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Hobby-Bierbrauer gründen Verein

„Brau am Rhein“: Hobby-Bierbrauer in Au am Rhein feiern Tag des Biers mit Selbstgebrautem

Bier selber brauen, liegt im Trend. Ein Veteran auf diesem Gebiet ist Karlheinz Bauer. Er kreierte sein erstes Bier vor 27 Jahren. Mittlerweile hat er einen Verein gegründet. Manchmal enden die Brau-Experimente explosiv.

Zwei Männer stoßen mit Bier an.
Teilen die Begeisterung fürs Brauen: Karlheinz Bauer (links) steckt andere mit seiner Bier-Leidenschaft an, darunter Daniel Kraus. Seit zwei Jahren gibt es den Verein „Brau am Rhein“. Am Samstag feierten Mitglieder und Freunde den Tag des Biers. Foto: Holger Siebnich

Ein Loch in der Decke, ein versauter Kühlschrank und ein kaputter Fernseher: Das sind die Kollateralschäden in Karlheinz Bauers Karriere als Hobby-Bierbrauer. Dafür, dass er schon seit 27 Jahren Hopfen und Malz zu einer mitunter druckvollen Mischung vergärt, ist das ziemlich wenig.

Vor zwei Jahren hat er mit einigen Mitstreitern den Verein „Brau am Rhein“ gegründet. Am Samstag feierten sie in Au am Rhein den Tag des Biers.

Bauer dreht den Zapfhahn nach rechts, aus dem Fünf-Liter-Fass schießt Schaum ins Glas. „Das passiert manchmal“, sagt er und lacht. Auf dem Fass steht zwar der Name der Badischen Staatsbrauerei Rothaus, gefüllt ist es aber mit Bauers eigenem Pils, Marke „Oschibräu“, benannt nach Bauers Spitznamen: Oschi.

Das erste Bier entstand in der Volkshochschule

Bier selbst zu brauen, liegt im Trend. Über das Internet kann sich heutzutage jeder mit den Grundzutaten und der Technik eindecken. Es gibt auch Fertigsets, bei denen die Hobbybrauer die portionierten Zutaten nur noch mit Wasser zusammenschütten müssen. „Fünf-Minuten-Terrine“, nennt Bauer das.

Er kann mit solchen Baukästen nichts anfangen. Sein erstes Bier nannte er „Premium Privat“. Es entstand 1995 bei einem Volkshochschulkurs. Ein Freund hatte ihn bequatscht, dort mitzumachen. Inzwischen ist er derjenige, der andere bequatscht. Daniel Kraus, Mitglied bei „Brau am Rhein“, sagt: „Er stiftet alle an.“

Als Brauerei dienen die eigenen vier Wände

35 Mitglieder zählt der Verein inzwischen. Nicht alles sind Hobbybrauer. Manche dürfen noch gar kein Bier trinken. Zum Beispiel Kraus’ Sohn, der mit zwei Jahren das jüngste Mitglied ist. Der harte Kern, der selbst Malz schrotet und die Zutaten im Kessel auf Temperatur bringt, besteht aus sieben Hobbybrauern.

Einen Vereinsraum haben sie bislang nicht. Als Brauerei dienen die eigenen vier Wände. Oft kommt Veteran Oschi vorbei und hilft bei den ersten Gehversuchen. So auch bei Kraus, der mittlerweile in Frankfurt wohnt, aber in seinem Elternhaus in Au am Rhein im vergangenen Jahr seinen ersten Gerstensaft kreiert hat. „Es schmeckt einfach besser“, sagt er über seine Motivation. Die Bierbranche werde dominiert von einigen wenigen Großkonzernen. Die Folge: Einheitsbräu.

Helles ist der Versuch, Bier ohne Geschmack zu machen
Karlheinz Bauer, Hobby-Brauer

Bauer ist in seinem Urteil über die Ware aus dem Getränkemarkt ein wenig gnädiger. Er kauft auch mal eine Kiste Hefeweizen oder probiert Sorten, die nicht zur Standardware im Supermarktregal gehören. „Die Vielfalt ist in den vergangenen Jahren viel größer geworden“, sagt er.

Einen Trend kann er allerdings gar nicht nachvollziehen: Helles. Aus Bayern ist es durch große Marken wie Augustiner in die ganze Republik geschwappt. „Helles ist der Versuch, Bier ohne Geschmack zu machen“, sagt Bauer. Er selbst hat schon viel Geschmack in sein Bier gepresst, zum Beispiel Raucharomen oder Kräuter. Einmal hat er ein Frühlingsbier kreiert, dessen Note er als „fruchtig, blumig und aromatisch“ umschreibt.

Sein Vorteil gegenüber der kommerziellen Konkurrenz: Er muss es mit dem Reinheitsgebot nicht immer ganz genau nehmen und kann auch mal über den Zutatenhorizont von Hopfen Malz, Hefe und Wasser hinausblicken.

Erstausstattung: Ein Braukessel kostet mehrere hundert Euro

Verkaufen dürfen die Vereinsmitglieder ihre Kreationen nicht. Im heimischen Keller entstehen Kleinstmengen unter 200 Liter im Jahr. Das ist der maximale Hobby-Pegel. Ansonsten müssten sie beim Zoll Biersteuer abdrücken. So steht beim kleinen Fest mit geladenen Gästen anlässlich des Tags des Biers auch nur eine Spendenkasse auf dem Tresen.

Kosten entstehen für das Hobby aber durchaus nicht wenig. Neben den Zutaten schlägt vor allem die Technik zu Buche. Allein ein Kessel, der den Sud über längere Zeit auf einer konstanten Temperatur hält, kostet mehrere hundert Euro.

Scherbe von geplatztem Selbstgebrautem schrottet Fernseher

Und dann wären da noch die Kollateralschäden. Den Kühlschrank, in dem Bauer mal ein Fässchen explodiert ist, hat er wieder sauber bekommen. Das Loch in der Decke, das eine Flasche reingehauen hat, deren Druck sich in einem raketenhaften Start entlud, war auch noch zu verkraften. Der Fernseher tat weh. Er befand sich im selben Zimmer wie eine Flasche mit Bügelverschluss, die mit frisch gebrautem Bier gefüllt war.

Als Bauer heimkam, stand nur noch der Flaschenboden auf dem Tisch. Der Rest war verteilt. Eine Scherbe hatte einen Einschlag im Fernseher hinterlassen. „Der war fast neu. 40 Zoll, das war damals viel“, sagt er. Sein Hobby liebt er trotzdem noch.

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