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Landtagswahl

Verwirrung um Kandidatur von Julia Hilber in Pforzheim: Sie will zurückziehen, aber darf nicht mehr

Schweren Herzens hat sich eine Einzelkandidatin im Wahlkreis Pforzheim zum Rückzug entschlossen und wollte diesen am Freitag bekanntgeben. Doch dafür ist es zu spät.

Zum Mut verpflichtet: Julia Hilber wollte als Einzelkandidatin und als Frau im Landtags-Wahlkampf ein Zeichen setzen. Nun entsteht Verwirrung um ihre Kandidatur.
Zum Mut verpflichtet: Julia Hilber wollte als Einzelkandidatin und als Frau im Landtags-Wahlkampf ein Zeichen setzen. Nun entsteht Verwirrung um ihre Kandidatur. Foto: Roland Wacker

Die Enttäuschung ist Julia Hilber an der Stimme anzumerken, als sie am Telefon kurz erklärt: „Ich trete zurück. Aus persönlichen Gründen. Und mehr möchte ich dazu nicht sagen.“ Die 47-Jährige ist als parteilose Einzelbewerberin vom Wahlausschuss für den Wahlkreis 42 (Pforzheim, Engelsbrand, Ispringen, Birkenfeld, Kieselbronn) bestätigt worden, nachdem sie die ausreichende Zahl an Unterstützungsunterschriften vorlegen konnte.

Im Stadtbild hatte sie zuletzt mit schwarzen Plakaten mit der Aufschrift „Julia Hilber braucht keinen Wahlkampf“ auf sich aufmerksam gemacht. Mitte dieser Woche hängte sie dann doch traditionelle Plakate mit ihrem Konterfei auf. Nun folgt die überraschende Wende. Hilber möchte nicht mehr zur Wahl stehen. Aber sie muss.

Das jedenfalls erläutert die Stadt Pforzheim auf Anfrage. Ein solcher Vorfall sei bislang noch nie vorgekommen. „Die Stimmzettel für die Landtagswahl am 14. März sind bereits alle gedruckt. Die Briefwahlausgabe läuft auf Hochtouren.“ Das Landeswahlrecht lässt zudem wenig Spielraum. Demnach ist eine Änderung nach der Zulassung nur noch möglich, wenn der Kandidat gestorben ist oder die Wählbarkeit verloren hat. „Mängel“ können nicht mehr behoben werden.

Hilber berät nun mit der Familie

Hilber, der diese Informationen am Freitagmittag noch neu waren, wolle nun mit ihrer Familie die Lage beraten. Ihre Schwester Caroline ist die Ersatzkandidatin. Stand Freitagabend hatte sie noch keine Entscheidung getroffen, wie sie nun mit ihrem Wahlkampf weitermachen will. Nur eines war ihr deutlich anzumerken: die Enttäuschung darüber, den Wahlkampf wohl abbrechen zu müssen.

Die Familie Hilber ist nicht unbekannt in der Pforzheimer Politik. Julia ist die Tochter von Walter Hilber, der 2019 öffentlichkeitswirksam auf der FDP-Liste durch einen Umzug nach Baden-Baden Platz für Oberbürgermeister-Kandidat Dimitrij Walter machen wollte. Walter ist auch ein Geschäftspartner von Julia Hilber – allerdings sei das von der Politik getrennt, sagte Hilber noch kurz vor ihrer Rückzugsankündigung.

Auch sie trat 2019 auf der Gemeinderatsliste der FDP an, wurde auf der Liste 17. mit 2.159 Stimmen und verpasste so den Einzug in den Stadtrat. „Ich möchte anderen Frauen Mut machen mit meiner Bewerbung“, sagte sie, die eher dem Wirtschafts-Flügel der FDP zuzuordnen wäre, weniger dem sozial-liberalen. Wenn sie denn bei der FDP Mitglied wäre.

Nach eigenen Angaben habe sie in ihrer Studienzeit den Mitgliedsbeitrag nicht zahlen können und war daher kein offizielles Mitglied. Als sie dann politisch aktiv geworden sei, habe sie einen entsprechenden Antrag gestellt, der vom Kreisverband in Pforzheim abgelehnt wurde. Insbesondere das Verhältnis zu FDP-Spitzenkandidat und Landtags- wie Gemeinderatsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke gilt als angespannt. Er kommentierte die Ankündigung Hilbers vom Freitag entsprechend knapp. „Frau Hilber ist und war niemals Mitglied der FDP und geht mich folglich nichts an.“

Schon zu Beginn der Woche hatte Hilber ihre Homepage stillgelegt, dies damals mit einer Überarbeitung begründet. Nun, da der Wahlkampf so richtig losgehen sollte, fühlte sie sich zur Notbremse gezwungen – zu spät.

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