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Interview

Nöttinger Trainer Marcus Wenninger: „Viele Rädchen haben sehr positiv ineinandergegriffen“

Sie können nach wie vor in den Kampf um Platz zwei der Fußball-Oberliga eingreifen: Die Mannschaft des FC Nöttingen ist unter Trainer Marcus Wenninger auf Erfolgskurs – und der Coach hofft, dass die derzeitige Unterbrechung dieser Tendenz keinen Abbruch tut.

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Ein Zeichen in schwierigen Zeiten: Marcus Wenninger bleibt dem FC Nöttingen auch in der kommenden Saison erhalten. Der 48-Jährige hat seinen Vertrag verlängert. Foto: Harry Rubner

Ganze vier Monate liegt der letzte Auftritt des FC Nöttingen in der Fußball-Oberliga mittlerweile zurück. Es war ausgerechnet die 1:4-Niederlage bei den Stuttgarter Kickers.

Gleichzeitig war es aber auch eine von gerade einmal zwei Pleiten der Nöttinger in diesen ersten elf Liga-Spielen der Saison 2020/21. Marcus Wenninger hatte die Mannschaft erst im Sommer übernommen, befand sich mit ihr aber auf einem sehr guten Weg.

Den möchte er, sobald möglich, weitergehen: Im Gespräch mit unserem Redaktionsmitglied Sandra Hennig spricht er über die aktuelle Lage, seine Vertragsverlängerung und die Aussichten auf die neue Runde.

Herr Wenninger, im November hatten wir uns darüber unterhalten, dass Planungssicherheit und mögliche Szenarien zur Saisonfortsetzung wichtig wären. Sind wir Ihres Erachtens jetzt, drei Monate später, einen Schritt weiter?
Wenninger

Ich denke insofern ja, als wir jetzt wissen, dass es entweder nur noch die Hinrunde zu Ende zu spielen gibt, oder es folgt der Abbruch. Soweit ich weiß, gibt es nur noch diese zwei Szenarien. Deshalb hat man natürlich schon eine gewisse Planungssicherheit.

Wie ist denn der Draht gerade zur Mannschaft? Stehen Sie regelmäßig in Kontakt und wie geht das Team mit der Situation um?
Wenninger

Alle versuchen, sich individuell fit zu halten. Klar ist aber auch, dass man auf den Start hofft und wartet. Es ist sicher keine einfache Situation, mittlerweile ist es aber eine, die ja nicht mehr ganz neu ist. Im alten Jahr waren wir mit Online-Trainings unterwegs und haben jetzt vor, uns sporadisch online zu treffen, damit wir uns austauschen können. Ansonsten haben wir eine WhatsApp-Gruppe, in der man sich mitteilen kann. Und wir führen in dieser Phase Einzelgespräche. So hangeln wir uns durch.

Einzelgespräche aufgrund von Vertragsgesprächen?
Wenninger

Das wird im Einzelfall natürlich auch mal thematisiert, da informiert man sich, wie die Lage gerade ist. Ich möchte aber, dass die Spieler wissen, dass sich jeder, sollte er Redebedarf haben, bei mir, dem Co-Trainer oder dem Trainerstab melden kann.

Sie persönlich haben mittlerweile etwas mehr Planungssicherheit: Sie haben ihren Vertrag beim FC Nöttingen verlängert und bleiben dem Verein auch in der nächsten Saison erhalten.
Wenninger

Ich weiß auf jeden Fall, dass es ab dem 1. Juli weitergeht (lacht). Ich denke, es war von beiden Seiten aus gewünscht – genau wie im Vorfeld dieser Saison – den Zeitraum auf ein Jahr zu fixieren. Ich selbst muss auch nicht mehr so langfristig planen. Und in diesen Zeiten ist es für mich auch einfach dem Verein gegenüber fair, keine Prognose über mehrere Jahre zu verlangen.

Mussten Sie lange überlegen oder war es für Sie selbstverständlich, wieder zu unterschreiben?
Wenninger

Es gab tatsächlich nicht viel zu überlegen. Der Verein kam auf mich zu und für mich ist das immer die Voraussetzung, dass der Verein diese Verlängerung wirklich auch möchte. Für mich war klar, dass wir einen recht guten Weg eingeschlagen haben, der leider aber nur relativ kurz war. Diesen guten Weg wollen aber beide Parteien fortsetzen, deshalb war es für mich wirklich eine Selbstverständlichkeit, diesen Weg wiederaufzunehmen, wann auch immer das sein mag. Vielleicht mit viel Hoffnung im April, sonst eben im Sommer.

