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Klimaveränderungen und ihre Ursachen

Die große Eisschmelze in der Arktis lässt sich nur schwer aufhalten

Der Klimawandel lässt die gefrorenen Flächen der Arktis schrumpfen. Forscher warnen vor einem Anstieg des Meeresspiegels und geben Eisbären nur wenige Überlebenschancen bis zum Jahr 2100.

Neugierige Besucher im arktischen Forschungscamp: Eine Eisbärenmutter und ihr Bärenkind interessieren sich für Fähnchen in der Umgebung des Eisbrechers „Polarstern“.
Neugierige Besucher im arktischen Forschungscamp: Eine Eisbärenmutter und ihr Bärenkind interessieren sich für Fähnchen in der Umgebung des Eisbrechers „Polarstern“. Foto: Ester Horvath

Auch wenn das seltsam klingen mag: Das Coronavirus ist nicht das größte Problem der Menschheit. Es ist eher die beschleunigte Erderwärmung.

„Die Pandemie, so schlimm sie ist, wird irgendwann wieder vorbei sein. Der Klimawandel nicht“, erinnerte neulich der bekannte Polarforscher Arved Fuchs. Die große Schmelze in der Arktis, die die internationale Expedition Mosaic beobachtet hatte, erreicht in diesem Jahr erneut extreme Ausmaße.

Die Eisdecke zieht sich zurück

Mit einer Fläche von 3,74 Millionen Quadratkilometern ist das Meereis in der Arktis auf die zweitniedrigste Ausdehnung seit Beginn der Messungen vor rund 40 Jahren geschrumpft. Der Negativrekord stammt aus dem Jahr 2012. Damals war die Eisdecke nach Angaben der Universität Bremen auf 3,27 Millionen Quadratkilometer zurückgegangen.

Auch die Dicke des Eises hat sich in den vergangenen 50 Jahren etwa halbiert. „Wir steuern auf einen saisonal eisfreien Arktischen Ozean zu, und dieses Jahr ist ein weiterer Nagel im Sarg“, kommentierte die neuen Messungen das Nationale Schnee- und Eisdatenzentrum der USA. Das Eis schmelze so schnell, dass die Arktis voraussichtlich nicht 2050, sondern schon ab 2035 im Sommer komplett eisfrei sein werde, warnt das WWF.

Die Forscher sehen in der Arktis einen Großschauplatz des Klimawandels. Das Meereis reagiert sensibel und direkt auf die Erwärmung. Laut einer diesjährigen Studie der Uni Hamburg lässt jede ausgestoßene Tonne CO2 drei Quadratmeter Eis schmelzen.

Eis reflektiert Sonnenlicht ins Weltall

Zu den Ursachen für den extremen Eisverlust in diesem Sommer zählt, dass im vergangenen Winter in den Randmeeren mehr dünnes Eis gebildet wurde, das im Frühling rasch geschmolzen ist. Die Eisdecke hat eine wichtige Rolle im Klimasystem. Die helle Oberfläche reflektiert das Sonnenlicht zurück ins Weltall und kühlt die Arktis.

Umgekehrt gibt ihr Schrumpfen mehr von dem dunkleren Ozeanwasser frei, das dann mehr Energie aufnimmt. Das wiederum lässt im Norden die Luft- und Wassertemperaturen steigen.

„Was in der Arktis an Klimawandel passiert, bleibt dort nicht“, warnte der Atmosphärenphysiker Markus Rex und nannte die Arktis „die Wetterküche für das Wetter in unseren Breiten.“ Forschungsdaten zeigen, dass sie Sturmfluten und Trockenperioden in Mitteleuropa begünstigt. Zudem verändern Fische aufgrund veränderter Meerestemperaturen und Strömungen ihr Wanderverhalten.

280 Millionen Menschen könnten ihre Heimat verlieren

Der Weltklimarat IPCC warnt, dass eine beschleunigte Eisschmelze den Meeresspiegel innerhalb von Jahrhunderten um mehrere Meter steigen lassen könnte.

Die Wissenschaftler halten es für möglich, dass bei einer Erderwärmung von zwei Grad bis zu 280 Millionen Menschen in niedrig liegenden Millionenstädten und Inselstaaten wegen Überflutung und heftiger Stürme ihre Heimat verlieren würden.

Laut einer neuen Studie würden bei dem heißesten anzunehmenden Klimaszenarium die Eisbären in den kommenden 80 Jahren aus der Arktis faktisch verschwinden. Denn ohne genügend Eisflächen, auf denen sie Robben fangen können, würden die Bären an Land gedrängt, wo sie bei der Futtersuche Nachteile haben.

Arktis birgt viele Rohstoff-Schätze

Die Eisschmelze hätte aber auch einige positive Effekte: Sie legt zum Beispiel neue Schiffsrouten frei und verkürzt dadurch die Entfernung zwischen Europa und Asien um 40 Prozent. Zudem werden dadurch neue Rohstoffressourcen verfügbar. Etwa ein Drittel der weltweiten Gasreserven und 16 Prozent des Erdöls werden derzeit in der Arktis vermutet.

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