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Durch Luchsfonds ausgeglichen

Harmloser als Wölfe: Luchse sind im Südwesten nur für ein Dutzend Risse verantwortlich

Luchse reißen in Baden-Württemberg deutlich weniger Weide- und Nutztiere als die vor allem bei Schafhirten und Bauern umstrittenen Wölfe.

Auch im Südwesten gesichtet: Luchse sind vor allem in der Region vom Hochrhein bis zum Nordschwarzwald sowie im Oberen Donautal mit den nördlich angrenzenden Hangwäldern der Schwäbischen Alb unterwegs.
Auch im Südwesten gesichtet: Luchse sind vor allem in der Region vom Hochrhein bis zum Nordschwarzwald sowie im Oberen Donautal mit den nördlich angrenzenden Hangwäldern der Schwäbischen Alb unterwegs. Foto: Patrick Pleul /dpa

Luchse reißen in Baden-Württemberg deutlich weniger Weide- und Nutztiere als die vor allem bei Schafhirten und Bauern umstrittenen Wölfe. Nach Angaben des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums sind seit dem Jahr 2017 insgesamt zwölf Nutztiere von den vier heimisch gewordenen Luchsen in Baden-Württemberg gerissen worden.

Die Höhe des entstandenen Schadens liegt bei vergleichsweise geringen 2.380 Euro. Nutztier-Risse würden zudem durch einen Luchsfonds ausgeglichen, hieß es in der Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag. „Der Luchs stellt somit keine generelle Gefahr für die Weidetierhaltung in Baden-Württemberg dar“, zeigte sich das Ministerium überzeugt. Die Tiere ernähren sich hauptsächlich von Rehen und brauchen ausgewachsen rund ein Kilogramm Fleisch pro Tag.

Schafe, Ziegen oder Gehegewild gehörten in der Regel nicht oder nur sehr selten zum Beuteschema der Tiere, teilte das Ministerium mit. Weil sie dazu neigten, Hindernisse zu überspringen oder nahe stehende Bäume zu überwinden, sei ein Herdenschutz durch Zäune wie bei Wölfen weitgehend zwecklos.

Luchse kommen aus der Schweiz nach Baden-Württemberg

Luchse sind in Baden-Württemberg vor allem in der Region vom Hochrhein bis zum Nordschwarzwald sowie im Oberen Donautal mit den nördlich angrenzenden Hangwäldern der Schwäbischen Alb unterwegs. Laut Ministerium kommen die Tiere seit den 1990er Jahren aus der Schweiz nach Baden-Württemberg. Bisher gelten allerdings nur männliche Luchse als sesshaft.

Der Bekannteste in der Region ist zweifelsohne Luchs Toni, der vermutlich aus dem Schweizer Jura stammt und 2019 in den Nordschwarzwald eingewandert ist. Erstmals im Wald bei Weisenbach gesichtet, wurde er gefangen, kurzzeitig betäubt und mit einem GPS-Sender versehen.

So lassen sich seine Wege nun nachverfolgen. Vor einem Jahr ist das Senderhalsband erneuert worden. Erst im Juli hat der Wildtierbeauftragte des Landkreises Rastatt, Martin Hauser, im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt, warum eine Begegnung mit Toni und anderen Luchsen unwahrscheinlich ist.

Die Tiere seien überwiegend nachtaktiv. „Sollte es tatsächlich zu einer Begegnung kommen, kann man sich darüber freuen“, sagte Hauser. „Der Luchs wird die Flucht ergreifen.“ Und wann wird es Nachwuchs geben? Dazu müssten erst einmal Weibchen ausgewildert werden. Die Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag auf die Fahnen geschrieben, „die Chancen für die Rückkehr des Luchses durch ein Programm zur Bestandsstützung zu verbessern“, vor allem, um die genetische Vielfalt zu steigern.

Die Region wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Denn der Austausch der derzeit in der Schweiz, Frankreich, Bayern und Rheinland-Pfalz vorkommenden Luchse kann nur über den geeigneten Lebensraum im Schwarzwald erfolgen.

Wölfe bereiten Nutztierhaltern große Sorgen

Bei den Wölfen macht die Entwicklung den Nutztierhaltern hingegen große Sorgen. Denn der Wolf hat keine natürlichen Feinde. Im vergangenen Jahr sind in Baden-Württemberg 13 Übergriffe von Wölfen sicher nachgewiesen worden, dabei wurden 42 Tiere gerissen – vor allem Schafe und Ziegen, aber auch ein Rind.

Es gibt allerdings noch zahlreiche weitere Risse, bei denen nicht klar ist, ob sie eventuell von einem Hund stammen. Naturschützer feiern die Ansiedlung sesshafter Wölfe dagegen als einen Erfolg im Kampf gegen das Aussterben von Tierarten.

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