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JOFR-Akademie

Trial-Fahrer Friedrich vom RSC Bretten kämpft bei Wettkampf in Knittlingen um den Sieg

Jonas Friedrich vom RSC Bretten macht große Sprünge mit dem Fahrrad. In Knittlingen misst sich der Trial-Fahrer mit Sportlern aus ganz Europa. Auch Weltmeisterin Nina Reichenbach aus Ötisheim ist dabei.

Artistisch: Trial-Fahrer Jonas Friedrich springt auf seiner eigenen Anlage in Oberderdingen-Großvillars über einen Parcours aus Steinen.
Trial-Fahrer Jonas Friedrich springt auf seiner eigenen Anlage in Oberderdingen-Großvillars über einen Parcours aus Steinen. Am Samstag geht er bei einem internationalen Wettkampf in Knittlingen an den Start. Foto: Marcel Winter

Tief stapeln ist nicht sein Ding. Im Gegenteil: Je höher, desto besser. Jonas Friedrich erklimmt Felsen, balanciert über Baustämme und Betonröhren, hüpft über Mauern, Fässer und Holzpaletten. Und das mit einem Fahrrad ohne Sattel und Federung. Bike Trial heißt der Sport, der in den frühen 1970er Jahren entstand. Das Ziel: mit dem Rad Hindernisse zu überwinden, ohne dabei die Füße von den Pedalen zu nehmen.

„Der Reiz ist, das Unmögliche zu schaffen“, sagt Friedrich. Der 24-Jährige vom RSC Bretten ist mehrfacher deutscher Vize-Meister und Gründer der JOFR Trial-Akademie. Er ist Jugend- und Heimerzieher, stammt aus Oberderdingen-Großvillars und lebt in Knittlingen-Kleinvillars.

65 Trial-Sportler aus ganz Europa messen sich in Knittlingen

Am Samstag steht sein nächster großer Wettkampf an: Auf dem Parkplatz am Sportplatz in Knittlingen treffen sich die rund 65 besten Sportlerinnen und Sportler aus ganz Europa zu einem internationalen C1-Wettkampf im Trial. Athleten aus Chile, Finnland, der Slowakei und Spanien werden darunter sein, Vize-Weltmeister und Junioren-Weltmeister.

Auch Friedrich geht dort an den Start. Seine Akademie hat den Wettkampf organisiert. Seit Januar laufen die Planungen. Friedrich hat Gespräche mit der Stadt Knittlingen geführt, war mit Vereinen und Verbänden in Kontakt, um die Genehmigung zu erhalten, den Wettkampf ausrichten zu dürfen. Er hat das nötige Material besorgt – rund hundert Tonnen Naturstein, Betonröhren und Holzstämme – und Sponsoren akquiriert. Jetzt ist alles vorbereitet. Die Hindernisse sind installiert, die Sportler können kommen.

Fünf Parcours sind in Knittlingen aufgebaut. Die Fahrer müssen sie jeweils zwei Mal absolvieren – innerhalb von zwei Minuten und möglichst fehlerfrei. Schiedsrichter zählen, wie viele Hindernisse sie schaffen, ohne die Füße auf dem Boden abzusetzen. Wer Kontakt mit dem Untergrund hat, scheidet aus.

Trial-Fahrer Friedrich will ins Finale

Die Sportler treten in zwei Klassen an, abhängig von der Reifengröße. Unterschieden wird zwischen 20 und 26 Zoll. Friedrich startet mit rund 35 anderen Athleten in der 20-Zoll-Klasse. Im Vorbereitungsstress kam bei ihm das Training zuletzt etwas zu kurz.

Normalerweise ist er drei bis vier Stunden am Tag auf dem Fahrrad. In den vergangenen Wochen dürften es ein paar Stunden weniger gewesen sein. Trotzdem hat er sich viel vorgenommen: Er will es bis in Finale schaffen, „und da am besten auf Platz eins.“ Vorher muss er sich aber im Halbfinale beweisen. Nur die besten Sechs kommen weiter und kämpfen im Finale um den Titel.

Friedrich fährt seit seiner Kindheit Trial. Schon früh schaut er gerne Motocross, über den Sohn eines Bekannten seines Vaters kommt er mit sechs Jahren zum Trial. Nach dem ersten Training in Ölbronn ist klar: Der Sport soll es sein. Im Garten seiner Eltern baut er damals Strecken mit Hindernissen aus Paletten.

„Ich fand Fahrradfahren immer schon cool“, sagt er. „Und beim Trial kommt die Challenge dazu, Hindernisse zu überwinden.“ Talent allein reiche nicht: „Das A und O sind Willenskraft und Disziplin.“ Es sei ein bisschen wie beim Skifahren, sagt er: „Dort zählt jede Millisekunde. Bei uns entscheiden wenige Zentimeter.“

Trial-Weltmeisterin Reichenbach geht in Knittlingen an den Start

2018 macht Friedrich sich selbstständig, gründet die JOFR Trial-Akademie. Dort bringt er Nachwuchsfahrern das Trial bei und bereitet fortgeschrittene Sportler auf Wettbewerbe vor. Zwei weitere Trainer arbeiten dort, darunter die fünfmalige Weltmeisterin Nina Reichenbach, die in Knittlingen auch an den Start geht.

Der Außenbereich der Akademie befindet sich noch in Großvillars, eine Halle mit Fitnessbereich in Kleinvillars. Aktuell ist Friedrich auf der Suche nach einem Ort, der Platz für beide Bereiche samt Verwaltung bietet. Sogar ein Leistungszentrum mit Internat könnte er sich vorstellen. Im Gespräch ist ein Gelände in Sternenfels.

Wird Trial bald olympisch?

Friedrich wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für den Nischensport. Noch ist Trial nicht olympisch. Das könnte sich aber bald ändern. „Ich bin zuversichtlich, dass es bei den übernächsten olympischen Spielen dabei ist“, sagt Friedrich.

Vor kurzem wurden die Regeln geändert: Statt der Anzahl der Fehler zählen die Schiedsrichter jetzt die korrekt überwundenen Hindernisse. Dadurch sei der Sport für Zuschauer leichter verständlich geworden, meint Friedrich.

Sein großes Ziel: Weltmeister werden. Bei der WM im Vorjahr landete er auf dem elften Platz, dieses Jahr will er erneut angreifen. Anfang August findet die WM in Schottland statt. Vorher geht es für Friedrich zum Weltcup nach Frankreich, im September steht ein zweiter Weltcup in Dänemark an. Außerdem findet dieses Jahr die Europameisterschaft in der Slowakei statt. Aber zuerst will er am Samstag in Knittlingen wieder hoch hinaus.

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