehr als 80 Prozent der Befragten reiste mit dem eigenen Auto zum Ruhestein, elf Prozent mit dem öffentlichen Nahverkehr. „Dabei gibt es noch viel Luft nach oben“, sagt Ursula Pütz, Leiterin des Nationalparkzentrums. Dennoch sei das Ergebnis bereits ein „riesiger Erfolg“ im Vergleich zu früheren Jahren.

Einer der Hauptkritikpunkte sei das Fehlen eines gastronomischen Angebots gewesen. Das Café im Besucherzentrum hat inzwischen seit Juni wieder einen Betreiber. Auch die Eintrittspreise und Parkplatzgebühren seien bemängelt worden, so Susanne Berzborn. „Das ist aber etwas, an dem wir nichts ändern können.“

Frau steht im Nationalparkzentrum Schwarzwald vor einem ausgestopften Wolf
Auge in Auge mit den Bewohnern des Schwarzwalds ist diese Besucherin in der Dauerausstellung am Ruhestein, in der unter anderem dieser Wolf zu sehen ist. Foto: Daniel Müller

Mehr Toiletten, was aber baulich nicht möglich sei, und mehr Sitzmöglichkeiten hätten sich die Befragten außerdem gewünscht. Überdies gab es Kritik an den Lichtverhältnissen in der Ausstellung – die will die Besucher unter anderem ins Erdreich des Waldes führen, ist einigen Besuchern aber offenbar zu dunkel. Das soll in der nächsten Schließzeit des Zentrums im November verbessert werden, ebenso soll noch ein Blindenleitsystem eingerichtet werden.

Mit der Kritik will man auch mit Blick auf die Zukunft arbeiten. „Man sagt, dass große Ausstellungen heute eine Halbwertszeit von zehn Jahren haben“, sagt Ursula Pütz. Das Nationalparkzentrum samt Dauerausstellung ist jetzt seit zwei Jahren geöffnet.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Nationalpark den Nerv der Zeit trifft.
Thekla Walker
Umweltministerin

Rund 90 Prozent der Befragten gaben unterdessen an, in der Ausstellung Neues gelernt zu haben. Fast 100 Prozent würden Anderen einen Besuch empfehlen. „Besonders gefreut hat uns, dass die Rückmeldungen so positiv waren, obwohl der Besuch unseres Zentrums gerade zu Beginn der Erhebung aufgrund der Corona-Maßnahmen doch erschwert war“, sagt Britta Böhr, stellvertretende Leiterin des Parks.

„Die Ergebnisse zeigen, dass der Nationalpark den Nerv der Zeit trifft“, so Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker. „Die Menschen wollen Natur erleben, und sie wollen tiefer in die Themen rund um die Artenvielfalt unserer Heimat eintauchen.“

Zum Besucherzentrum hatte es vor der Eröffnung immer wieder kritische Stimmen gegeben: Die Kosten für das Gesamtprojekt inklusive Erschließung, Parkplätzen und Nationalparkhaus in Herrenwies hatten sich auf gut 50 Millionen Euro verdoppelt und waren damit auch im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler gelandet.

Inzwischen sei der Bau am Ruhestein ein Besuchermagnet geworden, sagt Ursula Pütz: Im ersten Halbjahr 2023 hätten mehr als 25.000 Menschen die Ausstellung besichtigt, das seien 50 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Neue Wechselausstellung am Ruhestein mindestens einmal pro Jahr

Unter den befragten Gästen würde etwa die Hälfte das Zentrum noch einmal besuchen. Um ihnen eine Abwechslung zu bieten, soll es künftig zusätzlich immer wieder neue, kleine Ausstellungen im kostenfrei zugänglichen Bereich nahe der „Brücke der Wildnis“ geben.

Das wäre, so Pütz, eigentlich schon von Beginn an geplant gewesen. Nach Corona ging es nun vor gut zwei Wochen mit der Eröffnung einer Ausstellung der Baiersbronner Fotografin Ulrike Klumpp los.

Klumpp legt zum Auftakt unter dem Motto „De-Nature“ den Fokus auf Regenwälder. Fotografien von sattgrünem Dschungel hängen hier neben Bildern von Produkten, deren Herstellung den Regenwald gefährden, vom Stück Fleisch bis zum Palmöl.

Die Schau ist bis zu den Herbstferien zu sehen. Danach soll es mindestens einmal im Jahr eine neue Wechselausstellung zu einem Natur- oder Umweltthema geben.

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