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Corona-Pandemie

Wie gefährlich ist die neue Mischvariante Deltakron?

Dass aus den beiden bekanntesten Corona-Varianten ein neuer Hybrid mit unbekannten Eigenschaften entstehen könnte, haben die Wissenschaftler schon länger erwartet. Bislang sind sie darüber nicht sehr alarmiert.

Neue Virus-Hybridvariante im Blick: Das Deltakron oder „BA.1 x AY.4 recombinant“, wie es bei der WHO offiziell heißt, wurde zuerst bei drei Patienten in Südfrankreich entdeckt.
Das Deltakron oder „BA.1 x AY.4 recombinant“, wie es bei der WHO offiziell heißt, wurde zuerst bei drei Patienten in Südfrankreich entdeckt. Foto: Uwe Anspach picture alliance/dpa

Die Familie der Coronaviren hat ein neues Mitglied, das derzeit das Interesse zahlreicher Epidemiologen weltweit auf sich zieht. Sein inoffizieller Name ist Deltakron, eine Wortschöpfung aus den Sars-CoV-2-Varianten Delta und Omikron. Das offiziell unter der Bezeichnung „BA.1 x AY.4 recombinant“ gelistete Virus ist seit Anfang des Jahres in den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich und Dänemark nachgewiesen worden. Bislang hat man es bei etwa 100 Corona-Erkrankten gefunden. Es gibt nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) auch mindestens einen Fall in Deutschland.

Die entscheidende Frage, die die Forschung bewegt, lautet: Ist Deltakron, verglichen mit den bislang dominanten Varianten, eine eher unproblematische Sackgasse der Corona-Evolution – oder könnte es die schlimmsten Eigenschaften beider Mutanten in sich vereinen, was es vielleicht extrem ansteckend und auch sehr gefährlich machen würde?

Es fehlen noch Forschungsdaten, um das mit Gewissheit zu sagen. Bislang sind die Fachexperten allerdings nicht übermäßig beunruhigt.

Meldungen aus Zypern waren falsch

Deltakron hat eine skurril anmutende Geschichte: Die Existenz einer solchen Mischvariante wurde Anfang 2022 aus Zypern gemeldet und später dementiert, als sich herausstellte, dass offenbar die Proben von zwei Dutzend Patienten im Labor verunreinigt worden waren.

Gleichzeitig sagten jedoch Virologen weltweit die Entdeckung einer Kreuzung aus BA.1 (Omikron) und AY.4 (Delta) voraus. Es sei eine Mutante möglich, „die zum Beispiel das Spike-Protein vom Omikron-Virus trägt, um weiterhin diesen Immunvorteil zu genießen, aber den Rest des Genoms vom Delta-Virus hat“, erklärte der Berliner Christian Drosten im Deutschlandfunk. Das ist nun also eingetreten.

Eine Rekombinante kann entstehen, wenn sich ein Mensch gleichzeitig mit zwei Virusvarianten infiziert und sich beide in einer Zelle vermehren. Dabei wird das genetische Material vermischt. Wissenschaftler halten solche Entwicklungen für normal in einer Übergangszeit, wenn eine hochansteckende Mutante eine andere ablöst. „Wir haben das erwartet angesichts der starken Verbreitung sowohl von Omikron als auch Delta“, sagte kürzlich die Epidemiologin Maria Van Kerkhove von der WHO. Laut der Weltgesundheitsorganisation wurde Deltakron zuerst bei Patienten in Südfrankreich entdeckt.

Wir haben das erwartet angesichts der starken Verbreitung sowohl von Omikron als auch Delta.
Maria Van Kerkhove, Epidemiologin der WHO

Die WHO führt den Hybrid momentan als eine „Variante unter Beobachtung“ auf. Das bedeutet, dass Deltakron neue Eigenschaften besitzen könnte, die ein potenziell erhöhtes, aber in der Praxis noch nicht nachgewiesenes Risiko darstellen. „Wir sehen keine Veränderungen in der Epidemiologie und der Schwere der Erkrankungen, aber wir behalten das weiter im Blick“, beruhigte Van Kerkhove und verwies auf weitere Untersuchungen.

Nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde NHS ähneln die Symptome von Deltakron denen anderer Varianten (Fieber, Husten, Abgeschlagenheit, Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns).

Omikron beherrscht das Infektionsbild in Deutschland

Möglicherweise wird die Rekombinations-Variante nicht genügend evolutionäre Vorteile haben, um sich im weiteren Verlauf der Pandemie durchsetzen zu können. Laut WHO spielt sie im aktuellen Infektionsgeschehen jedenfalls (noch) keine Rolle, das fast ausschließlich von Omikron BA.1 und der genetisch leicht veränderten Sublinie BA.2 dominiert wird.

In seinem aktuellsten Wochenbericht meldete das Robert Koch-Institut am vergangenen Donnerstag in Deutschland einen Anteil von 34,8 Prozent für BA.1 und 62,3 Prozent für BA.2.

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