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Kunstturnen

DTB-Reaktion auf Missbrauchsvorwürfe: KRK-Trainerin sieht Debatte als „große Chance“

Der Deutsche Turnerbund (DTB) will eine Strukturreform und einen Kulturwandel. Trainerin Bachmayer sieht vielfältige Baustellen im Bereich des Kunstturnens - und auch die Politik in der Pflicht.

Trainerin Tatjana Bachmayer (TG Karlsruhe Soellingen/ KRK) spricht mit Isabelle Stingl (TG Karlsruhe Soellingen/ KRK).


GES/ Turnen/ Deutsche Mannschaftsmeisterschaft: Bundesliga Finale, 30.11.2019 --

GES/ Gymnastics/ German National Team-Championships, 30.11.2019 --
Wünscht sich insgesamt bessere Bedingungen: Die Karlsruher Trainerin Tatjana Bachmayer, hier mit Isabelle Stingl beim DTL-Finale 2019. Foto: Edith Geuppert/GES

Die nach den Enthüllungen um psychische Gewalt am Olympia-Stützpunkt Chemnitz nun auch vom Deutschen Turnerbund (DTB) angefachte Debatte um eine Reform der Strukturen sieht Tatjana Bachmayer als „große Chance“.

Gleichwohl sieht die Cheftrainerin am DTB-Turnzentrum Karlsruhe vielfältige Baustellen auf dem Weg hin zu einer Kultur, die nicht nur Athleten besser schützt. Bachmayer sieht dabei auch die Politik in der Pflicht.

Es kann nicht sein, dass es heißt: Wir zahlen nur, wenn Erfolg da ist.
Tatjana Bachmayer, Cheftrainerin Kunstturn Region Karlsruhe

„Es kann nicht sein, dass es heißt: Wir zahlen nur, wenn Erfolg da ist“, sagt die Trainerin der Kunstturn-Region Karlsruhe (KRK). Entsprechende Zielvereinbarungen an Bundesstützpunkten etwa sieht die diplomierte Sportlehrerin kritisch, solange ganze Existenzen daran geknüpft seien: „Damit ist ein Trainer letztlich zum Medaillenerfolg verdammt.“

Zudem hielte es Bachmayer für wichtig, dass Finanzierung und Aufsicht von Trainerstellen in Bundesstützpunkten ausschließlich über den DTB laufen. Nur dann sei gewährleistet, dass der Verband Fehlentwicklungen effektiv korrigieren könne.

Anhebung des Startalters stößt auf Zustimmung

Auf große Zustimmung stößt bei Bachmayer die Verbands-Erklärung, sich für eine Anhebung des Startalters im internationalen Bereich von derzeit 16 auf 18 Jahre einsetzen zu wollen. Auch im Junioren-Bereich solle das Alter nach oben hin angepasst werden.

„Mit 13, 14 ist der Körper ohnehin im großen Umbruch, die Mädchen sind in der Pubertät, das Wachstum erhöht Verletzungsanfälligkeit und das Gewicht ist in dem Alter ohnehin ein Thema, da muss man ja nur in die Social-Media-Kanäle schauen“, hatte Bachmayer unlängst gegenüber den BNN festgehalten.

KRK will neue Anlaufstelle für Athleten einrichten

Bachmayer betont, dass eine Kultur herrschen müsse, in der Athleten sich nicht erst Jahre später trauen, sich zu äußern. Wichtig sei, dass es einen Ansprechpartner in Form eines Sozialarbeiters oder Psychologen gebe, der den Sportlern bekannt sei und dem diese vertrauen. Bei der KRK, die schon mit einem Sportpsychologen zusammenarbeitet, überlege man aktuell, eine solche Anlaufstelle fest einzurichten.

„Das sollte ein junger Erwachsener sein, bei dem die Athleten wissen: Da kann ich hin, wenn ich Probleme habe. Ob jetzt mit dem Trainer, der Schule oder sonst was. Oder einfach mal keine Lust habe“, sagt Bachmayer, die sich insgesamt bessere Bedingungen wünscht.

Der Trainerjob müsse attraktiver werden, die Unterstützung für Turnerinnen und Turner in der Breite besser - nicht nur für jene wenige, die es bis ganz an die Spitze geschafft haben.

DTB reagierte mit externen Gutachten auf Anschuldigungen

Der DTB hatte auf Anschuldigungen mehrerer Sportlerinnen am Stützpunkt in Chemnitz reagiert und Ende der vergangenen Woche Ergebnisse einer externen Untersuchung veröffentlicht. Als Ergebnis verlangt der Verband unter anderem die Trennung von der dortigen Trainerin Gabriele Frehse - der verantwortliche Verein aber weigert sich.

„Jetzt hoffe ich wirklich, dass sich zumindest an der Struktur etwas ändert und es künftig weniger Leid geben wird“, sagte Desirée Baumert als Reaktion auf die DTB-Erklärung: „Es macht mich glücklich, dass ich vielleicht ein Stück beitragen konnte dazu.“

Ex-Nationalturnerin Baumert hatte im Zuge der Ende des vergangenen Jahres aufgekommenen Vorwürfe rund um den Standort Chemnitz von erheblichem psychischem Druck und Erniedrigungen bei Nationalmannschaftslehrgängen berichtet. Die frühere KRK-Turnerin erkrankte schwer an Magersucht und kehrte nicht mehr zum Leistungsturnen zurück.

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