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Umwelt und Natur

Müll am Wegesrand in Königsbach-Stein: Zupacken statt weitergehen

Müll, Müll, Müll: Auf seinem täglichen Spaziergang entdeckt Gottfried Zurbrügg aus Königsbach im Enzkreis haufenweise Abfall am Wegesrand. Das ärgert ihn - aber das reicht ihm nicht. Er nimmt die Greifzange in die Hand und sammelt den Abfall ein.

Gottfried Zurbrügg mit einer Tüte voll Müll.
Die Ausbeute eines Spaziergangs: Auf einer Strecke von fünf Kilometern hat Gottfried Zurbrügg am Wegesrand eine Tragetasche voll Müll eingesammelt. Foto: Nico Roller

Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Temperaturen liegen im zweistelligen Bereich: Perfektes Wetter für einen Spaziergang im Freien. Eine Möglichkeit, die in diesen Tagen viele Menschen nutzen. Auch Gottfried Zurbrügg aus Königsbach.

Wenn er täglich seine rund fünf Kilometer lange Runde dreht, dann fällt ihm nicht nur die langsam aus dem Winterschlaf erwachende Natur auf, sondern auch der Müll, der am Wegesrand, auf Feldern, Wiesen und im Wald liegt: Papiertaschentücher, Flaschen, Zigarettenschachteln, Plastikverpackungen, benutzte Masken, Styropor, Metalldosen und Beutel mit Hundekot hat er schon gefunden. Alles achtlos weggeworfen, alles gleichgültig liegengelassen.

„Ich beobachte das mit großer Sorge“, sagt Zurbrügg. Der Königsbacher glaubt, dass reine Bequemlichkeit die Ursache dafür ist. „Wenn etwas erst einmal auf dem Boden liegt, dann haben viele Hemmungen, es wieder aufzuheben.“ Es seien zwar oft kleine Gegenstände, sagt er: Aber unterm Strich komme trotzdem viel zusammen.

Das wird vor allem dann deutlich, wenn Zurbrügg seine Greifzange nimmt und anfängt, den Müll am Wegesrand einzusammeln. Eine Tragetasche hat er dann schnell gefüllt. „Für eine Strecke von fünf Kilometern ist das viel.“ Dass viele Menschen den herumliegenden Müll nicht mehr bewusst wahrnehmen, hält er für besorgniserregend. Schließlich verrotten Kunststoffe nicht. Für Tiere sind sie gefährlich – und später auch für Menschen, wenn sie in die Nahrungskette gelangen. „Das ist eine Sache der Disziplin, dass man das nicht macht“, sagt Zurbrügg, der Biologie und Chemie studiert hat.

Als Lehrer war Umwelt schon lange ein Thema

Früher war er Realschullehrer im Schwarzwald. An drei verschiedenen Schulen hat er gearbeitet und dabei immer versucht, seine Schüler für die Umwelt zu sensibilisieren. Schon 1974 hat er mit ihnen Aluminium- und Glassammlungen organisiert. Auch heute engagiert er sich für die Umwelt. Etwa, indem er Schmetterlinge beobachtet. Oder, indem er als ausgebildeter Auditor beim „Grünen Gockel“ Kirchengemeinden unterstützt, die nachhaltig sein wollen.

Überhaupt ist Zurbrügg in der evangelischen Kirche sehr aktiv. Als Prädikant steht er regelmäßig auf der Kanzel – nicht nur in der Region, sondern in ganz Deutschland. Beim Umweltschutz im Allgemeinen und bei der korrekten Entsorgung von Müll im Besonderen sieht er den Einzelnen in der Verantwortung – gerade jetzt, wo Corona deutlich macht, wie wichtig Hygiene auch im Alltag ist.

Geht das Thema Umwelt in der Corona-Krise unter?

An den Schulen im Enzkreis hat man das Thema auf dem Schirm und versucht, die Kinder und Jugendlichen zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt zu bringen. „Ich halte es für sehr wichtig, dass das Thema nicht untergeht“, sagt Joachim Eichhorn. Zwar vermutet der Kreisvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, dass das Thema aktuell im Unterricht wegen der Corona-Krise in den meisten Schulen nur eine untergeordnete Rolle spielt: Zu umfangreich ist der Stoff, der momentan in Hauptfächern nachgeholt werden muss.

Aber Eichhorn macht sich dafür stark, dass der Umweltschutz zeitnah wieder im Unterricht behandelt wird. Er verweist auf zahlreiche Fächer, in denen das Thema eine Rolle spielt: In den Grundschulen ist das etwa der Sachkundeunterricht, in den weiterführenden Schulen sind es die Fächer Geografie, Gemeinschaftskunde, Politik und Alltagskultur, Ernährung, Soziales (AES). In ihnen geht es unter anderem um gesunde Ernährung, um den Klimawandel, um nachhaltige Energie – und um Müllentsorgung in all ihren Facetten.

Eichhorn verweist auf Workshops, die das Amt für Abfallwirtschaft im Enzkreis anbietet, etwa zum Thema Recycling. Er kann sich noch an ein Projekt erinnern, bei dem Schüler alte Technikgeräte auseinanderbauten, nach Stoffklassen sortierten und sich dabei Gedanken über eine mögliche Weiterverwendung machten. Beim Papierschöpfen lernten sie, wie viel Arbeit für ein einziges Blatt notwendig ist.

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