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Regenschirme hoch im Kurs

Bauernmarkt und verkaufsoffener Sonntag leiden in Rastatt unter ständigen Regengüssen

An sich ist es ein tolles Event: Der Bauernmarkt samt verkaufsoffenem Sonntag in Rastatt. Doch diesmal sieht das anders aus.

Bauernmarkt Rastatt 2022
Kein Getümmel: Eng wurde es auf dem Bauernmarkt auch nur dort, wo sich Regenschirme ins Gehege kamen. Dennoch waren die Stände gut besucht. Foto: Swantje Huse

Geldbörse auf, schneller Griff hinein und Tausch des Geldes gegen Ware: Eigentlich sollte das der häufigste Bewegungsablauf sein, wenn zu einem Bauernmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag geladen wird. Doch in Rastatt sah es am Sonntag anders aus: Die typische Handbewegung war wohl eher: Regenschirm aufklappen oder Kapuze aufsetzen.

Trotzdem tummeln sich erstaunlich viele Besucher auf dem Marktplatz zwischen den Ständen. So auch Simone Krüger, die mit einer Freundin aus Malsch in die Barockstadt gefahren ist. „Es gibt ja die richtige Kleidung“, sagt sie lachend und deutet auf ihre regenfeste Jacke. „Außerdem ist es für die Beschicker ja auch blöd, wenn niemand kommt.“

Bauernmarkt 2022, „Der Heizer“
Mit der richtigen Einstellung geht alles: Simone Krüger setzt auf die richtige Kleidung, wenn das Wetter schon nicht mitspielt. Hier kauft sie bei Thorsten Heizmann Schokoküsse und Kaffee ein. Foto: Swantje Huse

In der Poststraße bleibt der Trubel aus

Sie selbst hat bereits eine große Tüte Äpfel und Wasabi-Meerrettich gekauft. Jetzt sind eine Packung Schokoküsse und ein leckerer Espresso dran. Den gönnt sie sich bei Thorsten Heizmann. Der Mann mit dem charakteristisch gezwirbelten Schnauzbart ist vielen Wochenmarktbesuchern der Region als „Der Heizer“ und immer gut gelaunter Verkäufer bekannt.

Kaffee hilft immer.
Thorsten Heizmann, Kaffeerösterei „Der Heizer“

Und so kann ihn auch an diesem regnerischen Tag das Wetter nicht schrecken. „Kaffee hilft immer“, sagt der Sasbacher grinsend. Wirklich unzufrieden ist er nicht – ganz im Gegenteil: „Es ist mehr los als bei manchem Wochenmarkt.“

Es sind vor allem die Stände, an denen es Besonderes gibt, die gut besucht sind. So beispielsweise der Bürstenstand. Hier haben Michael Frick und Fritz Keppner gerade zwei kleine, längliche Bürstchen gekauft. „Für den Abfluss vom Waschbecken“, sagt Frick. „Oder aber die Tülle der Kaffeekanne. Die kriege ich im Baumarkt nicht.“

Ich komme jedes Jahr, weil das einfach die beste Wurst ist.
Fritz Keppner, Besucher aus Baden-Baden

Doch nicht nur für die Bürsten sind die beiden Männer da. Keppner, der in Baden-Baden lebt, hat noch einen anderen Stand im Visier – mit Wurst: „Ich komme jedes Jahr, weil das einfach die beste Wurst ist.“

Bauernmarkt Rastatt 2022
Freude am Bürstenstand: Michael Frick und Fritz Keppner (rechts) kommen regelmäßig zum Bauernmarkt und steuern dann „ihre“ Stände an. Foto: Swantje Huse

Regelrechte Menschentrauben bilden sich bei den regelmäßigen Vorführungen der Freunde alter Landmaschinen aus Steinmauern. Dieses Jahr führen sie eine Bandsäge samt Holzspalter vor. Neben jeder Menge Lärm verbreitet das Gerät auch einen unnachahmlichen Dieselduft. „Zehn Liter auf drei Tage bei Dauerbetrieb. Die ist genügsam“, erklärt Günter Strack lachend.

Es sei das Kauferlebnis, das zähle, betont Sabine Karle-Weiler vom Modehaus Senger. Eben ein Bauernmarkt oder Vorführungen. Die Vorsitzende des Gewerbevereins Rastatt3 hat deshalb nicht einfach nur ihren Laden geöffnet, sondern parallel auch zum Oktoberfest mit Weißwürsten, Brezeln und Bier geladen. Ob es daran liegt oder am nächsten Regenguss ist schwer zu sagen – ihr Laden ist jedenfalls gut gefüllt.

Modehaus Senger, Inhaberin Sabine Karle-Weiler
Zufrieden: Ursula Herbstreith hat bei Sabine Karle-Weiler (rechts) ein neues Outfit gefunden. Zum Shoppen fehlt ihr sonst oft die Zeit. Foto: Swantje Huse

Gerade läuft Ursula Herbstreith zur Kasse. „Eigentlich wollte ich eine Artischockenblüte auf dem Bauernmarkt kaufen. Die habe ich aber nicht gefunden“, erzählt sie. Nun sind es eben ein Pullover samt Hose geworden. „Ich habe selten Gelegenheit zum Shoppen. Da ist eine solche Aktion schon schön.“

Meist mehr Mitarbeiter als Kunden

Deutlich weniger los ist dagegen jenseits des Marktplatzes. Ein Glasmaler, der seinen Stand neben Sankt Alexander hat, winkt frustriert ab, als er gefragt wird, ob er schon was verkauft habe. Und auch auf der Poststraße ist die Stimmung verhalten: Zwar haben hier zahlreiche Geschäfte geöffnet, die Anzahl der Mitarbeiter liegt aber meist deutlich über der der Kunden.

Der Grund? Unter den Einzelhändlern gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze: Das Wetter, da sind sich alle einig. Aber vielleicht auch der Termin parallel zum Weidabtrieb in Plittersdorf. Und die schwierige Situation der Rastatter Innenstadt im Allgemeinen spiele womöglich auch eine Rolle.

Seien wir mal ehrlich: Würden wir bei dem Wetter aus dem Haus gehen?
eine Angestellte

In der Schlossgalerie ist davon nichts zu spüren: An der Parkhaus-Einfahrt stauen sich die Autos und drinnen drängeln sich die Menschen. Doch nur ein kleiner Teil findet offensichtlich den Weg von dort in die Innenstadt.

Erster Anlaufpunkt wäre Juwelier Hirsch. Doch auch hier geht es eher ruhig zu. „Seien wir mal ehrlich“, sagt eine Angestellte. „Würden wir bei dem Wetter aus dem Haus gehen, wenn wir nicht müssten?“ Wohl eher nicht. Trotzdem: Das Geschäft bleibe bis 18 Uhr geöffnet. „Das sind wir unseren Kunden schuldig.“

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