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Ulimate Frisbee-Spielerinnen und -Spieler des MTV Karlsruhe in Aktion.

Ultimate und Disc-Golf

Frisbee-Sport in der Region Karlsruhe: Der Dreh mit der Scheibe

Frisbee? Klingt nach Sommer und coolen Würfen. Ultimate Frisbee aber ist ein schweißtreibendes Unterfangen, bei dem es auf Timing und Technik ankommt. In der Region Karlsruhe ist der Sport längst angekommen.
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Erklärungsbedarf ist immer mal wieder vorhanden. „Viele denken, dass man einfach nur hin und her wirft“, sagt Leilani Beltrane in einer kurzen Trainingspause. Die 15-Jährige zuckt milde lächelnd mit den Schultern: Mit Frisbee verbinden die meisten eben chillige Stunden im Park oder ein paar coole Würfe am Strand. Und nicht laufintensive Spiele auf einem 100 Meter langen Feld.

Natürlich wird auch bei Ultimate Frisbee hin und her geworfen. Aber da fängt es schon an: über Kopf, Vorhand mit Innenkurve, Rückhand mit Außenkurve, kurz oder weit? Auf den richtigen Dreh kommt es im Wortsinn an. Denn egal wie, „die Frisbee muss sich schnell genug drehen, damit sie stabil fliegt“, sagt Tina Dietrich vom MTV Karlsruhe. Und zusätzlich kommt es auf Präzision an.

Auch auf das Spiel ohne Scheibe kommt es an

Wie schwierig das ist, zeigt sich an diesem Juniabend auch beim Nachwuchstraining des MTV. Drei Angreifer versuchen in dem Übungsspiel werfend und laufend an den zwei Verteidigern vorbeizukommen. Gucken, werfen, freilaufen – wie im Fußball das Spiel ohne Ball ist im Frisbee das Spiel ohne Scheibe das mit Entscheidende. Und es kann rasant zur Sache gehen.

Im Ultimate Frisbee, das einst an US-Colleges erfunden wurde, stehen sich in der Outdoor-Variante siebenköpfige Teams gegenüber. Ziel ist es, die Scheibe in die gegnerische Endzone zu bringen, die Mannschaft des Fängers erhält einen Punkt. In der Regel wird anschließend durchgewechselt, es gibt Offensiv- und Defensivreihen. 

Es geht um respektvolles Miteinander.
Tina Dietrich, Jugendkoordinatorin MTV Karlsruhe

Gespielt wird bis 15 Punkte oder maximal 90 Minuten. Und, abgesehen von der US-Profiliga, ohne Schiedsrichter. „Es geht um respektvolles Miteinander“, betont Frisbee-Jugendkoordinatorin Dietrich mit Blick auf die Regeln zum fest verankerten „Spirit of the game“. 

Foul oder nicht Foul? Klären die Akteure in der Regel selbst, im Anschluss an eine Partie bilden beide Teams zusammen einen Kreis zur Nachbesprechung und es gibt stets ein eigenes Spirit-Ranking. Wie bei der Formel 1 zum Beispiel auch der Konstrukteurs-Titel vergeben wird, so gibt es beim Frisbee auch den Spirit-Titel.

Frisbee-Spieler des MTV Karlsruhe werfen ihre Scheiben.
Alle auf einen: Die Scheibenwerfer beim MTV Karlsruhe zielen ausnahmsweise mal nur auf den Fotografen und nicht wie sonst passgenau zum Mitspieler. Foto: Markus Gilliar/GES

Auch deswegen sei der Sport gerade für Kinder und Jugendliche so wertvoll, findet Dietrich. Für die 14 Jahre alte Mara Lindörfer macht jedenfalls nicht zuletzt genau das die Sportart aus: „Dass es so fair ist.“ Und auch, „dass es nicht so ein großer Sport ist, sondern etwas Besonderes“, wie ihr Teamkollege Nolan Liebermann ergänzt.

