Es gibt Orte im Leben, die sind prägend: Schwimm- und Hallenbäder können solche Orte sein. Das Freibad Natura existiert seit dem sogenannten Dritten Reich. Das Hallenbad Alohra ist schon 50 Jahre alt. Es dürften Tausende sein, die in den beiden Bädern das Schwimmen gelernt haben. Reiner Lang ist einer von ihnen.
Themenschwerpunkt Rastatter Bäderlandschaft
Kommt das Kombibad? Und wie geht es weiter mit Alohra und Natura? In sieben Artikeln widmen sich die BNN vom 21. bis 27. Juni der Rastatter Bäderlandschaft. Die Beiträge im Überblick:
1. Kombibad Rastatt: Die Uhr für die Bäder Alohra und Natura tickt
3. Vom Leistungssportler zum Bademeister: Matthias Andresen leitet den Badebetrieb im Natura
4. Auch Enkel machten dort das Seepferdchen: Ein Alohra-Stammgast der ersten Stunde erzählt
5. Dauer-Krauler aus Rastatt setzt sich für den Erhalt des Natura Freibads ein
6. Konkrete Pläne und modulares Bauen: Architekten nehmen sich der Idee Kombibad an
7. Pro und Contra: Streitthema Kombibad - Wie sinnvoll ist das Vorhaben überhaupt noch?
„Ich habe in meiner Jugend mit etwa sieben oder acht Jahren im Natura schwimmen gelernt“, erzählt er. Das war Mitte der 1960er Jahre. Als Schüler nahm er an Schulschwimmfesten teil. Als 14-Jähriger wurde er von einem Schwimm-Trainer angesprochen, ob er nicht in den Rastatter Turnverein (RTV) eintreten will.
Von da an schwimmt Lang für den Verein. Ab den 1970er Jahren spielt er knapp 25 Jahre lang Wasserball. „Ich war bis auf ein Jahr immer im RTV gewesen.“ Lang ist bei den Trainingszeiten im Natura und im Alohra immer dabei. Er ist dem Schwimmsport in Rastatt sehr verbunden.
Kinder und Enkelkinder lernen Schwimmen im Rastatter Alohra
Auch seine beiden Kinder haben im Alohra ihre ersten Schwimmzüge mit ihren Köpfen über der spiegelglatten Wasseroberfläche gemacht. Auch ein Großteil seiner fünf Enkelkinder hat in Rastatt mehr oder weniger das Schwimmen erlernt. „Zwei Enkelkinder haben das Seepferdchen im Alohra gemacht“, berichtet der 64-Jährige stolz.
Das zweitjüngste Enkelkind war im Januar 2020 bei einem Babyschwimmkurs dabei. Lang ist bei der ein oder anderen Kurseinheit selbst zugegen. „Es ist einfach schön“, betont er. Sein fünftes Enkelkind sollte eigentlich im Herbst den Babyschwimmkurs machen. „Der findet aber leider nicht statt.“ Lang hofft, dass das Hallenbad doch noch aufmacht. Das wird aber erst noch vom Gemeinderat entschieden.
Auf lange Sicht sieht es in Rastatt sehr traurig aus.Reiner Lang, Schwimmer
Lang wundert sich, warum man die beiden Rastatter Bäder so marode hat werden lassen. „Hätte die Stadtverwaltung die Bäder nicht früher instand halten können?“, fragt er sich. Oder hätte man nicht einfach das geplante Kombibad so durchziehen können, wie es geplant war? Eines ist klar: „Auf lange Sicht sieht es in Rastatt sehr traurig aus.“
Auch die Vereine würden unter diesem Missstand leiden. Mitglieder werden wohl ihre Vereinszugehörigkeit kündigen. „Warum sollte jemand in der Schwimmabteilung des RTV bleiben, wenn er nirgendwo trainieren kann?“, fragt Lang. Der Verein könne keine Trainingsmöglichkeiten für die Schwimmer anbieten. Der RTV kann sich Lang zufolge auch nichts anderes suchen. „So schade das ist, aber wenn ich keine Möglichkeit habe, meinen Sport auszuüben, suche ich mir etwas anderes“, meint er lapidar.
Dabei liebt er das Schwimmen. „Es ist super, wenn man sich körperlich bewegen kann und das ganze Herz-Kreislaufsystem gefordert wird“, erklärt der leidenschaftliche Schwimmer. Es werde Muskulatur aufgebaut. Außerdem gehe Schwimmen nicht so auf den Körper und die Gelenke wie andere Sportarten.
Ausweichen auf andere Bäder ist großer Aufwand
Das Ausweichen auf andere Bäder ist laut Lang für sportliche Schwimmer mit großem Aufwand verbunden. Da müsse man sich auch fragen, ob die Eltern der vielen jugendlichen Schwimmer sich das leisten können. Natürlich kann Lang sich ein anderes Bad suchen. „Aber mal ehrlich: Was bringt es mir, wenn ich einmal die Woche ins Schwimmtraining gehen kann?“
Für die Gesundheit sei das zwar gut, für die sportliche Karriere beim Nachwuchs aber eher fraglich. So wie es aktuell aussieht, endet die Saison für Schwimmer im September. Erst im Mai kann es dann mit der Eröffnung des Freibades wieder losgehen, so Lang.
Wenn das Alohra wirklich geschlossen bliebe, sähe es im Winter mau aus. „Wir könnten nach Kuppenheim ausweichen“, erklärt er. Aber es gebe dort auch andere Sportler, die trainieren wollen: Triathleten, Taucher und die DLRG. Die wenigen Schwimmmöglichkeiten werden sich dadurch noch weiter reduzieren.
Im vergangenen Sommer ist Lang nach Steinbach abgewandert. Das Zusammensein mit seinen Vereinskollegen blieb dabei auf der Strecke. „Es macht schon viel Spaß, wenn man sich gemeinsam fordert“, erzählt er.
Immer weniger lernen Schwimmen
Er denkt aber auch an die ganzen Schwimmlernkurse, die seit der Schließung des Alohra im September ausgefallen sind. Es ist schon jetzt so, dass weniger Kinder Schwimmen lernen. Dabei sei Schwimmen elementar.
„Vor einigen Tagen ist wieder eine Achtjährige in einem Badesee in Mannheim ertrunken“, sagt Lang traurig. Solche Schlagzeilen würden gefühlt immer mehr. Auch das Schulschwimmen finde so gut wie nicht mehr statt – nicht erst seit der Corona-Pandemie.
Aus der Sicht von Lang haben die Stadtverwaltung und der Gemeinderat nur eine Möglichkeit: „Sich für das Kombibad entscheiden und schnellstmöglich durchziehen.“ So bleibt laut Lang die Möglichkeit bestehen, Kindern und Jugendlichen den Schwimmsport näher zu bringen.