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Kinderhilfe in Lateinamerika

Familienzentrum in Honduras: Hilfe aus Karlsruhe soll vor dem Notfall greifen

Ein internationales Kinderhilfswerk mit Sitz in Karlsruhe möchte die Situation für Kinder in Honduras verbessern. Ein neues Familienzentrum zeigt erste Erfolge.

Das „Family Center“ in Honduras entstand durch Unterstützung der Kinderhilfe Lateinamerika mit Sitz in Karlsruhe.
Das „Family Center“ in Honduras entstand durch Unterstützung der Kinderhilfe Lateinamerika mit Sitz in Karlsruhe. Foto: nph-Kinderhilfe Lateinamerika e. V

In den Dörfern von Honduras ist es für Jungen der normale Weg, die Schule nach der sechsten Klasse zu verlassen, um auf einer Farm zu arbeiten. Mädchen werden nicht selten im jugendlichen Alter schwanger oder wandern aus. „Bildung wird als nette Sache angesehen, hat aber keine hohe Priorität“, sagt Stephen O´Mahony. Er leitet in Honduras die Kinderhilfe Lateinamerika (nph). Das internationale Kinderhilfswerk hat seinen Sitz in Karlsruhe.

Die Projekte werden durch Fördergelder ermöglicht. Dazu gehört auch ein Familienzentrum, das im Sommer errichtet wurde. O´Mahony berichtet von ersten Ergebnissen: „Wir arbeiten mit den Familien – damit sie den Wert von Bildung erkennen. Wie sie die Welt sehen, sitzt tief. Deswegen müssen wir grundlegend arbeiten.“

Die ersten Studenten im Dorf

Die nph arbeitet mit zehn Kinderdörfern in neun Ländern und setzt sich vor allem für Kinder in Armut oder mit Behinderung ein, die in vielen Ländern eine unzureichende Versorgung erfahren. Für sie sind die Kinderdörfer eine gute Möglichkeit – die UN-Behindertenrechtskonvention sieht allerdings eine „unabhängige Lebensführung“ vor, sie sollten über ihren Aufenthaltsort frei entscheiden können. „Es müssen neue Wege gefunden werden, um Kindern und ihren Familien zu helfen“, sagt nph-Sprecherin Agathe Freudl.

Die Antwort ist das Familienzentrum in Honduras. Die Kinder besuchen das Zentrum und nehmen die Angebote wahr, wohnen aber nicht dort. Das Familienzentrum wurde als Pilot-Projekt in Mata de Platano nahe des Kinderdorfes und etwa 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tegucigalpa gebaut. Die Ehrenamtlichen vor Ort berichten von katastrophalen Straßenverhältnissen, einer schlechten Infrastruktur, abgeschnittenen Dörfern – und von Armut. Das Familienzentrum mit seinen 7.000 Quadratmetern soll daher eine Anlaufstelle sein.

David Kossen von der beteiligten Lipoid Stiftung aus Ludwigshafen erklärt: „Wir haben den Wunsch, präventiver tätig zu sein. Wir wollen Familien an die Hand nehmen, bevor sie auseinanderbrechen.“

Kinder erhalten in den Räumen unter anderem Nachhilfe. Später einmal sollen sie in ihren Dörfern als Vorbilder agieren. Erste Vorzeigegeschichten gibt es schon: Junge Menschen, die nun studieren – noch nie gab es in ihrem Dorf zuvor einen Studenten. Später wollen viele von ihnen zurückkehren und die Situation vor Ort verbessern, so berichten die Ehrenamtlichen.

Für Familien gibt es in dem Zentrum auch Ernährungsberatung oder Therapie, zudem eine Medikamentenausgabe. Für Kinder mit Behinderung gibt es Bewegungstraining.

Projekt könnte auf weitere Länder ausgeweitet werden

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind auch in Honduras zu spüren. Doch den Bau des Familienzentrums, Beginn war im August 2019, hat es nicht beeinträchtigt. „Dass wir trotz der Pandemie und politischen Problemen im Land das Familienzentrum im Sommer eröffnen konnten, ist ein kleines Wunder“, betont Ingo Laubenthal von nph.

Für die Menschen ist das Familienzentrum eine große Erleichterung, berichtet der Leiter vor Ort, Stephen O´Mahony. Eine Frau habe immer wieder einen schweren Weg auf sich genommen, damit ihr behindertes Kind behandelt werden konnte: Eine Stunde lang das Kind auf der Hauptstraße tragen, mit dem Bus in die Stadt, von dort mit einem anderen Bus ins Therapiezentrum. Und dann habe sie erfahren, dass die Therapeuten für diesen Tag ausgelastet sind. Nun gibt es das Familienzentrum als Anlaufstelle. Wenn sich die positive Bilanz aus Sicht der Verantwortlichen fortsetzt, wollen sie solche Einrichtungen auch in anderen Ländern etablieren.

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