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Sammlung mit Freundinnen

Iffezheimer Hilfsaktion für die Ukraine: Spenden sind schon in Polen an der Grenze

Irina Scheuermann reagiert schnell: Direkt, nachdem sie erfahren hat, dass Russland die Ukraine überfallen hat, stellt sie ihre Telefonnummer mit einem Hilfeaufruf in soziale Netzwerke im Internet.

   Die gebuertigen Russinnen Julia Helmuth, Irina Scheuermann u. Katherina Kurov im zum Hilfsgueterlager umfunktionierten Kosmetik-Studio in Iffezheim
Die gebürtigen Russinnen Julia Helmuth, Irina Scheuermann und Katherina Kurov stehen im zum Hilfsgüterlager umfunktionierten Kosmetik-Studio in Iffezheim. Foto: Frank Vetter fuv

Die Lage an der polnisch-ukrainischen Grenze ist dramatisch. Seit Tagen sind es ähnliche Bilder: lange Schlangen mit Autos, auch lange Schlangen von Menschen, die zu Fuß über die Grenze kommen.

Es sind hauptsächlich Frauen und Kinder, teilweise haben sie bei Minustemperaturen 60 Stunden in ihren Autos ausgeharrt und gewartet. Irina Scheuermann und drei ihrer Freundinnen haben schon zwei Lastwagen voller Hilfsgüter aus Iffezheim an die polnisch-ukrainische Grenze geschickt.

Die nächsten Lkw fahren in den kommenden Tagen. Ein Transporter sei auch auf dem Weg nach Freiburg gewesen. Dort sind am Sonntag Busse mit Waisenkindern aus der Ukraine angekommen.

Die Menschen an der Grenze haben oft nichts dabei, außer das, was sie am Leib tragen.
Irina Scheuermann, Helferin

Die Menschen an der polnisch-ukrainischen Grenze sind erschöpft, sie haben auch seit Tagen keine Toilette gesehen und kein warmes Essen gehabt. „Die Menschen an der Grenze haben oft nichts dabei, außer das, was sie am Leib tragen.“ Es fehle am Nötigsten. Deshalb sammeln die vier Frauen aktuell hauptsächlich Sachspenden: vor allem Babynahrung und Babyprodukte, Decken, Kissen, Mullbinden, Verbände, Medikamente, Verbandskasten und Kleider. Aber auch unverderbliche Nahrung und Wasser seien wichtig.

Spenden lagern in Kosmetikstudio

Die 38-Jährige reagierte am vergangenen Donnerstag sofort. „Ich habe in den sozialen Netzwerken im Internet meine Nummer mit einem Hilfeaufruf gepostet, als ich erfahren habe, dass der Krieg angefangen hat“, erzählt sie. Aktuell lagert sie die Sachspenden in ihrem Kosmetikstudio. Die vier Frauen hätten aber Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen.

Die Resonanz, die ihr Hilferuf in den sozialen Medien erhalten hat, ist groß. „Ich stehe aktuell mit sehr vielen Menschen in Kontakt.“ Auf ihren Aufruf meldeten sich auch viele Menschen aus anderen Städten. „Wir haben keine große Erfahrung und so eine Hilfsaktion noch nie auf die Beine gestellt“, erzählt Scheuermann. Das Team müsse sich noch selbst organisieren. Trotzdem hätten sich auch schon Geschäfte gemeldet, die beispielsweise 300 Decken oder sogar Möbel angeboten hätten.

Sechs Männer beladen Lastwagen

Dem Team helfen aktuell noch sechs Männer, die die Hilfsgüter beladen. „Wir bräuchten künftig noch jemanden, der Lastwagen oder Transporter zur Verfügung stellt“, sagt Scheuermann. Das koste viel Geld, die Hilfsgüter rüber zu fahren.

Sie selbst kommt ursprünglich aus Sibirien und lebt seit 28 Jahre in Deutschland. „Ich verstehe nichts von Politik, die ist mir eigentlich auch egal, aber wenn ich helfen kann, dann helfe ich“, so Scheuermann. Für sie sei es einfach menschlich, anderen in Not zu helfen. Sie findet, dass wenn weggeschaut wird, nichts zustande kommt.

Kinder frieren und werden getötet. Das ist grausam.
Irina Scheuermann, Helferin

„Vieles, was in der Vergangenheit passiert ist, ist grausam. Da muss doch man doch im 21. Jahrhundert in Frieden zusammen leben.“ Das könne nicht sein, dass heutzutage so etwas wie in der Ukraine zustandekommt. „Kinder frieren und werden getötet. Das ist grausam“, sagt Scheuermann, die selbst Mutter ist.

Scheuermann hat auch Freunde in der Ukraine

Für die freiwillige Helferin spielt die Nationalität keine Rolle. „Ich möchte nicht, dass Hass verbreitet wird. Letztlich entscheiden Regierungen und es leiden immer Zivilisten darunter.“ Scheuermann hat auch einige Freunde und Kollegen in der Ukraine. Für sie ist es unerträglich, dass Menschen nun anfangen, Hass zu verbreiten. „Gestern sind noch alle an einem Tisch gesessen und heute wünschen sie sich gegenseitig den Tod.“

Scheuermann wird in diesen Tagen oft gefragt, woher sie kommt. Gegen Anfeindungen von Russen hat sie schon gehört, aber bislang noch nicht selbst erlebt. „Ich denke, das ist erst der Anfang und hoffe wirklich, dass die Menschen zur Vernunft kommen“, sagt sie. Dieser gegenseitige Hass sei einfach nur traurig. „Das darf nicht sein.“

Kontakt

Wer auch spenden oder helfen will, kann mit Irina Scheuermann (01 52) 31 82 30 08 oder ihrer Freundin Julia Helmuth (01 52) 21 95 31 50 Kontakt aufnehmen. Per E-Mail sind die Helferinnen unter 4wir@gmail.com erreichbar.

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