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Kamera? Läuft!

Wie Rathäuser in der Corona-Pandemie kommunizieren

Neue Corona-Verordnungen, die Teststrategie oder die Infektionslage vor Ort: Die Pandemie stellt große Herausforderungen an die Informationspolitik der Rathäuser. Muggensturms Bürgermeister Dietmar Späth hat eine äußerst kreative Lösung gefunden.

Film ab: Muggensturms Bürgermeister Dietmar Späth beim Dreh einer Videobotschaft. Unterstützt wird er dabei von seinen beiden Söhnen.
Film ab: Muggensturms Bürgermeister Dietmar Späth beim Dreh einer Videobotschaft. Unterstützt wird er dabei von seinen beiden Söhnen. Foto: Dietmar Späth

In Muggensturm heißt es seit einem Jahr: „Kamera? Läuft!“ Denn am 14. März 2020 veröffentlichte die Gemeinde die erste Videobotschaft von Bürgermeister Dietmar Späth (Freie Wähler) auf Youtube und Facebook. Es war die Zeit, in der das gesellschaftliche Leben im Zuge der Corona-Pandemie zum ersten Mal drastisch eingeschränkt wurde.

Für Späth drängte sich da die Frage auf: „Wie können wir diese ungewöhnliche Situation und die resultierenden Maßnahmen unserer Bürgerschaft möglichst zeitnah vermitteln?“

Zufrieden mit Zahl der Aufrufe

Inzwischen gibt es gewissermaßen 25 Antworten auf diese Frage, so viele Videobotschaften sind in den vergangenen Monaten erschienen. Die bisher letzte Botschaft kam passend zur fünften Jahreszeit im närrischen Gewand daher, die nächste ist im Moment für Anfang April geplant.

In den Videos informiert Späth über die Entwicklung der Corona-Fallzahlen vor Ort und über die aktuelle Situation an Schulen, Kindergärten oder Seniorenheimen. In einer Folge besuchte der Bürgermeister die Fieberambulanz in Muggensturm und sprach mit den Mitarbeitern. Impulsgeber für das Format war seine Frau Susanne, sagt Späth – und seine Kinder durch ihre Aktivität in den sozialen Medien.

Wie häufig man im Rathaus zur Kamera greift, hängt von der aktuellen Entwicklung und der Brisanz ab. Im Frühjahr 2020 war es alle drei bis vier Wochen, im Sommer eher weniger und im Herbst wieder mehr, so Späth. Die Brisanz bestimmt auch die Zahl der Aufrufe der Videos. Mit denen ist der Bürgermeister grundsätzlich zufrieden. „Über die große Resonanz habe ich mich natürlich gefreut, damit hätte ich nicht unbedingt gerechnet.“ Die Videos werden zwischen 2.500 bis zu 4.000 mal aufgerufen.

Wie können wir diese außergewöhnliche Situation und die resultierenden Maßnahmen möglichst zeitnah vermitteln?
Dietmar Späth, Bürgermeister Muggensturm

Dass Späth mit dieser Idee den Nerv der Zeit getroffen hat, zeigen die zahlreichen Kommentare unter den Videos. So schreibt Nutzer Volker Fischer: „Vielen Dank für die Information und die Statements. Auch über die gesamte ‘Krisenzeit‘. Wenn ich mich so umhöre, ist das ziemlich einzigartig.“ Und er ergänzt: „Ich liebe mein Muggensturm.“ Und eine Nutzerin kommentiert: „Toller BM!!!! Volle Transparenz und bürgernah! Respekt!!“

Dass die Kameraführung bei Aufnahmen im Außengelände etwas wackelig ist, nimmt ein anderer Nutzer derweil mit Humor: „Vielleicht sollte im Gemeindebudget mal ein Stativ eingeplant werden, damit man beim Anschauen nicht seekrank wird“, schreibt er unter eine der Videobotschaften.

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Späth sieht auch nach Ende der Pandemie eine Zukunft in diesem Bereich: „Nach den positiven Erfahrungen der Aktion bisher ist es meine feste Überzeugung, dass eine digitale Übermittlung von Informationen an die Bürgerschaft künftig auch für den kommunalen Bereich immer wichtiger werden“, sagt er.

Zeitnahe Information als Ziel

Bei der Stadt Rastatt ist die Nutzung von sozialen Medien wie Facebook oder Instagram in der Corona-Pandemie ebenso ausgeprägt. „Es geht darum, zeitnah zu informieren“, sagt die Pressesprecherin der Stadt, Heike Dießelberg. Zu Beginn der Pandemie im März 2020 hatte die Stadt auf auf ihrer Homepage eine Corona-Seite eingerichtet und diese im Laufe der Zeit erweitert. Dort finden sich die aktuellen Informationen über die Lage in Rastatt, der Region sowie über die Entscheidungen des Landes und des Bundes.

Allerdings sieht Dießelberg auch einen Nachteil: „In den sozialen Medien steht die schnelle Information im Vordergrund. Das ist bei einem komplexen Thema wie Corona manchmal schwierig.“

Bischweier schmiedet Pläne für weitere Digitalisierung

Bischweier informiert Bürgermeister Robert Wein zufolge über die Lokalpresse, das Amtsblatt, die Facebook-Seite und die Homepage. Letztere wird gerade neu gestaltet, wobei es zahlreiche Überlegungen zu ergänzenden Angeboten gibt, so der Bürgermeister. Zum Beispiel zur Frage, ob man Facebook weiter nutzen und mit Videos ergänzen oder möglicherweise gemeinsam mit anderen Gemeinden, eine App einrichten soll.

Auch wenn die Arbeit äußerst mühsam sei, zeigt sich Wein zuversichtlich: „Wir bleiben dran und werden unser digitales Angebot Schritt für Schritt aktualisieren und ausbauen – auf ein für ein kleines Dorf angemessenes Maß.“

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