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Vier Bewerber

Bürgermeisterwahl Remchingen: Ein Kandidat irritiert bei der Vorstellungsrunde besonders

Die vier Bewerber fürs Remchinger Bürgermeisteramt haben sich in der Kulturhalle erstmals den Fragen der Einwohner gestellt. Sie zeigten sich in vielem einig.

Moderator Kurt Ebel (Mitte) mit den Remchinger Bürgermeisterkandidaten Andreas Wagner, Gerd Kunzmann, Julia Wieland und Philipp Hildinger (von links).
Moderator Kurt Ebel (Mitte) leitete eine harmonische Veranstaltung mit den Remchinger Bürgermeisterkandidaten Andreas Wagner, Gerd Kunzmann, Julia Wieland und Philipp Hildinger (von links). Foto: Nico Roller

Draußen war der Parkplatz voll, drinnen fast alle Plätze belegt: Es herrschte großes Interesse an der ersten Vorstellung der vier Kandidaten, die am 18. Juni zum Nachfolger des scheidenden Bürgermeisters Luca Wilhelm Prayon (CDU) gewählt werden wollen.

Drei Stunden lang nutzten Julia Wieland, Philipp Hildinger, Gerd Kunzmann und Andreas Wagner (alle parteiunabhängig, wenngleich Wagner CDU-Mitglied ist) am Freitagabend in der Remchinger Kulturhalle die Gelegenheit, um sich und ihre Ziele zu präsentieren, um die Fragen der Bürger zu beantworten und um Sympathie zu werben.

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Unter anderem ging es um das Vereinsleben, die Sanierung des Hallenbads, die Digitalisierung, die Zukunft der Energieversorgung – und damit um Themen, die zumindest drei der vier Kandidaten in ihren Vorstellungsreden mehr oder weniger ausführlich ansprachen. 15 Minuten hatte jeder von ihnen Zeit, um das Publikum zu überzeugen.

Julia Wieland kontert Altersvorwürfe

Applaus bekamen am Ende alle, Wieland auch während ihrer Rede, in der die 28-jährige Huchenfelder Ortsvorsteherin auf ihr junges Alter einging: Sie versprach allen, die darin einen Grund für Bedenken sehen, dass sie bereits an einer Lösung des Problems arbeite: „Ich darf Ihnen verraten, es wird von Tag zu Tag kleiner.“ Eine Aussage, die im Publikum für einen Lacher sorgte.

Wieland präsentierte ihre Vision für das Jahr 2039, sprach unter anderem von einer Modellgemeinde für nachhaltige Mobilität, von einer Überdeckung an Kinderbetreuungsplätzen, von einem Jugendgemeinderat, vom neuen Singener Hallenbad und von flächendeckendem Glasfaserausbau.

Philipp Hildinger setzt auf nachhaltige Finanzen

Auch Hildinger streifte in seiner sachlich gehaltenen Rede zahlreiche Themen. Unter anderem will er sich für eine nachhaltige Finanzplanung einsetzen, für den Wandel von fossilen zu erneuerbaren Energien, für die Sanierung des Singener Hallenbads, für einen barrierefreien Bahnhof, für altersgerechte Wohnlösungen und den Hochwasserschutz.

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Hildinger hält es für notwendig, neue Gewerbeflächen zu erschließen, um der wachsenden Bevölkerung und den Anforderungen der Unternehmen gerecht zu werden.

Gerd Kunzmann verweist auf seine Erfahrung in Remchingen

Für Kunzmann kommt es auf Menschen, Wirtschaft und Ressourcen an. Der Kämmerer verwies auf seine langjährige Tätigkeit im Rathaus der Gemeinde und betonte: „Remchingen liegt mir schon lange am Herzen, nicht erst seit ein paar Wochen.“

Auch er will die Sanierung des Hallenbads angehen, bezahlbaren Wohnraum für alle Generationen schaffen, die Innenentwicklung vorantreiben, das Vereinsleben fördern und den Wirtschaftsstandort stärken, um neue Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen. Vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft hält er es für wichtig, die Ärzteversorgung in den Fokus zu nehmen.

