Skip to main content

Bundesliga-Start verschoben, DM abgesagt

Die Last der Ungewissheit: Verlängerte Wettkampf-Pause macht Durlacher Gewichthebern zu schaffen

Die Durlacher Gewichtheber werden 2020 keinen Wettkampf mehr bestreiten, die Zeit des ziellosen Trainierens geht weiter. Doch die Top-Athleten sind beim KSV nicht die einzigen Sportler, die unter der Krise leiden.

Kevin Schweizer (Durlach) scheitert bei einem Versuch.

GES/ Gewichtheben/ KSV Durlach - ASV Speyer, 12.10.2019
Ausgebremst: Kevin Schweizer vom KSV Durlach und seine Heber-Kollegen müssen vorerst weiter auf Wettkämpfe verzichten. Der Bundesliga-Start wurde verschoben, die DM abgesagt. Foto: Edith Geuppert/GES

Im Dezember 2019 war die Heber-Welt von Kevin Schweizer noch in Ordnung. Mehr als das. Damals wies der Athlet des KSV Durlach die nationale Konkurrenz in die Schranken und heimste seinen ersten deutschen Meistertitel ein. Gut elf Monate später ist der Triumph von Obrigheim ganz weit weg. In Schweizers Sportlerleben herrscht Leere.

Der für den 21. November anberaumte Bundesliga-Start: verschoben. Die DM in Böbingen: abgesagt. „Das war ein derber Schlag“, sagt der 33-Jährige. Schließlich sei er auf dem besten Weg gewesen, seine Leistung aus dem Vorjahr zu wiederholen.

Wann Schweizer und seine Kollegen wieder um Punkte und Titel kämpfen dürfen, ist ungewiss. Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) hat den Bundesliga-Auftakt erst einmal auf den 6. Februar gelegt. „Man trainiert im Moment ins Leere“, klagt Schweizer, der seinen letzten offiziellen Wettkampf Mitte März bestritten hat. Acht Monate ist das nun her.

Kusterer schielt weiter Richtung Olympia

Immerhin: Zu Trainingszwecken dürfen die starken Männer und Frauen des KSV Durlach noch zur Langhantel greifen. Als Bundesliga-Athleten sind sie vom Sportverbot ausgenommen. Doch nach der DM-Absage und dem verschobenen Liga-Start wurde die Intensität verringert.

„Wir haben jetzt erst einmal heruntergefahren. Manche haben sogar eine Pause eingelegt“, berichtet KSV-Trainer Thomas Schweizer, der Onkel von Kevin Schweizer.

Auch Sabine Kusterer ist kürzer getreten. Die Olympia-Zehnte von 2016 hofft noch auf ein Ticket für die Sommerspiele in Tokio, sofern diese denn stattfinden können. Auch hier hat Corona den ohnehin schon komplizierten Qualifikationsmodus durcheinandergewirbelt.

Noch bis Ende April haben Kusterer und Co nun Zeit, Punkte zu sammeln. Die 29-Jährige richtet ihr Augenmerk dabei auf die noch nicht exakt terminierte Europameisterschaft, die voraussichtlich im April in Moskau über die Bühne gehen soll.

Ohne Zuschauer kann man das Ganze vergessen.
Kevin Schweizer, Gewichtheber des KSV Durlach

Sofern es die Pandemie zulässt, werden die Durlacher Gewichtheber zuvor noch mehrmals in der Bundesliga antreten. Um die zwei abgesagten Termine aufzuholen, stehen Dreier-Wettkämpfe zur Debatte, wie Thomas Schweizer berichtet. Spannend ist auch die Frage, ob dann vor Publikum gehoben wird.

Kevin Schweizer kann sich nicht vorstellen, in einer leeren Halle die Bühne zu betreten. „Ohne Zuschauer kann man das Ganze vergessen“, sagt der amtierende Deutsche Meister, der sich selbst als „Wettkampf-Heber“ bezeichnet. Zehn Kilo und mehr könne er im Vergleich zum Training draufpacken, wenn es ernst wird.

Bei Kusterer, die bei der DM 2019 ebenfalls den Titel gewann, ist das anders. Um mehr als ein bis zwei Kilo steigere sie sich normalerweise nicht. „Ich kenne meine Stärken. Und die hängen nicht unbedingt davon ab, ob Zuschauer da sind“, sagt sie.

Doch schön wäre es schon, mal wieder einen Wettkampf zu haben, betont Kusterer, die in der vergangenen Woche nur virtuell in der Sportwelt unterwegs war. Statt zu trainieren, nahm sie an einem Online-Lehrgang zum Erwerb der B-Lizenz teil.

Springen Nachwuchsheber während der Pause ab?

Auch Kevin Schweizer beschränkt sich nicht nur eigene Kraftakte, sondern gibt seine Erfahrungen auch an die KSV-Nachwuchsheber weiter. Im Moment müssen die allerdings pausieren. Schweizer fürchtet, dass der eine oder andere Jugendliche während der Corona-Pause abspringt, und sieht darin das eigentliche Problem der Krise. „Ich bekomme mein Niveau wieder hin“, sagt Schweizer, „aber wenn nichts mehr nachkommt, dann können wir zuschließen.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang