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Bürgerpreis der Gemeinde Bietigheim

Die Tartanbahn reinigt der 84-jährige Hermann Pfaff beim SV Germania in Bietigheim noch selbst

Wettkampforganisator, Kampfrichter oder Schiedsmann im Badischen Leichtathletik-Verband – Hermann Pfaff hat im Laufe seiner Karriere schon eine Vielzahl an Aufgaben übernommen. Ans Aufhören aber denkt er nicht.

Hermann Pfaff am Schreibtisch
Fast jeden Tag kümmert sich der 84-jährige Hermann Pfaff noch um den Sportbetrieb bei der LG Hardt und hilft, wo er gebraucht wird Foto: Hans-Jürgen Collet

Damit hatte Hermann Pfaff nicht gerechnet: „Mein Sohn sagte mir, dass ich unbedingt zum Bietigheimer Neujahrsempfang kommen sollte. Den Grund hat er verschwiegen.“ Vor Ort erfuhr Pfaff dann, weshalb er dem Rat seines Sohnes folgen musste. Denn: Pfaff erhielt den Bürgerpreis der Dr. Jakob Kölmel-Bürgerstiftung als Anerkennung für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement in der Leichtathletik.

„Er hat tausende von Jugendlichen zum Sport verholfen“, wie der Initiator der Stiftung, Thomas Kölmel, bei der Preisverleihung erklärte. Und das ist beileibe keine Übertreibung. Seit 62 Jahren ist Pfaff Abteilungsleiter bei den Leichtathleten des SV Germania. Später war er Mitbegründer der LG Hardt, jener von vielen Erfolgen geprägten Kooperation mit dem TuS Durmersheim.

Mittel- und Langstreckenlauf als Lieblingsdisziplinen

In wenigen Wochen feiert der in Leichtathletikkreisen weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte Pfaff seinen 85. Geburtstag. Und wenn die Gesundheit mitspielt, will er bei der nächsten Abteilungsversammlung im Sommer wieder für das Amt des Abteilungsleiters kandidieren.

Pfaffs eigene Karriere begann 1951 im Alter von zwölf Jahren: „Mein erster Start war im Dreikampf, also im Sprint, Weitsprung und Ballwurf“, erinnert er sich. Ab 1954 widmete er sich zusehends dem Wettkampfsport. Mittel- und Langstreckenlauf entdeckte er als Lieblingsdisziplinen, aber auch das Sportgehen.

Bietigheim war für zwei Tage Nabel der Leichtathletik-Welt.
Hermann Pfaff
Bürgerpreisträger

„Platz sieben bei den deutschen Juniorenmeisterschaften und zweimal badischer Mannschaftsmeister im 20 Kilometer-Gehen, das waren meine größten Erfolge“, sagt Pfaff. Fest in seinem Gedächtnis verankert ist ein Geher-Länderkampf zwischen Deutschland und der Schweiz, verbunden mit der Olympiaausscheidung 1960: „Bietigheim war damals für zwei Tage der Nabel der Leichtathletik-Welt“, betont er.

Als Schiedsmann Streitereien geschlichtet

Bis 1975 blieb Pfaff in seinen Spezialdisziplinen aktiv. Zugleich wuchs aber auch sein Interesse an der Funktionärsrolle. Er wurde stellvertretender Vorsitzender im Leichtathletik-Kreis Rastatt/Baden-Baden/Bühl, Kreisschülerwart – und Schiedsmann im Badischen Leichtathletik-Verband. „Hier ging es darum, Streitigkeiten zu schlichten“, berichtet Pfaff über seine damit verbundene Rolle. Gerechtigkeit und Fairness schließlich sind Begriffe, die bei ihm hohen Stellenwert besitzen.

Darüber hinaus setzte sich Pfaff vehement für den Ausbau des Germania-Sportplatzes in eine vollwertige Leichtathletik-Arena mit Kunststoffbelag ein. „Die in Rastatt stationierten Pioniere der französischen Streitkräfte haben mit ihren Baumaschinen als Freundschaftsdienst die Grobarbeiten ausgeführt. Für Aussöhnung und Frieden in Europa war dies ein Akt großer Symbolik“, betont Pfaff.

Unter seiner Regie entstehen Sportabzeichen- und Walkinggruppe

Die Runderneuerung der Leichtathletikanlage im Jahre 2020 für eine halbe Million Euro sei „geräuschlos beschlossen“ worden, sagt er. Bei der Realisierung übernahm er die Bauaufsicht und half selbst mit.

Im Laufe seiner Zeit als Abteilungsleiter entwickelte sich die Angebotspalette der LG Hardt immer weiter. So rief er Ende der 70er Jahre den Lauftreff sowie später die Walking- und Sportabzeichengruppe ins Leben, die er bis heute betreut: „Sie ist sehr beliebt und es sind auch immer einige Polizisten dabei, denn das Sportabzeichen brauchen sie für ihren Beruf“, weiß Pfaff.

Wandel der Mitgliederstruktur

Im Verein arbeitete er obendrein als Trainer. Bis heute ist er Kampfrichter und organisiert Wettkämpfe. Auffällig für den gelernten Maschinenbaukonstrukteur ist der Strukturwandel im Verein. „Früher hatten wir fast nur erwachsene Mitglieder, jetzt sind es überwiegend Schüler.“

Ab der zehnten Klasse aber kehren viele dann dem Sport wieder den Rücken. „Dazu tragen die schulischen Belastungen und der häufige Nachmittagsunterricht bei, außerdem die Beschäftigung mit Handy und Computer“, sagt Pfaff. So sei das Leistungsniveau allgemein nicht mehr so hoch einzustufen wie in früheren Zeiten. Gleichwohl gelinge es immer wieder einzelne Talente zu entdecken, wie etwa Hürdenläuferin Yvonne Jeschke, die aber nach einem Stipendium in den USA geblieben sei und dort beruflich Tritt gefasst habe.

Er erscheint bei jedem Training und fragt, ob er helfen kann.
Beate Volz
Trainerin

Wieviel Zeit investiert Hermann Pfaff denn heute noch für die LG Hardt? Bei der Antwort muss er kaum lange nachdenken: „Es vergeht fast kein Tag, an dem nichts zu tun ist“. Trainerin Beate Volz kennt die Verdienste des neuen Bürgerpreisträgers für den Verein bestens: „Bis heute ist er Ansprechpartner für alle Trainer, egal ob Material fehlt, Trikots oder Trainingsanzüge. Er erscheint bei jedem Training und fragt, ob er helfen kann. Außerdem reinigt er seit deren Bestehen die Tartanbahn und entfernt dort das Unkraut.“

Hermann Pfaff fasst alle seine Aktivitäten kurz zusammen: „Ich schaue eben, dass der Sportbetrieb läuft und die Anlage in Ordnung ist.“

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