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Feuer schreckt Hochhaus-Bewohner auf

Brand in Pforzheimer Tiefgarage: „Es hätte viel Schlimmeres geschehen können“

Mitten in der Nacht rückt die Feuerwehr zu einem Garagenbrand auf dem Haidach an. Das Gebäude wird teilevakuiert. Dann kommt die Entwarnung: Es hätte alles viel schlimmer sein können.

Schnell gelöscht: Die drei brennenen Autos standen nahe der Garageneinfahrt.
Schnell gelöscht: Die drei brennenen Autos standen nahe der Garageneinfahrt. Foto: igm

Der Schrecken sitzt Bronislawa Wagner noch immer in den Knochen. „Ich habe gedacht, es ist eine Schießerei“, sagt die 66-Jährige, die mitten in der Nacht auf Montag aus ihrer Wohnung im Haidach fliehen musste. Was da so knallte, waren wohl eher zerplatzende Reifen in einer Tiefgarage, die Feuer gefangen hatte.

Eine Stunde lang tobte der Brand schräg unter einem Wohnhochhaus in der Stettiner Straße. 15 Stockwerke umfasst das Gebäude. Bis zu 85 Parteien können darin leben, sagt Wagner, betont aber, dass manche Wohnungen derzeit leer stehen.

Schreckensszenario für die Feuerwehr

Auch Sebastian Fischer, Kommandant der Pforzheimer Berufsfeuerwehr, stockte zunächst der Atem. Tiefgaragenbrand unter Hochhaus – „da stellt man sich aufs Schlimmste ein“. In einer Tiefgarage müsse erst einmal überhaupt das Feuer entdeckt werden. „Da ist ja überall dicker, schwarzer Rauch“, sagt Fischer.

Dann seien viele Tiefgaragen nicht zugänglich. Und schließlich bestehe gegebenenfalls auch noch eine Gefahr für die Anwohner im Hochhaus. „Es hieß zunächst, der Rauch sei in das Haus eingedrungen“, berichtet Fischer. Rauch, den man auch am Tag danach noch riechen kann. Also begannen Polizei und Feuerwehr mit der Evakuierung des Gebäudes.

Verwirrung um Evakuierung

Nach der Räumung der ersten drei Stockwerke habe man ein anderes Bild von der Lage gehabt. Rauch sei zwar eingedrungen, doch das Feuer war schnell gefunden, da es nahe der Garageneinfahrt gebrannt hatte. Weil die aufgrund einer Hügellage zudem ebenerdig war, kamen die Rettungskräfte auch schnell voran. „Außerdem hielt die Tür zum Wohngebäude“, so Fischer.

Schließlich habe man die Evakuierung abgebrochen. Offiziell ab dem dritten Stock. Bronislawa Wagner im sechsten Stock allerdings widerspricht: „Wir wurden aufgerufen, das Gebäude zu verlassen.“ Und im zehnten Stock berichtet Anna Harnigel ähnliches: „Da hat es geklingelt und jemand hat gerufen: raus, raus!“ Sie habe das zunächst für einen Kinderstreich gehalten. „Aber dann hatte es geklopft.“

Eine Vielzahl an Notrufen

Wagner und Harnigel beobachteten den Rest aus einem Feuerwehrbus, den die Abteilung aus Eutingen für die Evakuierten bereitgestellt hatte. Das Feuer selbst war schnell unter Kontrolle. Um 23.30 Uhr gingen „vielfache Notrufe“ ein.

Alarm im Haidach: Die Evakuierung des Hochhauses wurde schnell gestoppt. Gerade die Menschen aus den oberen Stockwerken sollten lieber im Gebäude bleiben.
Alarm im Haidach: Die Evakuierung des Hochhauses wurde schnell gestoppt. Gerade die Menschen aus den oberen Stockwerken sollten lieber im Gebäude bleiben. Foto: igm

Auch Wagner wollte einen absetzen. „Aber mir ist die Nummer der Feuerwehr nicht eingefallen.“ Dabei lebt die Schlesierin bereits seit 35 Jahren in Deutschland, kenne die 112 ja eigentlich auch. „Ich war einfach überfordert.“ Auch deshalb sei sie, wie auch Harnigel, froh über die Evakuierung gewesen, die es offiziell so nicht gab. Feuerwehrchef Fischer hat dafür Verständnis. „In solchen Situationen handeln die Menschen nicht immer rational. Es gingen ja auch so genug Notrufe ein.“

Die Pforzheimer Feuerwehr rückte fast in kompletter Stärke an, von acht Abteilungen wurden sieben angefordert, so Fischer. Insgesamt waren 60 Einsatzkräfte vor Ort, plus Rotem Kreuz, Arbeitersamariterbund und Polizei. Um 23.57 Uhr hatte man das Feuer unter Kontrolle, um 0.35 Uhr war es gelöscht und um 1.40 Uhr durften dann auch Wagner und Harnigel zurück in ihre Wohnungen. „Es hätte viel Schlimmeres geschehen können“, bilanziert Fischer. Etwa, wenn die Tiefgarage daneben, direkt unter dem Hochhaus, gebrannt hätte.

Schwere Schäden an Gebäude und Autos

Doch auch so ist der Schaden beträchtlich. Der Weg zum Haupteingang ins Gebäude liegt direkt über der verbrannten Garage. Auch einen Tag später ist dieser noch gesperrt, weil statische Prüfungen noch ausstehen. „Die Decke ist teilweise zerplatzt“, berichtet Fischer. Immerhin hatten drei Autos gebrannt. „Da ist viel Kraftstoff und Kunststoff dabei. Pkw-Brände erzeugen immer eine Menge Energie.“ Den Schaden schätzt die Polizei in sechsstelliger Höhe. Man stehe noch „am Anfang der Ermittlungen.“

Naher Supermarkt brannte im Januar

Ein Brand im Haidach weckt Erinnerungen an das Feuer beim russischen Supermarkt im Januar, nur wenige Meter von der Stettiner Straße entfernt. Auf die Frage nach dem Stand der Ermittlungen antwortete die Polizei ausweichend. Man habe sich am Montag nicht mit der Staatsanwaltschaft absprechen können.

Diese mischt sich normalerweise nur bei Straftaten wie Brandstiftung ein. Etwas weniger zurückhaltend war die Polizei übrigens in der Nacht beim Tiefgaragenbrand, als man in einer ersten Meldung „mit hoher Wahrscheinlichkeit Brandbeschleuniger“ als Ursache verkündete. Am Montag ruderte man zurück. „Wir können keine Brandursache ausschließen“, sagte eine Sprecherin.

Polizei sucht Zeugen unter der Nummer 07231/186 44 44.

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