Ich sehe mich nicht als gewitzten Politiker, ich bin ehrlich.
Andreas Wagner, Bürgermeisterkandidat

Wagner wurde in seiner Rede weniger konkret und machte keinen Hehl daraus, dass er „nicht der große Redner“, sondern ein „Kurzantworter“ sei. „Ich sehe mich nicht als gewitzten Politiker, ich bin ehrlich“, sagte Wagner und erklärte, Wahlplakate habe er keine aufgehängt. Das Geld wolle er stattdessen für eine Feier mit denen verwenden, die ihn unterstützt haben. Aussagen, die im Publikum für Gelächter und verwirrte Blicke sorgten.

Im Saal wurde es langsam unruhig, während Wagner unter anderem erklärte, dass er die Situation in Kindergärten verbessern, eine Gemeindeputzete starten und für klare Kommunikation stehen will. Später erfuhr das Publikum, dass Gendern für ihn dasselbe ist wie anderen die eigene Meinung aufzuzwingen.

Eine der Fragen aus der Bürgerschaft drehte sich um dieses Thema, zu dem auch die drei anderen Kandidaten klar Position bezogen, wenn auch in der Formulierung weniger deutlich. Während Hildinger und Wieland für eine einfache, verständliche Sprache warben, sagte Kunzmann, das Gendern gehöre in gewissem Umfang dazu. Allerdings habe man es in den vergangenen Jahren etwas übertrieben.

Harmonische Fragerunde

Insgesamt verlief die Fragerunde sachlich und harmonisch. Unter anderem ging es um die Grundsteuerreform, den Streit ums Altenpflegeheim, um den Fachkräftemangel – und um das letzte Kindergartenjahr vor dem Schuleintritt: Sollte dieses gratis sein?

Wieland hielt das grundsätzlich für möglich, sagte aber auch, dass das Kosten verursachen werde. Weshalb sie Fördermöglichkeiten und Sponsoring prüfen will. Hildinger warb für eine „sozialgerechte Lösung“ mit einem Beitrag, der an das Haushaltseinkommen gekoppelt ist. Kunzmann erklärte, für finanziell schwache Familien übernehme das Landratsamt die Kosten. Der Kämmerer glaubt nicht, dass es eine große Wirkung auf die Betreuungsquote hätte, das letzte Kita-Jahr kostenfrei zu machen, denn schon jetzt würden 98,5 Prozent der Kinder in diesem Zeitraum eine Kita besuchen.

Kandidaten äußern sich zur Innenverdichtung

Zur Innenverdichtung sagte Kunzmann, man habe mit Sanierungsgebieten in Remchingen gute Erfahrungen gemacht. Bei freien Flächen im Ort will er „hartnäckig dranbleiben“ und Gespräche mit Eigentümern führen. Kunzmann betonte, Innenentwicklung könne man „nicht mit der Brechstange vorantreiben“: Sie müsse für den Bestand verträglich sein.

Das betonte auch Wieland, die zu brachliegenden Flächen einen aktiven, zweiseitigen Dialog mit den Eigentümern will. Hildinger ist es wichtig, Bürger gezielt anzusprechen, Infos weiterzugeben und Anreize zu setzen. Wagner hält es für nötig, den Bedarf zu ermitteln und eine Diskussionsbasis zu schaffen.

Vielfach Einigkeit bei den Kandidaten

Bei vielen Fragen waren sich die Kandidaten weitgehend einig. Etwa, als es um den Fachkräftemangel ging, dem alle durch eine Steigerung der Attraktivität und eine starke Ausbildung in der Gemeinde entgegenwirken wollen. Oder als die Kreuzung angesprochen wurde, die von der B10 aus nach Singen führt. Alle plädierten für eine Entschärfung, etwa mit einer Ampel oder einem Kreisverkehr. Wobei Kunzmann anmerkte, dass für eine Bundesstraße das Regierungspräsidium zuständig sei.

Im Lauf des Abends leerte sich der Saal. Etwa die Hälfte der Besucher hatte die Veranstaltung bereits verlassen, als es dort um den Bürgerbus ging. Für Kunzmann lohnt sich in dieser Angelegenheit ein neuer Anlauf. Die Gemeinde sei voll dabei, aber es brauche auch das ehrenamtliche Engagement. Pro Bürgerbus äußerte sich auch Wieland, während sich für Hildinger die Frage nach der dauerhaften Aufrechterhaltung von dessen Betrieb stellte und Wagner allgemein betonte, die Infrastruktur verbessern und vernetzen zu wollen.



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