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Die Folgen der Umweltverschmutzung

Zwölf Prozent der Ackerflächen in Mittelbaden sind mit PFC belastet

Bislang summieren sich die Kosten für die Folgen in Mittelbaden auf mehr als elf Millionen Euro. Es könnten noch deutlich mehr werden. Doch der PFC-Skandal hat viel weitreichendere Folgen als nur die finanziellen.

Bislang summieren sich die Kosten für die Folgen in Mittelbaden auf mehr als elf Millionen Euro. Es könnten noch deutlich mehr werden.  (Symbolbild)
Bislang summieren sich die Kosten für die Folgen in Mittelbaden auf mehr als elf Millionen Euro. Es könnten noch deutlich mehr werden. (Symbolbild) Foto: Patricia Klatt

Ungefähr zwölf Prozent der Ackerflächen in Mittelbaden sind mit sogenannten per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) belastet, mit weitreichenden Folgen von unbekannter Dauer für die gesamte Region. Wir fassen einige davon zusammen.

Der Skandal trat im Jahr 2013 in den Fokus von Behörden und Öffentlichkeit – im September 2014 wurden fluorierte Chemikalien schon auf 240 Hektar Ackerfläche gefunden. Heute sind es 1.215 von insgesamt 10.162 Hektar Ackerland.

„Bislang hat man an die 4.500 Bodenproben genommen und 2.950 Analysen vom Boden selbst durchgeführt“, berichtet Reiner Söhlmann von der PFC-Geschäftsstelle im Landratsamt Rastatt.

32 Landwirte hatten in den 2000er Jahren mutmaßlich mit PFC belasteten Papierschlammkompost auf die Äcker ausgebracht, aktuell sind in Mittelbaden 120 Landwirte von PFC-Verunreinigungen in Boden, Bewässerungs- oder Tränkebrunnen betroffen. Zwölf Prozent der Ackerflächen in Mittelbaden sind demnach mit PFC belastet – die Folgen haben bislang mehr als elf Millionen Euro gekostet, ohne dass das Problem beseitigt werden konnte.

Immer mehr belastete Flächen werden entdeckt: So steigt bislang die Größe des in Mittelbaden mit Chemikalien belasteten Bodens stetig an.

Werte für tolerierbare PFC-Konzentrationen europaweit massiv gesenkt

Für die Landwirte gelten, abhängig vom PFC-Gehalt im Boden, strenge Vorgaben: Welche Pflanzen dürfen wo angepflanzt werden? Mais geht, Spargel eher nicht. Weizen und Soja sind gar nicht erlaubt – ein mühsam erarbeitetes Anbau-Konzept wird von den Behörden aufwendig kontrolliert.

Da PFC-Belastungen kein regionales, sondern ein generelles Problem sind, müssen die hiesigen Vorgaben fortlaufend an die neuen europäischen Regeln angepasst werden.

So gibt es zwar immer noch keine Grenzwerte für Lebensmittel, aber die tolerierbaren Konzentrationen sind europaweit aufgrund neuer Erkenntnisse massiv abgesenkt worden. Bis 2018 galten beispielsweise 10.500 Nanogramm PFOA (ein PFC) pro Kilogramm Körpergewicht pro Woche als tolerierbar, ab 2018 waren es nur noch sechs Nanogramm und heute gilt eine Summe von 4,4 Nanogramm für vier PFC als tolerierbar. Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) hat die regionalen PFC-Beurteilungswerte in Lebensmitteln an diese neue Regelung angepasst.

Vom Boden sickerten die Chemikalien ins Grundwasser

Die betroffenen Ackerflächen führten zu einer weiträumigen Belastung des Grundwassers. Man hat 750 Grundwasserbrunnen untersucht und 7.200 PFAS-Analysen im Wasser vorgenommen. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) hat ein computerbasiertes Grundwassermodell für die weiteren Prognosen entwickelt.

Das PFC-Wasser ist vielleicht das größte Problem mit den weitreichendsten Folgen: Landwirte haben PFC in Beregnungsbrunnen, die deswegen strengen Regelungen unterliegen. Private Gartenbrunnen sind ebenfalls nur eingeschränkt nutzbar, im Bereich des „PFC-Gebietes im Landkreis liegen 255 angezeigte Gartenbrunnen vor, es ist jedoch von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

„Aus diesem Grund erfolgt die Empfehlung zum Verzicht auf die Bewässerung mit Grundwasser auch für die gesamte Gemeinde oder einzelne Ortsteile“, so die Stabsstelle PFC.

Im Stadtkreis Baden-Baden weiß sie von 15 Gartenbrunnen. Brauchwasserbrunnen sind ebenfalls betroffen, „es handelt sich hierbei um Kühl-, Beregnungs-, Löschwasser- sowie sonstige Brauchwasserbrunnen im Rahmen einer gewerblichen Nutzung“, so die Stabsstelle. Man kenne 20 davon im Stadtkreis Baden-Baden und überwache sieben im Landkreis Rastatt.

Auch die Angelseen weisen PFC auf, und manche Fische sollten eher nicht verzehrt werden. Ebenfalls betroffen von den Auswirkungen der zwölf Prozent großen PFC-Fläche sind auch zwei Baggerseen im Landkreis Rastatt und zwei Kieswerke im Stadtkreis Baden-Baden.

Der Komposthändler, der „eine PFC-Belastung auf bestimmten landwirtschaftlichen Flächen in Rastatt mindestens maßgeblich mitverursacht habe“, wie es das Verwaltungsgericht Karlsruhe im Oktober 2017 formulierte, muss sich weiterhin in anstehenden Gerichtsverfahren verantworten.

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