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Nach Aufhebung der Reisewarnungen

Ansturm auf Türkei-Reisen ist in der Region noch verhalten

Das Auswärtige Amt hebt die Reisewarnung für vier türkische Provinzen auf, doch in den Reisebüros in der Region ist die Nachfrage noch verhalten. Das betrifft nicht nur Pauschaltouristen.

Leere Liegen stehen am Strand von Lara bei Antalya in der Türkei. Die Bundesregierung hebt die Reisewarnung für Türkei teilweise auf.
Auch mit teilweise aufgehobener Reisewarnung ist die Nachfrage nach Türkei-Reisen bei den Reisebüros in der Region derzeit noch verhalten. Viele Urlauber haben ihre Türkei-Reise bereits storniert oder auf ein anderes Ziel umgebucht, schätzt das Pforzheimer Reisebüro. Foto: Marius Becker/dpa

Eigentlich hatte er gehofft, dass sich mehr tut: Nachdem das Auswärtige Amt am Montagabend die Reisewarnung für die vier türkischen Provinzen Antalya, Izmir, Aydin und Mugla aufgehoben hat, hat Metin Günes in seinem Reisebüro in Rastatt noch am gleichen Tag fünf Reisen in die Türkei verkauft – die ersten überhaupt seit März. Am Tag nach der Lockerung ist die Nachfrage bei Günes jedoch verhalten.

So wie in Rastatt ist die Lage bei vielen anderen Reisebüros in der Region. Auf gepackten Koffern sitzen offenbar nur die wenigsten Türkei-Reisenden. Viele Pauschaltouristen hätten ihren Urlaub in der Türkei bereits storniert oder auf ein anderes Ziel umgebucht, erklärt Heribert Frey vom Pforzheimer Reisebüro.

Pforzheimer Reise-Fachmann wünscht sich für Kunden mehr Planungssicherheit

In seinen drei Betriebsstellen stehen für die kommenden zwei Monate lediglich geschätzt 50 Abreisen in die Türkei an. Zudem würden auch nicht alle Reiseveranstalter sofort wieder Türkei-Reisen anbieten, gibt Frey zu bedenken. TUI, der wichtigste Anbieter in diesem Bereich, starte erst am 1. September wieder. „Für eine Belebung unseres Sommergeschäfts ist die Maßnahme zu spät”, sagt Frey. Er wünscht sich für seine Kunden mehr Planungssicherheit. Die sich ständig ändernden Vorschriften und Warnungen hätten viele Kunden verunsichert.

Ein wenig anders sieht es im Bereich des ethnischen Reiseverkehrs aus. Während Adnan Isler mit seinem Reisebüro AS Reisen in Karlsruhe bis zu 90 Prozent Verlust bei den Pauschalreisen hat, sind es bei den „Heimaturlauben” türkischer Staatsangehöriger oder türkischstämmiger Menschen nur 60 bis 70 Prozent weniger Buchungen. Dennoch habe auch in dieser Gruppe die Reisewarnung für die Türkei viele abgeschreckt, ist Isler überzeugt.

Diesen Eindruck kann Abdul Ünal nur bestätigen. Seine Familie betreibt in Philippsburg einen türkischen Supermarkt mit angeschlossenem Reisebüro. Seit mehr als 15 Jahren sind sie spezialisiert auf Reisende mit türkischen Wurzeln. Bei seinen Kunden erlebt Ünal am Tag nach der Lockerung eine gemischte Stimmung – und eine gewisse Skepsis.

Von einem Ansturm auf Türkei-Reisen will er beim ethnischen Verkehr noch nicht sprechen. „Vor der Lockerung kamen nur Leute, die wegen eines Notfalls in die Türkei mussten. Aus Spaß ist keiner hingeflogen.” Aber auch mit dem Wegfall der Reisewarnung blieben bei vielen Kunden Bedenken. Diese würden sie jedoch nicht immer vom Reisen abhielten, räumt Ünal ein.

Kritik an Behörden über Vorgehen bei Tests

Doch was hat die Menschen konkret abgehalten zu reisen – und was hält sie noch ab? Metin Günes aus Rastatt vermutet, dass vor der Aufhebung der Reisewarnung die Quarantäne für Rückkehrer aus Risikogebieten viele abgeschreckt hat. Aber haben sich auch alle Türkei-Rückkehrer in die freiwillige Selbstisolation begeben?

„Wir haben unsere Kunden sehr streng darüber informiert”, betont Günes. Das Ergebnis sehe man dann in zwei bis drei Wochen, immerhin habe die Ferienzeit in der Region erst vor kurzem begonnen. Er bemängelt aber auch das Vorgehen der Behörden: Er hat Berichte von Türkei-Rückkehrer gehört, die nach der Einreise nach Deutschland einen Corona-Test machen wollten und von einer öffentlichen Stelle zur nächsten geschickt worden seien.

Gerade die Rückkehrer aus Risikogebieten könnten die Infektionszahlen in Deutschland wieder steigen lassen. Adnan Isler aus Karlsruhe sieht das Risiko bei Rückkehrern aus der Türkei jedoch als gering an. Er glaubt nicht, dass sich es einen Anstieg der Corona-Zahlen durch Türkei-Urlauber geben wird. Die meisten Reisenden seien vorsichtig und wollten kein Risiko eingehen.

Beim Reise-Anbieter Öger Tours ist man optimistischer. Dort spüre man einen deutlichen Anstieg der Nachfrage, bestätigt Sprecherin Kathrin Rüter. Konkrete Gästezahlen nenn das Unternehmen nicht. „Offenbar haben viele Türkei-Urlauber vor der Buchung die Aufhebung der Reisewarnung durch das Auswärtige Amt abgewartet”, sagt Rüter. Türkischstämmige Reisende seien jedoch auch vor Aufhebung der Reisewarnung in die Türkei gekommen. Bei Öger Tours rechnet man nun damit, dass künftig nicht nur Deutschtürken wieder verstärkt in die Türkei reisen werden.

Vom Baden Airpark in Rheinmünster fliegt Öger Tours nicht. Von dort steuert die Fluggesellschaft Coredon als einzigen türkischen Flughafen Antalya an. Allerdings nicht in dieser Woche, denn der Sommerflugplan beginnt erst am 22. August, erklärt Airpark-Sprecherin Elke Fleig. Danach können Urlauber dreimal die Woche in die Türkei reisen. Ob es aufgrund hoher Nachfrage mehr Flüge werden könnten, entscheide die Airline, so Fleig.

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