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Großauftrag für pfälzisches Riesenwerk

Daimler produziert Elektro-Lkw in Wörth

Eine gute Nachricht in schwierigen Zeiten für das pfälzische Daimler-Werk Wörth mit rund 10.300 Mitarbeitern: Die Konzernsparte Daimler Trucks wird dort 2021 die Serienproduktion des vollelektrischen Lkw eActros beginnen.

Bereits seit zwei Jahren ist der batterieelektrische eActros im intensiven Kundeneinsatz. Der CO2-neutrale E-Lkw soll in Serie ab 2021 in Wörth produziert werden.
Bereits seit zwei Jahren ist der batterieelektrische eActros im intensiven Kundeneinsatz. Der CO2-neutrale E-Lkw soll in Serie ab 2021 in Wörth produziert werden. Foto: Product Communications Daimler T Daimler AG

Der deutsche Automobilbauer Daimler erlebt turbulente Zeiten. Der Konzern leidet an einer Abkühlung des Automarktes von bis zu 20 Prozent und will deshalb mindestens 10.000 Stellen streichen. Doch es gibt in dieser schwierigen Phase eine gute Nachricht für den traditionsreichen Standort Wörth: Dort soll ab dem kommenden Jahr die Produktion des vollelektrischen Lkw eActros starten. Das gab am Mittwoch bei einem Presseevent in Wörth Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Trucks, bekannt.

Wegen der bewegten Marktlage will Daimler derzeit noch keine Serien-Stückzahlen für den eActros bekannt geben. Auf BNN-Nachfrage versicherte Buchner jedoch, mit der neuen Produktion in Wörth den erwarteten Kundenbedarf decken zu können. „Wir sind sehr flexibel und haben hier ein professionelles Werk“, sagte er. Sollte es mehr staatliche Unterstützung geben, könnte die geplante Produktion bei höherer Nachfrage gesteigert werden.

Daimler plant ein „ganzheitliches Ökosystem“ rund um E-Mobilität

Das rein batterieelektrisch angetriebene Fahrzeug ist laut Daimler für einen nachhaltigen schweren Verteilerverkehr gut geeignet. Ein erstes Prototyp des eActros wurde Anfang 2018 vorgestellt. Seit zwei Jahren laufen intensive Praxistests mit insgesamt zehn 18- und 25-Tonnern bei verschiedenen Kunden, darunter in Mannheim. Der eActros soll als Zwei- und Dreiachser mit Reichweite von deutlich über 200 Kilometer auf den Markt kommen. Daimler Trucks will das lokal CO2-neutrale Fahrzeug in ein ganzheitliches Ökosystem einbetten, das auch Beratungsangebote rund um E-Mobilität umfasst.

Der eActros wird in Wörth am gleichen Band wie Lkw mit dem konventionellen Verbrennungsmotor montiert, um die Kosten zu senken. Der Einbau verschiedener Antriebskomponenten erfolgt dann in einem separaten Prozess, so auch die Montage des elektrischen Antriebsstrangs. Das Herzstück der künftigen eActros-Fertigung ist die Produktionshalle in Gebäude 75 des Werks Wörth. Dort laufen seit etwa einem Jahr die Umbaumaßnahmen.

„Grüne“ Produktion in Wörth mit Energie aus regenerativen Quellen

„Der Start der Serienfertigung im nächsten Jahr ist für den Standort und die Region ein wichtiger Meilenstein“, freute sich Matthias Jurytko, Leitung Standort und Produktion Werk Wörth. Die Elektromobilität eröffne auch für Beschäftigte in der Produktion Perspektiven, weil dadurch neue Aufgabengebiete und Jobprofile entstünden. „Im Moment bilden wir beispielsweise unsere künftigen Experten im Bereich Hochvolt aus – das sind unverzichtbare Kompetenzen, wenn es um die Montage von Fahrzeugbatterien und den Aufbau eines elektrischen Trucks geht“, erklärte Jurytko.

Wir sind sehr flexibel und haben hier ein professionelles Werk
Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Trucks

Laut Trucks-Chef Buchner soll das größte Lkw-Montagewerk des Konzerns in Wörth ab 2022 klimaneutral arbeiten und eine CO2-neutrale Energieversorgung erhalten. Der „grüne“ Produktionsstandort werde dann die zugekaufte elektrische Energie nur noch aus regenerativen Quellen beziehen. „Wir sind sehr stolz darauf und haben bereits viel dafür getan“, sagte der Leiter Mercedes-Benz Trucks den BNN. Welchen Aufwand das erfordert und welche zusätzlichen Investitionen am Standort nötig werden, will Daimler vorerst nicht verraten.

Im Gespräch mit den BNN hatte sich Buchner kürzlich optimistisch über die Perspektiven des Standorts Wörth geäußert. Er sei sehr wichtig, sagte er: „Wir haben seit 2014 dort über eine Milliarde Euro investiert.“ Auf die anstehenden Stellenstreichungen im Konzern angesprochen, versicherte Buchner, dass es in Wörth nur um Jobs in der Verwaltung gehen könnte. „Bei den Mitarbeitern, die im Blaumann am Montageband stehen, werden wir keine Stellen streichen.“

Das eEconic-Modell soll in Wörth ab 2022 gebaut werden

Neben dem eActros soll ab 2022 auch der batterieelektrische Mercedes-Benz eEconic in Wörth vom Band laufen. Der Lkw wurde als Sammel- und Entsorgungsfahrzeug im kommunalen Dienst entwickelt. Der Einsatz im innerstädtischen Verkehr eignet sich nach Herstellerangaben aufgrund der vergleichsweise kurzen und fest eingeplanten Routen von rund 100 Kilometer mit einem hohen Stop-and-go-Anteil sehr gut für den batterieelektrischen Betrieb.

Daimler Trucks will bis 2039 in Europa, Japan und Nordamerika nur noch Neufahrzeuge aus einer „Innovationsflotte“ mit emissionsfreiem Fahrbetrieb anbieten. In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts sollen dann elektrisch angetriebene Brennstoffzellen-Lkw folgen.

Bei dem Pressevent in Wörth stellte der Konzern weitere Neuheiten vor, darunter Notbremsassistenz-Systeme und Abbiege-Assistenten mit Fußgänger- und Radfahrererkennung für Trucks, einen neuen Lkw Actros F und einen vollelektrisch angetriebenen Gelenkbus eCitaro G mit Festkörperbatterien.

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