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Spezialeinsatzkräfte der Polizei sind an der Schule in  St. Leon-Rot im Einsatz.

Schülerin getötet

Bluttat in Sankt Leon-Rot: Das Messer hatte der Täter noch im Auto

Erst im November stellte das Opfer aus St. Leon-Rot Anzeige wegen körperlicher Gewalt. Am Donnerstag soll der jetzt tatverdächtige Mitschüler die 18-Jährige erstochen haben.
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Nach dem Tötungsdelikt am Löwenrot-Gymnasium Sankt Leon-Rot halten sich die Behörden am Freitagvormittag mit weiteren Details zur Vorgeschichte noch zurück. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg bestätigte den BNN aber, dass es gegen den Tatverdächtigen kein gerichtlich verhängtes Annäherungsverbot gegeben habe.

Das 18 Jahre alte Opfer hatte im November des vergangenen Jahres eine Strafanzeige gegen den Tatverdächtigen wegen körperlicher Gewalt erstattet. Um welche Art körperlicher Gewalt es in der Anzeige ging, darauf wollte weder die Staatsanwaltschaft noch die Polizei Mannheim am Tag nach der Tat in Sankt Leon-Rot zunächst näher eingehen.

26.01.2024, Baden-Württemberg, St. Leon-Rot: Blumen und Kerzen zum Gedenken an das Opfer liegen vor einer Schule. Bei der Gewalttat in der Schule ist nach Angaben der Polizei eine Schülerin von einem Schüler getötet worden. Foto: René Priebe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Blumen und Kerzen zum Gedenken an das Opfer liegen vor der Schule. Foto: René Priebe/dpa

Die 18 Jahre alte Schülerin war am Donnerstag von dem Mitschüler getötet worden, die Tat rief in Sankt Leon-Rot große Bestürzung hervor. Der ebenfalls 18-Jährige wurde später in Niedersachsen gefasst. Er soll die junge Frau mit einem Messer angegriffen und tödlich verletzt haben.

Im Fahrzeug, das der mutmaßliche Täter fuhr, konnte ein Messer sichergestellt werden. Dabei handelt es sich laut Polizei und Staatsanwaltschaft Heidelberg vermutlich um die Tatwaffe.

25.01.2024, Niedersachsen, Seesen: Nach einem Unfall steht ein schwer beschädigtes Auto in Seesen. Nach der Gewalttat an einer Schule in St. Leon-Rot bei Heidelberg ist der flüchtige mutmaßliche Täter mit seinem Auto in Niedersachsen in den Gegenverkehr geraten und bei einem Zusammenstoß verletzt worden. Der 18-Jährige sei danach vorläufig festgenommen worden. Foto: Martin Dziadek/-/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Nach der Bluttat ist der flüchtige mutmaßliche Täter mit seinem Auto in Niedersachsen in den Gegenverkehr geraten und bei einem Zusammenstoß verletzt worden. Foto: Martin Dziadek/-/dpa

Haftbefehl gegen Schüler erlassen

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Heidelberg hat das Amtsgericht Heidelberg am Freitag Haftbefehl wegen Mordes gegen den 18-jährigen Mann erlassen, berichtet Staatsanwaltschaft Heidelberg und des Polizeipräsidiums Mannheim.

Der Tatverdächtige, der deutscher Staatsangehöriger ist, wurde heute der zuständigen Haftrichterin des Amtsgerichts Heidelberg vorgeführt, die den Haftbefehl erließ und in Vollzug setzte. Anschließend kam der Beschuldigte in eine Justizvollzugseinrichtung.

Noch keine Ermittlungsakte bei der Staatsanwaltschaft Heidelberg

Ob die polizeilichen Ermittlungen zu der Anzeige noch laufen oder bereits abgeschlossen sind, konnte am Freitagvormittag zunächst nicht beantwortet werden. Fakt ist, dass bei der Staatsanwaltschaft noch keine Akte dazu eingegangen ist. Dies bestätigte die Behörde in Heidelberg.

Nach deren Kenntnisstand hab es in dem Fall gegen den mutmaßlichen Täter auch kein gerichtliches Annäherungsverbot gegeben. Polizeiliche Kontaktverbote sind befristet. Sollte es ein solches im Zuge der Anzeige gegeben haben, wäre dies zum Tatzeitpunkt an diesem Donnerstag nicht mehr gültig gewesen.

Vernehmungen und Gefährderansprachen

Die Polizei habe auf die Anzeige hin Zeugen und den Beschuldigten vernommen. Zudem folgten Gefährderansprachen. Die Polizei nahm Kontakt zum Jugendamt und der Schulleitung auf. Nach aktuellen Erkenntnissen erfolgten von Seiten der Schule Maßnahmen der Kontaktbeschränkung im Schulbetrieb.

Der 18-Jährige sollte seinem Opfer nach einer Intervention der Schule eigentlich nicht mehr über den Weg laufen. Die Schule habe sich nach einer Anzeige der Schülerin wegen Körperverletzung im vergangenen Jahr mit der Polizei abgestimmt, teilte der Kommunikationsexperte Dirk Metz am Freitag im Rathaus der Gemeinde mit. Metz war von der Schule in der Sache beauftragt worden. 

Die beiden sollten sich „möglichst nicht begegnen“, sagte Metz. „Das war das Hauptziel.“ Zuletzt hätten alle Beteiligten den Eindruck gehabt, dass sich die Dinge beruhigt hätten. „Hundertprozentige Sicherheit gibt es halt nicht.“ 

Nach bisherigen Erkenntnissen waren die beiden im Jahr 2023 zeitweise liiert. Zum Zeitpunkt der Tat war die Beziehung jedoch bereits beendet.

Mitschüler: „Das hätte man auch vorher wissen können“

Ein Mitschüler erklärte dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“, dass es Konflikte gegeben habe zwischen dem Tatverdächtigen und dem Opfer: „Das hätte man auch vorher wissen können, dass so etwas irgendwann passiert.“ Der Verdächtige habe die 18-Jährige „durchaus mal ins Krankenhaus geprügelt.“

Die Staatsanwaltschaft Heidelberg will an diesem Freitag einen Haftbefehl erlassen. Die Polizei Mannheim will ebenfalls noch im Laufe dieses Freitags nähere Informationen zu dem Fall öffentlich machen.

Schulleiter: „Seit gestern ist nichts mehr so wie vorher“

Schulleiter Dirk Lutschewitz sagte am Freitag, dass die Tat alle sehr erschüttert habe. „Seit gestern ist nichts mehr so wie vorher.“ An Normalität sei derzeit in der Schulgemeinschaft nicht zu denken. Irgendwann werde man versuchen, den Weg zurückzufinden zur Normalität – aber nun brauche es Zeit, um zu trauern und zu verarbeiten.

Der schulpsychologische Dienst sei im Einsatz, die Aufarbeitung habe begonnen. Die Schule plane, den Schülerinnen und Schülern gruppenweise die Gelegenheit zu geben, über die Geschehnisse zu sprechen und sich auszutauschen. Auch eine Trauerfeier sei geplant. Der Termin sei noch unklar.

Die stellvertretende Bürgermeisterin von St. Leon-Rot, Anneliese Runde, sprach von einem riesigen Schock für die Schulgemeinschaft und die gesamte Gemeinde. „Wir sind immer noch fassungslos“, sagte sie.

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