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Große Betroffenheit

Rastatter Moscheen sammeln Spenden für Erdbebenopfer in Türkei

Das schwere Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat auch in Rastatt eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Die Betroffenheit ist groß.

Noch ohne technische Unterstützung: Helfer suchen im Nordwesten Syriens unter Trümmern nach Überlebenden der Katastrophe.
Noch ohne technische Unterstützung: Helfer suchen im Nordwesten Syriens unter Trümmern nach Überlebenden der Katastrophe. Foto: Syrienhilfe

Viele Türken und Syrer halten Kontakt zu betroffenen Verwandten und Freunden in ihren Heimatländern. Die örtlichen Moscheen sammeln Geld, der Verein für internationale Vielfalt organisiert einen Kuchenverkauf. Die Schulgebäude der Muggensturmer Syrienhilfe in Nordwestsyrien haben dem Beben standgehalten, berichtet Vorsitzender Karsten Malige. Allerdings gab es auch dort zahlreiche Tote.

Die Ditib-Zentralmoschee in der Industriestraße 28 sammelt nicht nur Geld, sondern auch Kleider für die Erdbebenopfer, berichtet die stellvertretende Vorsitzende Reyhan Gökçe: „Wir nehmen Winterkleider und Hygieneartikel an, die dann mit Speditionen in die Türkei gebracht werden.“ In der Zeit von 10 bis 20 Uhr werden die Sachspenden in der Moschee angenommen, die in gut beschrifteten Kartons abgegeben werden sollten.

Wir können nur spenden und beten, dass nicht noch mehr Tote geborgen werden.
Reyhan Gökçe, stellvertretende Vorsitzende Ditib-Zentralmoschee Rastatt

Gökçe ist nicht direkt betroffen, sie hat aber in der Barockstadt viele Freunde, die aus der Erdbebenregion „eine schlechte Nachricht oder noch gar keine Nachricht erhalten haben“. Das untätige Sitzen und Bangen sei für die Betroffenen ganz schlimm: „Wir können nur spenden und beten, dass nicht noch mehr Tote geborgen werden.“

Die Moschee von Milli Görüs in der Rauentaler Straße 14 sammelt ebenfalls Geld, wie Metin Pusmaz erläutert. Die Spenden werden dann an Hasene International überwiesen, die Hilfsorganisation von Milli Görüs: „Am Montag waren bereits über eine Million Euro auf dem Spendenkonto von Hasene in der Türkei“, berichtet er. Pusmaz hat zwar selbst keine Verwandte im Erdbebengebiet, ein Freund von ihm hat aber in Kahramanmaras seine Kinder und eine Schwiegertochter verloren.

Vereine verkaufen Essen auf Wochenmarkt

Der Rastatter Verein für internationale Vielfalt (Vive) war am Montagabend beim Treffen des Netzwerks Migrantenorganisationen im Kreis Rastatt im Landratsamt, bei dem auch viele türkische Vereine waren, berichtet Vorsitzende Ute Kretschmer-Risché: „Das beherrschende Thema war natürlich das Erdbeben und wir haben spontan beschlossen, Kuchen und türkische Spezialitäten am Samstag, 18. Februar, auf dem Wochenmarkt zu verkaufen.“

Kretschmer-Risché hat viele Rückmeldungen von türkischen und syrischen Freunden erhalten, die Betroffenheit in Rastatt sei groß: „Wir leben hier am Oberrheingraben, wo es auch Erdbeben geben könnte. Wir haben bislang Glück gehabt, dafür sollten wir dankbar sein“, findet sie.

Auch der Rastatter Verein „Die Brücke für den Dialog“ beteiligt sich am Essensstand auf dem Markt. Vorsitzende Hatice Özütürk berichtet, dass einige Mitglieder Angehörige hatten, die ums Leben gekommen sind. Der Erlös des Verkaufs soll je zur Hälfte an das Internationale Rote Kreuz und an den Roten Halbmond gehen.

Das über 60 Personen umfassende Helfernetzwerk der Syrienhilfe im Nordwesten des Landes hat etliche Aufnahmen von den Zerstörungen an Karsten Malige geschickt. Gaziantep, in dessen Nähe das Epizentrum des Erdbebens liegt, ist unweit der Zone entlang der Grenze, in der sich das Flüchtlingscamp Atmeh mit fast einer Million Menschen befindet. Dort stehen auch drei Schulgebäude der Syrienhilfe und eine Arztpraxis: „Hier leben all die Helferinnen und Helfer, alle Schülerinnen und Schüler, alle Lehrerinnen und Lehrer“, so Malige.

Helfer räumen Schutt mit bloßen Händen weg

In unmittelbarer Nachbarschaft seien etliche Gebäude eingestürzt und hätten die Bewohner unter sich begraben. „Ein Teil unseres Teams ist wie viele andere dabei, mit bloßen Händen zu graben, Schutt wegzuräumen und nach Überlebenden zu suchen“, berichtet der Vereinsvorsitzende. Allerdings kam für einen kleinen Jungen und eine Schülerin mit ihrer Mutter jede Hilfe zu spät.

Ein anderer Teil des Teams hat warme Winterdecken ausgegeben an die obdachlos Gewordenen, am Dienstag wurden einige Tausend Portionen Linsensuppe verteilt, weitere Hilfsaktionen sollen folgen. Im Hinblick auf Hilfe von außen ist Malige skeptisch: „Das ist Kampfgebiet, dort wird niemand ohne Weiteres reinkommen.“

In der Türkei sei die Hilfe „viel geregelter“ möglich, im Nordwesten Syriens werde „nicht viel passieren“, glaubt er. Die Syrienhilfe habe den Vorteil, dass sie bereits seit 2016 mit einem Team vor Ort sei und sofort helfen könne: „Eine gute Wolldecke kostet fünf Euro“, nennt Malige ein Beispiel.

Service

Das Spendenkonto findet sich auf der Homepage unter www.syrienhilfe.org.

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