Skip to main content

Versuchter Raub mit Todesfolge

Tatort Laubgäßchen in Pforzheim: Zum Prozessauftakt belasten sich die Angeklagten gegenseitig

Zwei Männer sollen einen 66-Jährigen im Pforzheimer Laubgäßchen überfallen und so schwer verletzt haben, dass dieser Tage später starb. Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Karlsruhe schoben sich die beiden Männer gegenseitig die Schuld in die Schuhe.

Belasteten sich gegenseitig: Beim Prozessauftakt im Landgericht Karlsruhe zum Überfall auf den Mann im Pforzheimer Laubgäßchen schilderten die beiden Angeklagten (Zweiter und Vierter von rechts) unterschiedliche Versionen von der Tat.
Belasteten sich gegenseitig: Beim Prozessauftakt im Landgericht Karlsruhe zum Überfall auf den Mann im Pforzheimer Laubgäßchen schilderten die beiden Angeklagten (Zweiter und Vierter von rechts) unterschiedliche Versionen von der Tat. Foto: Torsten Ochs

Versuchter Raub mit Todesfolge wird den beiden Angeklagten vorgeworfen. Wie mehrfach berichtet, sollen der 37-Jährige und sein vier Jahre jüngerer Freund am 4. November 2020 gegen 18.40 Uhr einen 66-Jährigen im Laubgäßchen angegriffen haben.

Das Opfer kam mit seiner ebenfalls 37 Jahre alten Mieterin vom Einkaufen zurück und war dabei, einen Karton zu seinem Wohnhaus zu tragen. Laut Staatsanwalt Mirko Heim liefen die beiden Tatverdächtigen dem 66-Jährigen hinterher.

Einer der beiden stieß ihn zu Boden und der andere trat ihm mehrmals gegen den Kopf. Die Mieterin schrie und die beiden vermummten Männer flüchteten ohne Beute.

Durch die Tritte gegen das Atemmuskulatur sei der Kreislauf des Opfers zusammengebrochen und das Gehirn nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt worden. Der Mann starb sechs Tage später. Die beiden Männer wurden nach Ermittlungen der Soko „Laub“ im vergangenen Herbst in Italien festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Derzeit sitzen sie in Untersuchungshaft.

Angeklagte schildern unterschiedliche Versionen von der Tat

Der 37-jährige Angeklagte, der zur Tatzeit im östlichen Enzkreis wohnte, erklärte über seinen Anwalt Stefan Rothenstein, was sich am Tag der Tat aus seiner Sicht abgespielt hat.

Er sei seit der Trennung von seiner Frau psychisch angeschlagen. Der Mitangeklagte habe ihm erzählt, dass er Streit mit einem Mann habe. Im Laubgäßchen sahen sie diesen mit einer Frau laufen.

Der 33-Jährige sprach ihn an und er selbst habe den 66-Jährigen angerempelt, so dass dieser das Gleichgewicht verlor und zu Boden ging. Er sei darüber erschrocken gewesen und als sein Freund das Opfer dann mehrmals getreten habe, habe er ihn angeschrien aufzuhören und sei in Panik weggerannt. Zusammen seien sie mit dem Auto weggefahren.

Er habe seinen Freund zur Rede gestellt. „Das ist meine Sache“, habe dieser nur gesagt. Heute könne er sich nicht mehr erklären, wie es zu dem Vorfall kam, sagte der 37-Jährige.

Wenn er Koks nimmt, wird er immer komisch und wird aggressiv.
Angeklagter über seinen mitangeklagten Freund

Eine andere Version des Tathergangs schilderte der jüngere Angeklagte unter Tränen und mit Hilfe einer Dolmetscherin. In seiner Wohnung in Pforzheim hätten sie zwei Gramm Kokain konsumiert und seien mit dem Auto in die Innenstadt gefahren. „Wenn er Koks nimmt, wird er immer komisch und wird aggressiv“, sagte er über den 37-jährigen Mitangeklagten.

Ortschild Laubgäßchen Pforzheim
Tatort Laubgäßchen: Hier an der Ecke zur Östlichen-Karl-Friedrich-Straße wurde ein 66-Jähriger am 4. November 2020 überfallen und so schwer verletzt, dass er sechs Tage später starb. Foto: Torsten Ochs

Als sie das Opfer vor seinem Wohnhaus im Laubgäßchen gesehen haben, habe der Ältere gesagt, er hole sich den Karton, sei losgerannt und habe das Opfer gestoßen. Er selbst habe ihn nie angerührt und auch nicht genau gesehen, wie sein Freund den 66-Jährigen gestoßen habe. Ein acht- bis zehnjähriges blondes Mädchen habe geschrien und daraufhin seien sie geflüchtet.

Sie hätten nicht gewusst, wie schwer der 66-Jährige verletzt war. Gekannt habe er ihn auch nicht, sagte der Angeklagte. Die Schilderung seines Mitangeklagten stimme nicht, sagte er auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Fernando Sanchez-Hermosilla.

Angeklagter bestreitet die Schilderung des Mitangeklagten

Die 37-jährige Mieterin des Opfers, die die Tat von der Straßenecke aus gesehen hatte, beschrieb, wie die beiden vermummten Männer dem 66-Jährigen hinterherrannten. Bei der Vernehmung durch die Polizei im November 2020 hatte sie gesagt, einer habe das Opfer gegen die Tür gestoßen und einer habe ihn getreten.

Bei der Verhandlung am Dienstag konnte sie sich daran nicht mehr genau erinnern. Sie habe nur gesehen, dass der 66-Jährige auf dem Boden lag und einer der beiden ihn getreten habe. Wer von beiden es war, könne sie nicht sagen, weil beide Mützen und Masken getragen hätten.

Sie habe zunächst nicht gedacht, dass ihr Vermieter so schwer verletzt worden sei. Als sie geschrien habe, seien die beiden Tatverdächtigen weggelaufen. Ein blondes Mädchen sei nicht am Tatort gewesen.

Am zweiten Verhandlungstag am Freitag, 1. April, sind weitere Zeugen geladen. Außerdem soll eine medizinische Sachverständige aussagen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang