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Schwierige Rahmenbedingungen

Das Handwerk in Karlsruhe und der Region fühlt sich ausgebremst

Obwohl Handwerker derzeit sehr gefragt und Termine nur schwer zu bekommen sind, könnte es für die Betriebe in der Region besser laufen. Zu diesem Schluss kommt die Handwerkskammer Karlsruhe.

Joachim Wohlfeil, Präsident der Handwerkskammer Karlsruhe
Herausfordernde Zeiten: Joachim Wohlfeil, Präsident der Handwerkskammer Karlsruhe, klagt über schwierige Rahmenbedingungen für die Betriebe. Foto: Andrea Fabry

Handwerkerleistungen bleiben auch im zweiten Jahr der Pandemie gefragt. Das spiegeln die Zahlen wieder, die von der Handwerkskammer (HWK) Karlsruhe bei ihrer Vollversammlung am Dienstag im Kongresshaus Baden-Baden vorgestellt worden sind.

Knapp zwei Drittel aller Handwerksbetriebe werteten demnach ihre Geschäftslage zuletzt als gut. Richtung Weihnachten könnte es für Unternehmen aus verbrauchernahen Bereichen wie Nahrung oder Dienstleistungen sogar noch besser werden.

Doch trotz voller Auftragsbücher haben viele Firmen Sorgen. Hohe Energiepreise, gestörte Lieferketten und Materialmangel sowie fehlende Fachkräfte sind die Gründe, warum sie ihre Aufträge nicht abarbeiten können.

„Betriebe, die wollen, aber nicht können“, gibt es laut Kammerpräsident Joachim Wohlfeil reichlich. Für manche lohnten sich die Aufträge aber aus finanzieller Sicht gar nicht mehr: „Nicht alle Handwerksbetriebe können schließlich die gestiegenen Kosten 1:1 an die Kunden weitergeben.“

Wohlfeil fordert mehr Unterstützung

Wohlfeil fordert deshalb im politischen Diskurs mehr Unterstützung für das Handwerk. Die ambitionierten Ziele bei der Energiewende und der Digitalisierung ließen sich nicht ohne das Handwerk umsetzen. „Wer macht denn die Zukunft, die andere nur beschreiben?“, spielt der Kammer-Repräsentant auf Maßnahmen wie den Bau von Solarpanels, Ladesäulen für E-Autos oder altersgerechte Badsanierungen an.

Dabei bleibt der Fachkräftemangel weiter eines der drängendsten Probleme der kommenden Jahre, denn nach wie vor fehlt es vor allem in vielen handwerklichen Berufen an Nachwuchs. Die Hauptursache liegt für Wohlfeil an der fehlenden Anerkennung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Es brauche „eine Gleichwertigkeit, die gesetzlich festgeschrieben ist und im politischen Alltag gelebt wird.“

In der Berufsberatung und Lehrstellenbesetzung hofft die HWK, bewährte Veranstaltungen wie die „Einstieg Beruf 2022“ wieder in Präsenz durchführen zu können. Man sei stolz auf das, was die Betriebe in den vergangenen beiden Jahren bei der Ausbildung unter widrigsten Umständen geleistet hätten. Bestätigt wird dies durch aktuell 2.876 Auszubildende in der Region, knapp 300 mehr als 2019.

Bildungsakademie als Sorgenkind

Wichtiger Baustein ihrer Ausbildung sind die handwerklichen Bildungsstätten, die vor allem für kleinere oder spezialisierte Betriebe eine große Unterstützung sind. Die Form der ergänzenden überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung – kurz ÜLU-Kurse genannt – garantiert die Erfüllung bundesweit einheitlicher Standards in den einzelnen Handwerkerberufen.

Doch gerade die Karlsruher Bildungsakademie ist das Sorgenkind der HWK. Bereits seit einigen Jahren plant sie deren notwendige Modernisierung und Erweiterung. Das Problem: Am bisherigen Standort in der Karlsruher Hertzstraße ist kein Platz und es fehlt an einem geeigneten Grundstück.

Bisherige Gespräche mit der Stadt Karlsruhe blieben erfolglos, in den nächsten Wochen will man sich aber nochmals zusammensetzen. Für ihr Interesse an einem landeseigenen Grundstück in Rheinstetten hatte die Kammer zuvor eine Absage erhalten. Eine weitere Option prüft die HWK derzeit in Bruchsal, wo „vertiefende Gespräche“ im Gang seien.

Von Baden-Baden bis Pforzheim ist die HWK Karlsruhe in den vier Landkreisen Karlsruhe, Rastatt, Calw und dem Enzkreis zuständig. Bei der Zahl ihrer Mitgliedsbetriebe hat sie 2021 knapp die 20.000er Marke überschritten. Zugenommen haben im vergangenen Jahr die zulassungsfreien Handwerksbetriebe, die auch ohne Meisterbrief geführt werden können. Dazu zählen beispielsweise Kosmetiker, Fotografen oder Gebäudereiniger.

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