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Zu Ostern

Beim Eierfärben entsteht Gemeinschaft: Buntes Programm in Ersingen für Flüchtlinge

Anna und Martin Walter aus in Ersingen haben für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine zu Ostern ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Die geflüchteten Kinder sollen einfach nur Spaß haben, ist dabei ihr Anliegen.

Freude zu Ostern: In ihrem Garten hat Anna Walter (mit Sonnenbrille) mehrere Stationen aufgebaut, an denen Flüchtlingskinder malen, Ostereier färben und kleine Holzfiguren basteln können. Am Sonntag gehen alle zusammen auf Eiersuche.
In ihrem Garten hat Anna Walter (mit Sonnenbrille) mehrere Stationen aufgebaut, an denen Flüchtlingskinder malen, Ostereier färben und kleine Holzfiguren basteln können. Foto: Nico Roller

Aus Holz werden Figuren gesägt, in mehreren Gefäßen Eier bunt gefärbt. Es wird gelacht und getobt. Lebhaft geht es zu im Garten von Anna und Martin Walter in Ersingen.

15 Kinder im Alter von zwei bis 17 Jahren sind zu Gast. Alle sind Flüchtlinge aus der Ukraine, denen Anna und ihr Mann zu Ostern eine Freude machen wollen.

„Ich bin Erzieherin und mag Kinder“, sagt sie. Die jungen Flüchtlinge hätten keine Betreuung, gingen nicht in die Schule oder in den Kindergarten. „Ich finde, sie sollen sich nicht alleine fühlen, sondern wissen, dass es auch noch andere Kinder gibt.“

Aktion für Flüchtlinge in Ersingen: Eier und Osterhasen bekommen Farbe

In der Frühlingssonne, zwischen Tulpen und Narzissen, hat Anna drei Tische aufgebaut. An einem sägen die Kinder kleine Ostereier und Hasen aus Holz aus. An einem können sie Farbe auf ihre Figuren bringen.

Und am dritten können sie mit Buntstiften Hasen und Eier auf Papier ausmalen. Während die älteren Jungen mit der Handsäge beschäftigt sind, toben die jüngeren Kinder auf der Rutsche oder spielen mit Miniaturautos.

Osteraktion in Ersingen erfordert handwerkliches Geschick

Wer von den älteren Jugendlichen seine handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen oder verbessern will, der geht zu Annas Mann Martin in die Garage. Dort rattert die Dekupiersäge. Martin hat alles im Blick und zeigt den Kindern, wie man mit ihr umgehen muss. „Langsam schieben und mehr drehen“, sagt er und erklärt, es sei wichtig, die Holzscheiben gut festzuhalten und auf die Unterlage zu drücken.

Er weiß, wovon er spricht. Denn er bildet an der Fachschule für Sozialpädagogik Sancta Maria in Bruchsal angehende Erzieher aus. Dabei zeigt er ihnen auch, wie man Werkzeuge im Kindergarten, im Hort oder in der Schule einsetzen kann. Gleichzeitig leitet er ein Erzieherteam an einer Ganztagesgrundschule in Karlsruhe. Weil diese früher eine Haupt- und Werkrealschule war, gibt es dort noch einen gut ausgestatteten Werkraum, in dem er mit den Kindern arbeitet, Arbeitsgemeinschaften und Projekte anbietet.

Langsam löst sich die Anspannung bei den geflüchteten Kindern

„Kein Kind hat sich in den ganzen Jahren verletzt“, sagt Martin. Und daran hat sich auch am Mittwoch nichts geändert: Alle Kinder tun genau das, was Martin ihnen sagt. Im Haus werden unterdessen die Eier hartgekocht, 60 Stück, die anschließend Farbe bekommen. Die meisten Kinder sind zu Beginn noch ein bisschen schüchtern. Was laut Walter vor allem daran liegt, dass sich viele zum ersten Mal sehen.

Mit der Zeit löst sich die Stimmung, Gespräche entstehen. Anna Walter freut das. Sie kommt selbst aus der Ukraine und kümmert sich mit viel Herzblut um die Flüchtlinge, etwa, indem sie ihnen Wohnungen vermittelt. Es ist kaum möglich, aufzuzählen, was sie alles ehrenamtlich leistet. Walter sagt, bei ihr gehe das alles „irgendwie automatisch“.

Auch mit der Ostereier-Aktion war es so. Auf die kam Walter, weil sie den Kindern eine Freude bereiten, sie integrieren und ihnen zeigen wollte, wie man in Deutschland Ostern feiert. Das unterscheidet sich nämlich etwas von der Ukraine. Zwar werden dort auch Eier gefärbt, aber anschließend nicht versteckt. Stattdessen schlägt man sie aneinander, „einfach zum Spaß“.

Eiersuche nach dem Gottesdienst in Ersingen

In der Ukraine bringt jede Familie an Ostern einen schönen Korb in die Kirche, wo er mit Weihwasser besprengt wird. Die gefärbten Eier haben die Kinder am Mittwoch übrigens nicht direkt mit nach Hause genommen. Denn Anna und ihr Mann Martin werden sie am Sonntag rund um die Christ-König-Kirche verstecken.

Geplant ist, dass die Flüchtlinge zuerst dort den Gottesdienst besuchen. Dann überreicht die katholische Frauengemeinschaft (kfd) von Theresia Frei zusammengestellte Ostertüten an die Ukrainer, gefüllt unter anderem mit Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenen Keksen.

Martina Theurer vom Leitungsteam sagt, zum Programm der kfd gehöre schon immer auch sozialer Einsatz. Durch Aktionen wie den Verkauf selbstgestrickter Socken oder Kuchen versuche man, möglichst viele Spenden zu sammeln, die dann an bekannte Organisationen weitergegeben werden.

Wenn am Sonntag die Ostertüten verteilt sind, gehen die Kinder auf Eiersuche. Danach gibt es ein geselliges Zusammensein mit Fleisch und Würstchen, möglich gemacht durch die Unterstützung örtlicher Vereine. „Ich bin sehr dankbar für diese Hilfe“, sagt Walter, die schon die nächste große Aktion geplant hat: Am 24. April will sie mit den Flüchtlingskindern in den Freizeitpark „Tripsdrill“ fahren.

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