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Verzicht auf Gage

Benefizkonzert in Remchingen: Musiker setzen ein Zeichen für Frieden und Solidarität

Fünf Bands, 650 Besucher und 12.000 Euro Spenden: Remchinger Benefizkonzert für Geflüchtete aus der Ukraine kommt bei Besuchern gut an.

Wieder erstaunlich aktuell: Mit ihren Texten gegen den Krieg und für den Frieden brachte die Band „Across the Border“ um Nicole Ansperger (von links), Andreas Kölsch, Massimo Randisi, Jochen Kröner, Björn Bieber und Roger Böttcher die Kulturhalle zum Beben.
Mit ihren Texten gegen den Krieg und für den Frieden brachte die Band „Across the Border“ die Kulturhalle zum Beben. Foto: Zachmann

So besorgt über den Anlass, so begeistert über die Solidarität und den Zusammenhalt waren die Veranstalter des Benefizkonzerts für Geflüchtete aus der Ukraine am Freitagabend in der Remchinger Kulturhalle.

Ganze 650 Besucher feierten bis in die Nacht hinein gemeinsam mit fünf bekannten Bands aus der Region, die allesamt auf ihre Gage verzichteten – ebenso wie die Metzgerei Ade bei der Bewirtung und Musik-City Steinbrecher bei der Bereitstellung der Instrumente.

Viele Besucher rundeten die Ticketgebühr großzügig auf. So kam ersten Zählungen zufolge eine Spendensumme von insgesamt 12.000 Euro zusammen, wie Kulturhallenleiter Paul Taube und der Initiator Markus Bodemer aus Wilferdingen bestätigten.

Geld soll Flüchtlingen aus der Ukraine zugutekommen

Das Geld soll unterschiedlichen öffentlichen und privaten Projekten für Geflüchtete direkt vor Ort zugutekommen, um beispielsweise Treffpunkte zu schaffen, Sprachkurse anzubieten und individuell Hilfe zu leisten.

Ein klares Zeichen gegen den Krieg setzten mit ausgewählten Texten nicht nur die Band „Nightfly“ und Sängerin Ira Diehr, sondern auch die vier Pforzheimer „Motörhead“-Fans der Coverband „The Watcher“.

Für eine energiegeladene Performance sorgte „Lorenzo Lovegun“, während sich die „Love and Peace Rebels“ mit 60er-Jahre-Protestliedern und jeder Menge Flower-Power für den Frieden stark machten.

Fünf Jahre nach ihrem letzten Konzert zeigten sich schließlich die Musiker der Folk-Punk-Band „Across the Border“ kein bisschen leiser in der Kulturhalle, in der sie in den Neunzigerjahren großgeworden und bald über die Grenzen von Baden-Württemberg hinaus bekannt geworden waren.

Folk-Punk-Band „Across the Border“ begeistert die Remchinger

Die Halle sprang und tobte, als Frontsänger Jochen Kröner und Akkordeonspieler Andreas Kölsch zur Piratenmusik aus dem dichten Bühnennebel auftauchten und das musikalische Schiff gespickt mit gesellschaftskritischen Texten wieder in Fahrt brachten – kräftig unterstützt von Nicole Ansperger an der Geige, Roger Böttcher an der Gitarre, Schlagzeuger Massimo Randisi und Bassist Björn Bieber.

„Beim Proben haben wir gemerkt, wie aktuell plötzlich die alten Texte sind und dabei Gänsehaut bekommen“, stellte Kröner fest und fragte mit dem Song „What If Men“, was wäre, wenn Männer schwanger werden könnten: „Leute, ich schwöre euch, es würde keinen Krieg mehr geben, wenn Männer Babys austragen würden.“

Die Hilfsbereitschaft ist atemberaubend.
Nataliya Bodemer, Konzertbesucherin

Neben dem Schweizer Gastsänger Christian „Chrigel“ Glanzmann setzte sich für ein Lied auch Markus Bodemer selbst ans Schlagzeug. Als er kurz nach Kriegsbeginn seinen Schwiegereltern die Flucht aus der Ukraine nach Remchingen ermöglicht hatte und durch einen der ersten Hilfstransporte zahlreiche weitere Menschen unterstützte, begannen die Telefone bei Bodemer und seiner Frau Nataliya förmlich zu glühen.

Sie wurden für viele zur Anlaufstelle: „Die Hilfsbereitschaft ist atemberaubend“, stellte Nataliya ebenso wie der Moderator des Konzerts Konstantin Andreev fest, der die Ansagen für zahlreiche Ukrainerinnen und ihre Kinder übersetzte, die freien Eintritt zum Konzert hatten.

Ukrainer singen ein Lied in der Remchinger Kulturhalle

So konnten sie für einige Stunden die schlimmen Bilder aus ihrer Heimat vergessen, die sie im Zuge des transparenten Kriegs auch hierzulande ständig verfolgen.

Trotzdem ermutigte Andreev, der einige Ukrainerinnen auf die Bühne holte, um hoffnungsvolle Lieder anzustimmen, den Optimismus und Humor nicht zu verlieren. Er rief das Publikum auf zum Feiern für den guten Zweck: „Wer morgen den größten Kater hat, hat am meisten geholfen!“

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