Rundum glücklich wirkte Erika Kinsey nicht, obwohl es derzeit ganz ordentlich läuft bei der 33-jährigen Schwedin. Nach dem Sieg im hessischen Sinn vor einer Woche triumphierte sie auch bei der 24. Auflage des Hochsprung-Meetings in Bühl, das sie bereits im Jahr 2017 gewonnen hatte. Für diese Erfolge reichte jeweils eine Höhe von 1,92 Meter.
Am Freitagabend waren dies für Kinsey genau vier Zentimeter zu wenig, denn zu gerne hätte sie die internationale Norm (1,96) für die Olympischen Spiele erfüllt. „Ich wollte zeigen, das ich das drauf habe“, meinte Kinsey, die nun bis zur Nominierung Anfang Juli zittern muss.
Im spannenden Finale des Wettkampfs vor rund 300 Zuschauern, zugelassen waren 750, im Ludwig-Jahn-Stadion hatte Kinsey nach den übersprungenen 1,92 Meter gemeinsam mit der am Ende Zweitplatzierten Levern Spencer (37, St. Lucia) die Latte auf 1,96 legen lassen. „Let’s do it!“, rief Kinsey den Helfern an der Anlage zu und ließ ihren Worten Taten folgen.
Es ging nicht um die Platzierung, sondern um die Höhe.Marie-Laurence Jungfleisch, VfB Stuttgart
Vor allem im letzten Versuch fehlte nicht viel für eine ähnliche Weltklasse-Leistung wie in früheren Jahren in Bühl, wo Ariane Friedrich (2008) und die Kroatin Blanka Vlasic (2013) die Zwei-Meter-Marke knacken konnten.
Zum Zeitpunkt des Duells zwischen Kinsey und Spencer, die ihre Jahresbestleistung jeweils um zwei Zentimeter verbesserten, hatte sich das deutsche Ass Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) bereits aus dem Kampf um ihren vierten Bühl-Sieg nach 2015, 2018 und 2019 verabschiedet.
Jungfleisch zittert um Olympiateilnahme
Für die 30-Jährige war als Dritte bei 1,90 Meter Schluss. Für einen sicheren Platz im OIympia-Team wären zwei Zentimeter mehr nötig gewesen. „Es ging nicht um die Platzierung, sondern um die Höhe. Ich hoffe, dass ich trotzdem dabei bin“, sagte Jungfleisch, die angesichts ihrer vor zwei Jahren erreichten 1,96 Meter und ihrer aktuellen Weltranglisten-Position wohl in Tokio dabei sein wird.
Das hatte ich noch nie, an die Atmosphäre muss ich mich erst gewöhnen.Johanna Göring, Hochsprung-Talent
Einen starken Eindruck hinterließ indes das Top-Talent Johanna Göring vom SV Kornwestheim. Die erst 16-Jährige kam zwar nicht an die vor wenigen Wochen erreichten 1,92 Meter heran, bestätigte aber mit 1,84 Meter und Platz fünf im nach den Absagen von Leonie Reuter und Christina Honsel auf zehn Athletinnen geschrumpften Feld die Zukunftshoffnungen.
„Die 1,92 waren kein Zufallstreffer“, sagte Athletenmanager und Moderator Uli Geis zur Darbietung von Göring, die erstmals vor größerem Publikum sprang. „Das hatte ich noch nie, an die Atmosphäre muss ich mich erst gewöhnen“, sagte Göring und bedankte sich für die Unterstützung.
Veranstalter mit Zuschauerresonanz nicht zufrieden
Nicht ganz zufrieden war Meeting-Direktor Wolfgang Lorenz mit der Zuschauerresonanz. „Ich hätte ein bisschen mehr erwartet.“ Bezüglich der sportlichen Leistungen sprach Lorenz von einem „guten Meeting“. Nach der pandemiebedingten Absage im vergangenen Jahr sendete die Bühler Veranstaltung jedenfalls ein Lebenszeichen, obwohl die Männer-Konkurrenz mangels Startern kurzfristig abgesagt werden musste.
Jetzt blicken wir auf das Silber-Jubiläum.Uli Geis, Athletenmanager
„Jetzt blicken wir auf das Silber-Jubiläum“, sagte Athletenmanager Geis zur anstehenden 25. Auflage und kündigte an, mit neuen Konzepten die Attraktivität des Bühler Branchentreffens hochhalten zu wollen.