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Kandidatenvorstellung

Wiernsheimer haben viele Fragen an die Bürgermeisterkandidaten

Bei einer Kandidatenvorstellung in der Lindenhalle prüfen die Wiernsheimer Bürger die Bewerber für das Bürgermeisteramt mit zahlreichen Fragen auf Herz und Nieren.

Männer auf Bühne
Wer wird Bürgermeister von Wiernsheim? Karlheinz Oehler, Matthias Enz und Ulrich Kisling (von links, sitzend) bewerben sich um den Chefsessel. Wolfgang Hanisch, Vorsitzender des Gemeinde-Wahlausschusses, appelliert zum Wahlgang. Foto: Ulrike Stahlfeld

Die hinter den Masken versteckten Gesichter der Menschen machten es am Donnerstag schwer, einen Eindruck von der Stimmungslage in der Lindenhalle zu bekommen. Bei der unter den aktuellen Corona-Vorgaben stattfindenden Vorstellung der Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 30. Januar in Wiernsheim ging am Donnerstag indes schon ein Sieger beziehungsweise eine Siegerin hervor: die Demokratie. Denn das Interesse war groß an der auch im Internet übertragenen Veranstaltung. Längst nicht alle Bürgerfragen konnten an dem Abend gehört werden.

Während in der Halle rund 70 Bürgerinnen und Bürger die Vorstellung der Kandidaten erlebten, verfolgten teilweise über 500 Menschen den Livestream. Sie erlebten einen fairen Schlagabtausch in einem in den vergangenen Wochen nicht immer fair ausgetragenen Wahlkampf. Zuletzt waren Wahlplakate des Amtsinhabers Karlheinz Oehler der Zerstörungswut von Unbekannten zum Opfer gefallen. Davor war unter anderem sein Herausforderer Matthias Enz in Karikaturen verunglimpft worden.

Von harten Bandagen war beim direkten Aufeinandertreffen von Karlheinz Oehler (67 Jahre), Matthias Enz (40) und Ulrich Kisling (56) aber nichts zu spüren.

Mitschnitt der Vorstellung auf der Gemeinde-Homepage abrufbar

Wolfgang Hanisch, Vorsitzender des Gemeinde-Wahlausschusses, bedauerte, dass aufgrund der Pandemie nicht in jedem der vier Teilorte Kandidaten-Vorstellungen stattfinden können. Der Mitschnitt des einzigen öffentlichen Zusammentreffens vom Donnerstag sei aber bis zum Wahltag auf der Homepage der Gemeinde abrufbar. Knapp 5.500 Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.

Der Eingang der Bewerbungsunterlagen bestimmte die Reihenfolge der Redner und so trat der in Wiernsheim lebende Amtsinhaber Oehler als Erster an das Mikrophon. Er sitzt seit 1982 auf dem Chefsessel und räumte ein, dass es wohl einzigartig in Baden-Württemberg sei, dass sich ein 67-Jähriger zur Wiederwahl stelle. Er fühle sich noch zu jung, um in Rente zu gehen. Zudem gebe es angestoßene Projekte, die er zu Ende bringen wolle.

Oehler verwies er auf die Erfolge seiner 40-jährigen Amtszeit. Neben dem Bau von Hallen in den Ortsteilen, Sanierungsprojekten, der Ausweisung von Gewerbe- und Baugebieten sowie der Förderung der Vereine lenkte er das Augenmerk auf die energetische Sanierung, die 1984 in Pinache „erfunden worden“ sei. Der Bau des Edeka-Markts und eines Pflegeheims, der Ausbau der Schule, die Renovierung der Kindergärten und die Sanierung der Hallen – Oehler machte deutlich, dass er noch viel vor hat, sollte er wieder gewählt werden.

Herausforderer Enz würde Bürgersprechstunden einrichten

Sein Herausforderer Matthias Enz, von 2007 bis April 2021 Kämmerer in Wiernsheim, betonte nicht nur seine Kompetenzen als Fachmann für Finanzen, der wisse, wie man an Fördertöpfe komme. Der aktuelle Kämmerer von Bretten und dort nach eigenen Angaben zuständig für ein Budget von 100 Millionen Euro, warb zudem für ein vertrauensvolles Miteinander. Ein Bürgermeister müsse auch vor Ort sein, betonte Enz und kündigte an, Bürgersprechstunden einrichten zu wollen. Auch Gemeinderatssitzungen in den Ortsteilen würden die Transparenz erhöhen, so Enz.

Der in Wiernsheim wohnende Enz betonte weiter, dass eine Gemeinde mit der Zeit gehen müsse. Einen modernen Dienstleister zeichne eine gute Erreichbarkeit aus. Eine große Herausforderung sei es, Platz für junge Familien zu schaffen und den Senioren die Möglichkeit zu geben, in Würde zu altern. Enz sprach sich für die innerörtliche Verdichtung, eine intakte kommunale Infrastruktur und ein Gemeindeentwicklungskonzept aus. Er verstehe sich als Brückenbauer zwischen der Verwaltung und der Bürgerschaft.

Kisling will Management-Wissen aus der Automobilbranche nutzen

Der Pinacher Ulrich Kisling betonte seine starke Verwurzelung in der Gemeinde, obwohl sein Beruf als Manager in der Automobilbranche mit vielen Reisen verbunden ist. Dieses international gewonnene Wissen und der berufliche Weitblick für unterschiedliche Kulturen und Philosophien bringe er als Qualifikation für den Posten des Bürgermeisters mit, so der Bürgermeisterkandidat.

Mir fehlen zukünftige Projekte im Umgang mit Natur und Umwelt.
Ulrich Kisling, Bürgermeisterkandidat

Er bewerbe sich um die Aufgabe, weil es ihm in der Gemeinde an Transparenz fehle. „Mir fehlen zukünftige Projekte im Umgang mit Natur und Umwelt“, führte der Diplomingenieur an. Er vermisse außerdem eine vernünftige Entwicklung in Richtung neuer Arbeitsplätze. Kisling plädierte für klare Strukturen, ein Qualitätsmanagement und einen „roten Faden“. Während seine Mitkonkurrenten sich für die Schaffung von Wohnraum aussprachen, wolle er auf dem Netto-Areal eine Markthalle zur Direktvermarktung und Kommunikation schaffen.

Mehr als 60 Fragen an die Kandidaten gingen allein online ein

Das Netto-Areal, der neue Supermarktstandort „Seite“, der Zustand des Bürgersaals, Tempo-30-Zonen, die Jugendarbeit, der ÖPNV – die Wiernsheimer hakten online und in Präsenz bei den unterschiedlichsten Punkten nach. Allein übers Internet seien 60 Fragen eingegangen, so Hanisch. Die am Abend nicht beantworteten gebe man an die Kandidaten weiter.

„Für Demokratie muss man kämpfen“, betonte Hanisch. Sie lebe vom Mitmachen, appellierte er an die Bürger, wählen zu gehen. „Es ist ein Unterschied, ob man die breite Bevölkerung hinter sich hat oder ob man mit einer Handvoll Stimmen gewählt wurde.“

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