Dass der MTV seit gut sieben Jahren auch den Nachwuchs an die Scheibe holt, das hängt ursächlich mit Dietrichs Sohn zusammen: „Der wollte spielen. Da haben wir gesagt: Dann fangen wir das an.“ Drei Jugendteams gibt es mittlerweile, von der U14 über die U17 bis zur U20, sieben Nachwuchsspieler des MTV werfen aktuell auch für die Nationalmannschaft.

Seit mehr als 30 Jahren wird beim MTV Ultimate Frisbee gespielt. Thomas Griesbaum hatte den Sport aus den USA mit nach Karlsruhe und zunächst an die Uni gebracht, später landeten die Frisbee-Enthusiasten beim MTV. Der nämlich hat einen Rasenplatz, aber keine Fußballer. 

Frisbee-Sport in der Region

  • TV Oberhausen: Seit 2018 wird hier Ultimate Frisbee gespielt. Wer interessiert ist, kann beim Training vorbeischauen. Die Sechs- bis 13-Jährigen trainieren im Sommer freitags (16.30 bis 18 Uhr), alle ab 14 Jahren am Montag (19.30 bis 21 Uhr) jeweils im Jahnstadion. Kontakt: geschaeftsstelle@tvoberhausen.de
  • SSC Karlsruhe: Hier wird Freestyle und Disc-Golf geboten, seit Herbst 2022 gibt es einen eigenen Parcours. Wer mal werfen will: Am 2. Juli (10 bis 17 Uhr) lädt der Club unterm dem Motto „SSC live!“ zum Tag der offenen Tür. Kontakt: frisbee@ssc-karlsruhe.de

Vier Erwachsenen-Teams gibt es, eine der zwei Mixed-Mannschaften nahm im vergangenen Jahr an der Club-WM teil. Mit seinen Teams ist der MTV auch in den Bundesligen aktiv. In der Region bietet sonst nur noch der TV Oberhausen diese Frisbee-Disziplin an, dort entstand die heute knapp 50 Mitglieder umfassende Abteilung 2018 aus dem Aufwärmprogramm der Volleyballer heraus.

Beim SSC Karlsruhe ist Disc-Golf im Kommen

Ein paar Scheibenwürfe vom MTV entfernt bietet derweil der SSC Karlsruhe zwei Frisbee-Alternativen. Vor zwölf, 13 Jahren waren Florian Hess und Mitstreiter aus dem Schlosspark unters Dach der SSC-Familie gezogen und waren über Jahre mit der Freestyle-Variante erfolgreich, unter anderem holten die Scheiben-Trickser und -Künstler zwei Weltmeistertitel nach Karlsruhe. 

Im Kommen ist im Traugott-Bender-Sportpark jetzt aber vor allem die Disc-Golf-Variante, im Herbst des vergangenen Jahres wurde der Parcours eröffnet. Hier wird nicht eingelocht, sondern eingeworfen: Die Scheibe muss mit möglichst wenigen Würfen in die Fangkörbe. „Der Trend geht auf jeden Fall zum Disc-Golf“, stellt Hess fest. 

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Einfach nur werfen – diese vermeintliche Losung gilt auch für diese Frisbee-Variante nicht. Nicht nur auf den Dreh, sondern auch auf die Scheibe kommt es an. Der „Driver“ fliegt weit, aber eher ungenau, anders als der „Putter“ für die Nahdistanz. Und zur „Midrange“ wird für mittlere Distanzen gegriffen. 

Zumindest in dieser Hinsicht haben es die Ultimate’ler einfacher. Gespielt wird mit einer Scheibe, 175 Gramm schwer, knapp 28 Zentimeter groß. Man muss eben nur schauen, mit welchem Wurf man am besten am Gegenspieler vorbeikommt – notfalls auch mal mit dem „Baggerseewurf“, wie Tina Dietrich scherzend sagt. Also den Wurf, den instinktiv all jene wählen, die bei Frisbee eher an Park und Strand denken.

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