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Gemeinderat genehmigt nächste Stufe

Lärmaktionsplan in Rastatt: Nicht jeder Tempo-30-Wunsch geht in Erfüllung

Die Stadt Rastatt ordnet in 13 weiteren Straßen Tempo 30 an. Damit sollen Anwohner vor Lärm geschützt werden. Auch Betroffene im Stadtteil Förch hatten auf ein Tempolimit gehofft – vergeblich.

Eine Straße mit einem Tempo-50-Schild.
Umstritten: Der Lärmaktionsplan sieht vor, dass am Ortsausgang von Niederbühl vorerst kein Tempo 30 gilt. Oberbürgermeister Pütsch will jetzt klären lassen, ob nicht doch eine zeitnahe Umsetzung möglich ist. Foto: Hans-Jürgen Collet

Tempo 30 breitet sich in Rastatt weiter aus. Der Gemeinderat hat in seiner vergangenen Sitzung mit großer Mehrheit beschlossen, die zulässige Höchstgeschwindigkeit in 13 weiteren Straßen zu drosseln. Ziel ist es, die Anwohner vor Lärm zu schützen. Diskussionen gab es um die Ortsdurchfahrt in Förch. Dort wird vorerst kein Tempo 30 kommen.

Martin Reichert vom beauftragten Ingenieurbüro Modus Consult gab den Stadträten noch einmal einen kurzen Einblick in die Hintergründe. Im Jahr 2019 hatte die Stadtverwaltung mit der Umsetzung von Maßnahmen des sogenannten Lärmaktionsplans begonnen. In einem ersten Schritt ließ sie Tempo 30 in vielbefahrenen Durchfahrtsstraßen wie der Kapellen- oder der Bahnhofstraße anordnen.

Dort traten bis dahin Lärmwerte von mehr als 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht auf, die als gesundheitsgefährdend gelten. Jetzt rücken Straßen in den Fokus, in denen sich die Werte tagsüber zwischen 65 und 70 sowie nachts zwischen 55 und 60 Dezibel bewegen. Diese gelten als „gesundheitskritisch“.

Eine Straße mit einer Ampel.
Mehr Ruhe für die Anwohner: Der Lärmaktionsplan sieht vor, das Tempo in der Badener Straße nachts auf 30 Stundenkilometer zu begrenzen. Foto: Hans-Jürgen Collet

Profitieren sollen unter anderem die Anwohner in der Badener Straße (B3), in der im Abschnitt zwischen Kehler Straße und der Kreuzung Stadion-/Münchfeldstraße künftig nächtliches Tempo 30 vorgesehen ist. Rund um die Uhr beschränkt wird die Geschwindigkeit zum Beispiel in Carl-Schurz-Straße zwischen Hindenburgbrücke und Zaystraße sowie in der Karlstraße zwischen Ludwigstraße und Ludwigring.

Keine Geschwindigkeitsreduzierung in Förch

Nicht ausgebremst wird der Verkehr dagegen in der Favoritestraße in Förch. Das hatte in der vergangenen Woche der Ortschaftsrat Niederbühl gefordert. Reichert sagte: „Die Betroffenheit dort ist vergleichsweise gering.“ Die Lärmwerte lägen für zwölf Einwohner am Tag und fünf in der Nacht im kritischen, aber nicht gesundheitsgefährdenden Bereich.

Hinzu komme, dass der Verkehr bereits heute durch Parkbuchten und Fahrbahnteiler ausgebremst werde. 4.500 Fahrzeuge nutzen täglich die Favoritestraße. 85 Prozent davon fahren laut Reichert nicht schneller als 35 Stundenkilometer. Eine Ausweisung von Tempo 30 sei rechtlich nicht möglich: „Lärmschutz ist kein Wunschkonzert. Wir sind eng gebunden an die fachlichen Möglichkeiten.“

Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) unterstrich diesen Hinweis. Zwar sei Lärm auch für eine geringe Anzahl an Betroffenen ärgerlich. „Aber wo ist dann die Grenze, die man zieht?“, fragte er rhetorisch. Würde jeder Einzelfall berücksichtigt, müssten Fahrzeuge überall ausgebremst werden, so dass das Verkehrsnetz letztendlich zusammenbreche.

Niederbühls Ortsvorsteher Klaus Föry (FW) nannte die Einschätzung des Experten zu Förch „höchst bedauerlich“. Für Niederbühl selbst kann er aber noch auf eine Verbesserung hoffen. Dort gilt auf einem Abschnitt der Murgtalstraße bereits seit 2019 Tempo 30. Der Lärmaktionsplan sieht vor, den Geltungsbereich von Höhe des Netto-Markts bis zum Ortsausgang in Richtung Kuppenheim zu verlängern.

Die Betroffenheit in Förch ist vergleichsweise gering.
Martin Reichert, Gutachter

Allerdings soll dieser Schritt erst kommen, wenn die Niederbühler Ortsumfahrung umgesetzt wird, die bereits seit mehreren Jahren in der Diskussion ist. Diese sieht den Neubau eines Kreisverkehrs in Höhe der Weiherstraße vor. Föry bezweifelte den Sinn hinter diesem Vorgehen: „Wenn der Kreisverkehr steht, beschleunigen die Fahrzeuge auf dem kurzen Stück ohnehin nicht mehr so stark“, sagte er. Die Tempodrosselung müsse deshalb jetzt schon kommen: „Wie soll ich das sonst den Bürgern erklären?“

OB Pütsch pflichtete ihm bei, dass der Zeitplan schwer nachzuvollziehen sei. Er gab Reichert mit auf den Weg zu prüfen, ob eine zeitnahe Umsetzung nicht doch möglich sei.

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