Brennt es unter den Nägeln zu sehen, was man mit dieser Mannschaft erreichen kann?
Wenninger

Ich glaube, wir haben es wirklich nicht schlecht gemacht. Die Frage, wie sich die Mannschaft hätte entwickeln können und wo sie sich hätte platzieren können, ist natürlich da. Die Antwort bekommen wir in dieser Saison aber – wenn überhaupt – nur noch teilweise. Deswegen ist es klar, dass wir, wenn wir in die neue Runde starten, diesen Weg fortsetzen wollen. Jetzt schauen wir aber erst einmal, was diese Saison noch möglich ist. Falls wir die Hinrunde zu Ende spielen können, schauen wir, was da noch Positives passieren könnte.

Welche Entwicklung konnten Sie in der kurzen Zeit im Spielbetrieb denn schon festmachen?
Wenninger

Neues Trainerteam, Neuzugänge kommen, man wollte versuchen oben mitzuspielen. Das hat sicher an der einen oder anderen Stelle immer seine Schwierigkeit – aber ich denke in Summe sind wir relativ stabil aufgetreten und haben gezeigt, dass wir zu den oberen Mannschaften gehören können. Es war schon die Entwicklung, die wir uns erhofft hatten. Dass sie sich so schnell einstellen würde, davon konnte man aber sicherlich nicht ausgesehen. Die Neuzugänge haben sich schnell integriert und auch auf dem Platz etabliert. Da haben viele Rädchen sehr positiv ineinandergegriffen. Jetzt sind wir natürlich wie alle anderen gerade ausgebremst. Deswegen hat man eben nur dieses Vierteljahr zu betrachten – aber wir sind gespannt, wie es weitergeht und ob wir das konsequent so fortsetzen können.

Wird Ihr Kader weitestgehend zusammenbleiben?
Wenninger

Die Gespräche müssen final noch mit jedem Einzelnen zu Ende geführt werden. Ich denke aber schon, dass der Großteil zusammenbleibt und an den Stellen ergänzt wird, wo man ergänzen muss oder möchte. Ich gehe nicht davon aus, dass es ganz große Veränderungen gibt. Und Veränderungen im Kleinen sind ja jedes Jahr vonnöten. Da wird sich sicherlich auch dieses Jahr etwas tun.

Ihr Ex-Verein SGV Freiberg hat nochmal mächtig zugeschlagen auf dem Transfermarkt. Wie schätzen Sie die Lage dort ein?
Wenninger

Sie werden lachen, ich habe das auch nur bedingt verfolgt. Soweit ich weiß, haben sie in gleicher Anzahl Spieler abgegeben, wie sie neue geholt haben. Aber natürlich werden sie sich davon einen Qualitätsvorteil versprechen. Es scheint so, als würden sie – natürlich nicht ganz unberechtigt – für die Klasse weiter oben planen. Das haben sie aber ja im Endeffekt schon vor der Saison mit dem Kader, den sie jetzt in der Oberliga platziert haben. Da wusste man, welcher Gedanke sich dahinter verbirgt.

Wie positiv sind Sie denn gestimmt, dass die nächste Saison einigermaßen normal verläuft?
Wenninger

Hätten Sie mich das vor einem halben Jahr gefragt, hätte ich gesagt, gar keine Frage – ab 2021 werden wir kein Problem mehr haben. Mittlerweile ist man mit seiner Prognose vorsichtiger geworden, weil man nie weiß, was alles noch passieren kann, das hat uns die Vergangenheit gelehrt. Ich hoffe aber natürlich, dass mit den wärmeren Monaten und den Impfungen parallel die Pandemie zum Großteil besiegt werden und dass die neue Runde durchgespielt werden kann.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten für dieses Jahr, welche wären das?
Wenninger

Ich denke, der Gesundheitsaspekt steht für alle absolut im Vordergrund. Auf den Sport heruntergebrochen würde ich mir wünschen, dass wir, wenn wir denn die Hinrunde zu Ende spielen können, um Platz zwei mitspielen und damit die Möglichkeit nutzen, vielleicht noch eine Klasse höher zu rutschen. Der dritte Wunsch ist der, den vermutlich jeder für sich in Anspruch nimmt: Dass man sich in seinem familiären Umfeld wohlfühlt und alle gesund bleiben.

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